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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mit Grimm zu reden.
    Pismire war der Schamane, eine Art Gelegenheitspriester.
    Bei den meisten Stämmen gab es Schamanen, aber Pismire unterschied sich von seinen Kollegen. Zum Beispiel: Er wusch die sichtbaren Körperteile mindestens einmal im Monat, womit er viele Leute erstaunte. Andere Schamanen hießen den Schmutz geradezu willkommen und schienen der Ansicht zu sein: je dreckiger, desto magischer.
    Er verzichtete darauf, Federn und Knochen zu tragen. Und er sprach auf eine sehr individuelle Weise.
    Die Schamanen benachbarter Stämme aßen Pilze mit gelben Flecken – sie wuchsen tief im Haardickicht –, und anschließend hörte man von ihnen Bemerkungen wie: »Hiiieee jahjah heja! Hejaheja jahjah! Hngh! Hngh! «Nun, das klang zumindest magisch.
    Pismire hingegen benutzte Formulierungen wie: »Genaue Beobachtung, gefolgt von sorgfältigen Schlußfolgerungen und der präzisen Festsetzung eigener Ziele – so heißen die Voraussetzungen für den Erfolg eines Unternehmens. Ist dir aufgefallen, daß wilde Bläser immer zwei Tagesmärsche von der nächsten Sorath-Herde entfernt sind? Übrigens: Iß keine Pilze mit gelben Flecken.«
    Das hörte sich nicht sehr magisch an, aber es funktionierte viel besser und ermöglichte eine gute Jagd. Insgeheim glaubten einige Munrungs, das Jagdglück hänge in erster Linie von ihnen selbst ab. Pismire unterstützte derartige Meinungen. »Positives Denken ist ebenfalls sehr wichtig«, sagte er.
    Er war auch der offizielle Medizinmann, und zwar ein ziemlich guter – was die Munrungs nur widerstrebend zugaben, da sie an der Tradition hingen. Die medizinischen Ideen seines Vorgängers beschränkten sich darauf, Knochen in die Luft zu werfen und ›Hjahjahjah! Hgn! Hgn!‹ zu rufen. Pismire mischte seltenen Staub, preßte aus der Masse sogenannte Tabletten und wandte sich mit solchen Ratschlägen an den Kranken: »Nimm jeweils eine davon, wenn du abends zu Bett gehst und morgens aufstehst.«
    Gelegentlich gab er auch Empfehlungen in Hinsicht auf andere Dinge.
    Grimm hackte Holz vor seiner Hütte, und plötzlich stand Pismire hinter ihm. »Es klappt nie«, sagte er. »Du solltest Snibril nicht noch einmal nach Tregon schicken. Er ist ein Munrung. Kein Wunder, daß er immer wieder wegläuft. Er kann nie zu einem Schreiber werden; das liegt ihm einfach nicht im Blut. Laß ihn hier bei uns bleiben. Ich sorge dafür, daß er lesen lernt.«
    »Wenn du ihm das Lesen beibringen kannst … Es wäre mir durchaus recht.« Grimm schüttelte den Kopf. »Ich verstehe ihn nicht. Bläst dauernd Trübsal. Seine Mutter war so, aber als verheiratete Frau wurde sie vernünftiger.«
    Grimm hatte nie lesen gelernt, doch er war von den Schreibern in Tregon Marus immer sehr beeindruckt gewesen. Sie hinterließen Zeichen auf Pergament, seltsame Schnörkel, die sich erinnerten. Darin kam eine gewisse Macht zum Ausdruck, und er wollte, daß auch ein Orkson daran teilhatte.
    So kam es, daß Snibril Pismires Dorfschule zusammen mit den anderen Kindern besuchte, dort Zahlen sowie Buchstaben kennenlernte und auch mit den Dumii-Gesetzen vertraut wurde. Er fand großen Gefallen daran und nahm das Wissen mit solchem Eifer in sich auf, als hinge sein Leben davon ab. Was häufig tatsächlich der Fall war, behauptete Pismire.
    Sonderbarerweise stellte sich bald heraus, daß er ein fast ebenso geschickter Jäger war wie sein Bruder. Allerdings benutzten sie zwei verschiedene Methoden. Glurk stellte den Tieren nach, und Snibril beobachtete sie. Man muß den Geschöpfen nicht folgen, lautete eine von Pismires Weisheiten. Wenn man sie lange genug beobachtet, findet man einen Ort, wo man auf sie warten kann.
    Pismire war praktisch nie um Verbesserungsvorschläge verlegen.
    Als der alte Grimm starb, bestattete man ihn in einem Hügelgrab aus dem Staub des Teppichs, mit einem Speer an der Seite. Die Munrungs wußten nicht genau, welchen Ort man nach dem Tod aufsuchte, aber sie sahen kaum einen Sinn darin, ihn hungrig zu erreichen.
    Glurk wurde zum Oberhaupt der Gemeinschaft, und zu seinen Pflichten gehörte es, den Stamm für die nächste Zählung nach Tregon Marus zu führen. Doch der Gesandte aus jener Stadt war längst überfällig, und dieser Umstand weckte Besorgnis in Glurk. Er hatte es keineswegs eilig damit, die Steuern zu bezahlen und nach Tregon zu reisen, nur um herauszufinden, warum sich der Gesandte so sehr verspätete … Nun, das erschien ihm ein wenig übertrieben. Andererseits: Die Dumii zeichneten sich durch

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