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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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Festungsanlagen segeln und diese mit einer Salve aus beiden Buggeschützen begrüßen. Dann wird das große Beiboot zum Empfangskomitee gerudert, das aus zwei Sampans der Gesellschaft besteht. Anschließend kehren alle drei Boote zum Schiff zurück, um die Zollformalitäten zu erledigen.»
    «Wann genau können wir mit der Abfahrt des Empfangskomitees in Dejima rechnen?»
    Die Antwort wird von einem Achselzucken begleitet: «In etwa einer Viertelstunde, Sir.»
    «Damit Klarheit herrscht: Das Komitee besteht aus japanischen und niederländischen Beamten?»
    Snitker antwortet auf Englisch: «Japaner und Niederländer, ja.»
    «Fragen Sie ihn, wie viele Schwertträger das Komitee begleiten werden, Mr. Hovell.»
    Die Antwort ist kompliziert, und der Erste Leutnant muss mehrmals nachfragen. «Alle Beamten an Bord tragen Schwerter, aber diese dienen in erster Linie dazu, ihren Rang anzuzeigen. Im Grunde ähneln sie einem englischen Landadeligen, der große Worte führt, aber ein Schwert nicht von einer Stopfnadel unterscheiden kann.»
    «Wenn Sie möchten, Sir» - Major Cutlip kennt keine Hemmungen -, «nehmen wir ein paar von den grunzenden Affen als Geisel und verdrücken sie zum zweiten Frühstück.»
    Zum Teufel mit Cornwallis , denkt der Kapitän, dass er mir diesen Esel aufgehalst hat.
    «Niederländische Geiseln», wendet Hovell ein, «könnten unsere Position stärken, aber -»
    «Ein einziger Japaner mit blutig geschlagener Nase», stimmt Penhaligon ihm zu, «könnte jede Hoffnung auf einen Vertrag für Jahre zerschlagen, ich weiß: Die Japaner sind ein stolzes Volk, wenigstens so viel hat sich mir aus Kaempfers Buch eingeprägt. Aber ich halte es für lohnend, das Risiko einzugehen. Unsere Tarnung ist nur ein kurzfristiger Notbehelf, und ohne verlässlicheres Wissen ...», sein Blick richtet sich auf Daniel Snitker, der die Stadt durchs Fernrohr beobachtet, «über die Bedingungen an Land sind wir Blinde, die sich aufmachen, die Sehenden zu überlisten.»
    «Was ist mit dem Indienfahrer, den die Niederländer vielleicht versteckt haben, Sir?», fragt Leutnant Wren.
    «Wenn es ihn gibt, soll er warten. Er wird kaum unbemerkt an uns vorbeischlüpfen. Mr. Talbot, befehlen Sie dem Bootsmann, das Beiboot fertig zu machen - er soll es aber noch nicht zu Wasser lassen.»
    «Jawohl, Sir.»
    «Mr. Malouf.» Penhaligon wendet sich an einen Kadetten, «sagen Sie Mr. Wetz, er soll das Schiff bis auf eine halbe Meile hinter die niedlichen Festungsanlagen steuern - er soll sich aber Zeit dabei lassen ...»
    «Jawohl, Sir: Eine halbe Meile, Sir.» Malouf eilt zum Navigator; unterwegs springt er über ein verschmutztes aufgerolltes Tau.
    Je eher das Deck geschrubbt wird , denkt der Kapitän, desto besser.
    «Mr. Waldron.» Er wendet sich an den schwerfälligen Hauptkanonier. «Sind die Geschütze einsatzbereit?»
    «Beide Buggeschütze bereit, Captain: Verschlüsse entfernt, Kartuschen eingelegt, aber noch keine Kugeln.»
    «Üblicherweise begrüßen die Niederländer die Wachposten, wenn sie die Klippen dort passieren - sehen Sie?»
    «Ich sehe sie, Sir. Sollen die Männer unten dasselbe tun?»
    «Jawohl, Mr. Waldron, und obwohl ich weder Kampfhandlungen beabsichtige noch wünsche ...»
    Waldron wartet geduldig, bis der Kapitän die richtigen Worte gewählt hat.
    «... halten Sie den Schlüssel für das Magazin bereit. Das Glück ist mit den Gerüsteten.»
    «Jawohl, Sir, wir halten uns bereit.» Waldron geht hinunter ins Batteriedeck.
    Die Männer in der Takelage rufen einander zu, als ein Bramsegel niedergeholt wird.
    Wetz brüllt in alle Richtungen Befehle.
    Segel blähen sich, die Phoebus nimmt Fahrt auf, Tauwerk und Gebälk knarren.
    Auf der Delphinharpune putzt ein Kormoran sein glänzendes Federkleid.
    Der Lotgast singt die Wassertiefe aus: «Neun Faden!» Die Zahl wird an Wetz weitergegeben.
    Penhaligon sucht mit dem Fernrohr die Küste ab. Ihm fällt auf, dass es in Nagasaki weder Wehr- noch Wohnturm gibt. «Mr. Hovell, bitte fragen Sie Mr. Snitker Folgendes: Angenommen, wir brächten die Phoebus so nahe an Dejima heran, wie es unser Mut erlaubt, ließen zwei Boote à zwanzig Mann landen und besetzten die Faktorei: Sähen die Japaner dies als Angriff auf niederländisches oder auf japanisches Gebiet?»
    Snitkers knappe Antwort klingt entschieden. «Er sagt», übersetzt Hovell, «er weigere sich, Mutmaßungen darüber anzustellen, was in den Köpfen japanischer Beamter vorgehe.»
    «Fragen Sie ihn, ob er bereit wäre,

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