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Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Titel: Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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Seine Schwestern interessierten Thorna offenbar nicht im geringsten, aber ein rascher Blick Davids hatte ihr klargemacht, daß es am besten sei, wenn sie sich den Wünschen des Edelmannes fügte. Man konnte nie wissen, wie wichtig es war, auch unter den O’Broins Freunde zu haben. David, der sich vorgenommen hatte, einige Gespräche mit den Arbeitern zu führen, hatte vorgegeben, sich für den Wiederaufbau des Kastells zu interessieren, und streifte ziellos auf der Baustelle umher. Zwei Offiziere und ein in wallende, weiße Gewänder gekleideter Baumeister musterten ihn zwar mißtrauisch, äußerten aber kein Wort. Allem Anschein nach hatte es sich inzwischen herumgesprochen, daß er ein Gast des exzentrischen Herrn Justin war und zu keiner Arbeit gezwungen werden konnte.
    Padraig O’Broin, der sich kurz in Begleitung zweier ausnehmend hübscher Frauen auf den Zinnen der Ostmauer sehen ließ, warf David einen höhnischen Blick zu. Vorsicht, dachte David. Bei der erstbesten Gelegenheit wird er einen Grund finden, dich von deinem Gastgeber zu isolieren und in eine Maurerkolonne zu integrieren. Der Mann war ein Ignorant und Barbar; es war kaum zu glauben, daß die beiden O’Broin-Brüder sich zu dermaßen unterschiedlichen Charakteren entwickelt hatten.
    Als David bei einer Steinklopferkolonne stehenblieb und den Leuten bei der Arbeit zusah, kam einer der Offiziere auf ihn zu und knurrte: »Wenn Ihr schon das Privileg genießt, nicht zu arbeiten, solltet Ihr den Leuten wenigstens nicht im Weg herumstehen.«
    David wirbelte herum und musterte den Mann. Er hatte ganz plötzlich den Eindruck, als ob er bewußt provoziert werden sollte. Hatte Padraig den Offizier auf ihn angesetzt? Wartete er darauf, daß er dem Mann eine harte Antwort gab, um ihn so leichter der Gastfreundschaft seines Bruders entreißen zu können?
    David beschloß zu schweigen. Besser, er lieferte O’Broin keinen Grund zu irgendeiner Intervention. Als er sich abwandte und Anstalten machte, zum Haupttor zurückzugehen, fiel sein Blick auf eine schmale Gestalt, die ihm gerade den Rücken zuwandte. Es war unverkennbar eine Frau mit dunklem, krausem Haar, die sich jetzt anschickte, eine Ladung Steine auf einer hölzernen Schubkarre in Richtung auf die zerstörte Ostmauer zu transportieren. David sah ihr Gesicht nur im Profil, aber die schwarzen Augen, die feingeschwungene Nase und die leicht vorstehenden Zähne der Frau machten ihm überdeutlich klar, was ihre zerfetzten Kleider bereits signalisierten:
    Sie war ebensowenig von dieser Welt wie er.
    Als sie die Ostmauer erreicht hatte und die Schubkarre umkippte, konnte David terGorden sie von vorne sehen. Ihr Gesicht war sonnengebräunt, aber die Frau war unverkennbar Rianna Ross.
    Sie hatte zu Asen-Gers Leuten gehört.
    Im gleichen Moment erkannte sie ihn auch. Die Griffe der Schubkarre entglitten ihren Händen.
    »David terGorden«, murmelte sie fassungslos. Da David durch mehr als zwanzig Meter von der Frau getrennt war, konnte er die Worte lediglich von ihren Lippen ablesen.
    Seine Gestalt straffte sich. Er ging langsam auf Rianna zu, und es kostete ihn eine ungeheure Anstrengung, nicht in lauten Jubel auszubrechen und die Frau, die er kaum kannte, in seine Arme zu reißen.
    Als er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, fing David aus den Augenwinkeln den warnenden Blick des Offiziers auf, der ihn erst kurz zuvor zurechtgewiesen hatte. Er kniff die Augen zusammen. Die eigenartigen Bedingungen auf Rorqual machten einen telepathischen Kontakt unmöglich. Hoffentlich verstand sie ihn!
    Rianna Ross war nicht nur eine erfahrene Treiberin, sondern auch eine bewährte Angehörige der Terranauten. Noch ehe David, der so tat, als interessiere er sich brennend für die Maurerkolonne, die gerade dabei war, die Löcher in der Ostmauer zu flicken, sie erreicht hatte, senkte sie den Blick und flüsterte, die Karre wieder aufhebend: »Heute nacht! Ich erwarte dich am Südtor!«
    »Gut«, sagte David ohne eine Miene zu verziehen und fügte hinzu: »Dem Himmel sei Dank, daß ich dich gefunden habe.«
     
    *
     
    Die mondlose Nacht Rorquals erinnerte David terGorden, als er durch die von Pechfackeln erleuchteten Korridore des Kastells schlich und hin und wieder einen Blick aus den scheibenlosen Fenstern warf, an das Innere eines imprägnierten Kohlensacks. Der Himmel war absolut schwarz und sternenlos. Die Nacht hatte sich mit der für Rorqual charakteristischen Plötzlichkeit über das Kastell gelegt. Die

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