Die tausend Herbste des Jacob de Zoet
Kobayashi mit Unschuldsmiene, «als Antwort in Edo wurde geschrieben.»
«Da fragt man sich doch, ob Sie in Ihrer Übersetzung von Gouverneur van Overstratens Brief ebenso verfahren sind wie mit den berüchtigten Pfauenfedern.»
Kobayashi sieht Iwase an, als wolle er sagen: Verstehst du, was er meint ?
«Übersetzung», erklärt Iwase, «hat Siegel von allen vier Oberdolmetschern.»
«Ali Baba», murmelt Lacy, «hatte vierzig Räuber: War er deshalb ein ehrlicher Mann?»
«Die Frage, meine Herren, ist doch folgende.» Vorstenbosch erhebt sich. «Reichen neuntausendsechshundert Pikol aus, um die Hinrichtung Dejimas zwölf Monate aufzuschieben?»
Iwase übersetzt für Kammerherr Tomine.
Traufen tropfen, Hunde bellen, der böse Ausschlag an Jacobs Beinen juckt unter den Strümpfen.
«Die Shenandoah hat genügend Platz für Dejimas Warenbestand.» Lacy angelt eine juwelenbesetzte Schnupftabaksdose aus der Jackentasche. «Wir können schon heute Nachmittag mit dem Verladen anfangen.»
«Was sollen wir tun? Ziehen wir den Zorn unserer Herren in Batavia auf uns ...», Vorstenbosch klopft auf das Barometer, «... indem wir diese lächerliche Erhöhung akzeptieren und Dejima erhalten? Oder ...», Vorstenbosch geht zur Standuhr und betrachtet das alte Ziffernblatt, «... geben wir den unrentablen Handelsposten auf und rauben so einer rückständigen asiatischen Insel ihren einzigen europäischen Verbündeten?»
Lacy schnupft eine große Prise Tabak. «Allmächtiger - der hat’s in sich!»
Kobayashis Blick verweilt auf Vorstenboschs leerem Stuhl. «Neuntausendsechshundert Pikol», erklärt Vorstenbosch, «geben Dejima eine einjährige Gnadenfrist. Schicken Sie eine Nachricht nach Edo und lassen Sie das Kupfer aus Saga herbringen.»
Iwase ist die Erleichterung anzumerken, als er Tomine die Neuigkeit übermittelt.
Der Kammerherr des Statthalters nickt, als hätte es gar keine andere Entscheidung geben können.
Kobayashi verbeugt sich mit der üblichen finsteren Häme. «Faktor Unico Vorstenbosch», schreibt Jacob, «nahm das Angebot an ...»
«Aber Gouverneur van Overstraten», sagt der Faktor mit mahnender Stimme, «lässt sich nicht zweimal zurückweisen.»
«... wies Dolmetscher jedoch darauf hin», fügt die Feder des Sekretärs hinzu, «dass Einigung nicht endgültig sei.»
«Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um die Kompanie angemessen für die horrenden Risiken und die inflationären Kosten zu entschädigen, die der Unterhalt dieser Faktorei mit sich bringt. Aber für heute wollen wir die Angelegenheit vertagen.»
«Einen Augenblick, Herr Faktor, bitte», sagt Kobayashi. «Mehr gute Neuigkeiten.»
Jacob spürt, dass etwas Unheilvolles den Raum betritt.
Vorstenbosch stützt sich auf die Stuhllehne. «Ja?»
«Ich ermahne Stadtregierung sehr viel über gestohlene Teekanne. Ich sage: ‹Wenn wir Teekanne nicht finden, große Schmach kommt auf unser Volk.› Also Kammerherr schickt aus viele ...», er bittet Iwase um Hilfe, «... ja, ‹Wachtmeister›, viele Wachtmeister, um Teekanne zu finden. Heute in der Zunft, als ich beende ...», er zeigt auf die Übersetzung der Antwort des Shōguns, «... Bote kommt von Stadtregierung. Jadeteekanne von Kaiser Chongzhen ist gefunden.»
«Trefflich! In ...», Vorstenbosch sucht nach einem Haken, «... in welchem Zustand ist sie?»
«Zustand unversehrt. Zwei Diebe haben Verbrechen gestanden.»
«Ein Dieb», fährt Iwase fort, «stellt Kiste in Wachtmeister Kosugis Sänfte. Anderer Dieb legt Teekanne in Kiste, und so wird durch Landpforte geschmuggelt.»
«Wie», fragt van Cleef, «hat man die Diebe gefasst?»
«Ich rate Statthalter Ōmatsu, zu bieten Belohnung ...», sagt Kobayashi, während Iwase dem Kammerherrn erklärt, worüber gerade gesprochen wird, «... damit Diebe werden verraten. Plan hatte Erfolg. Teekanne wird später gebracht. Ich habe noch bessere Neuigkeit: Statthalter Ōmatsu gibt Erlaubnis, Diebe auf Fahnenplatz hinzurichten.»
«Hier?» Vorstenboschs zufriedene Miene verdüstert sich. «Auf Dejima? Wann?»
«Bevor Shenandoah ablegt», antwortet Iwase, «nach Morgenappell.»
«So alle Niederländer ...», Kobayashi setzt ein engelhaftes Lächeln auf, «... können sehen japanische Gerechtigkeit.»
Der Schatten einer kühnen Ratte huscht über das Ölpapier im Fenster.
Du hast für deine kostbare Teekanne nach Blut geschrien, lautet Kobayashis Kampfansage ...
Die Schiffsglocke der Shenandoah läutet.
... bist du jetzt auch Manns
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