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Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen

Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen

Titel: Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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sprangen auf.
    »Stehenbleiben!« rief David und ging langsam auf den jungen Markham zu.
    »Verstehst du mich?« fragte er. Mark sah ihn an, als erwache er aus einem tiefen, jahrzehntelangen Schlaf. Dann öffnete er den Mund und sagte:
    »Natürlich.« Er sah sich mit einem träumerischen Blick um. »Wo sind wir hier?« Er griff sich an den Kopf. »Mein … Kopf … Er tut weh …«
    Wortlos starrten die anderen ihn an. David, der ihm genau in die Augen sah, stellte fest, daß der Blick des jungen Mannes anders war als zuvor. In ihm leuchtete nicht nur Vernunft, sondern auch etwas unbegreiflich Fremdartiges. Es war der Blick eines anderen Menschen.
    »Wer bist du?« wiederholte David. Er bewegte sich nicht von der Stelle.
    »Ich bin …« Der junge Markham riß plötzlich erschreckt die Augen auf. »Ich habe es vergessen!« er schluchzte hysterisch. »Ich habe es vergessen! Nach all den Jahren … und all den Mühen … Ich war allein, ich war Hunderte, vielleicht Tausende von Jahren allein in dieser großen Leere, und …« er taumelte. David sprang vor und fing ihn auf. Markhams Knie knickten ein. Farrell zog blitzschnell sein Schwert und eilte herbei. Der entsetzte Blick, mit dem der junge Markham ihn maß, zeigte an, daß er nicht nur unter starker Anspannung litt, sondern Todesängste ausstehen mußte.
    »Ich hieß … Jan …« sprudelte es plötzlich von den Lippen des Besessenen. »Ich kam in einem brennenden Schiff … Die Treiber waren … alle tot. Feuer! Feuer!« Er schlug um sich, und David und Farrell hielten ihn gemeinsam fest. »Wir hatten fast keinen Sauerstoff mehr … Wir mußten diesen Planeten erreichen …«
    Markham klappte zusammen. David ließ ihn zu Boden gleiten und legte ihm den Kopf auf sein Knie.
    »Ich sehe … die anderen«, stammelte Markham, »und sie sehen mich … Aber wir können … keinen … Kontakt miteinander aufnehmen. Es ist … schrecklich.« Markhams Körper zuckte. Dann materialisierte das Licht erneut über seinen Kopf. Es schrie und kreischte und raste umher wie ein Feuerwerkskörper, bis es in der Finsternis der Nacht verschwand.
    »Wer«, fragte der junge Markham, »war da bei mir?«
    Sein Gesichtsausdruck war wieder der alte.
    David und Farrell wechselten einen Blick.
    »Schon gut«, sagte David zitternd und half dem jungen Mann auf. »Es war nichts.«
     
    *
     
    Ob man sie nun Seelen oder Banshee nannte – für David und die anderen stand nach dieser Begegnung in der Nacht ein für allemal fest, daß neben dem menschlichen und nichtmenschlichen auf Rorqual noch ein anderes, auf rein geistiger Basis funktionierendes Leben existierte. Mochten die Eingeborenen dieser Welt dies auch in Abrede stellen oder in das Reich der Fabel verweisen: sie hatten Kontakt mit einer körperlosen Intelligenz aufgenommen, die alles versucht hatte, die Hülle eines geistig behinderten – und somit wehrlosen Menschen – zu ihrem Wirtskörper zu machen. Das Geistwesen namens Jan hatte sich zuletzt auf einem in Flammen stehenden Raumschiff befunden, das offenbar auf dem Planeten Rorqual gelandet war oder ihn zumindest angesteuert hatte.
    Justin O’Broin hatte David und Thorna erzählt, daß man auf den Inseln im Scharlachmeer glaube, die legendären verlorenen Seelen seien die unsterblichen Überreste jener, die in einer Schlacht gefallen waren. Bedeutete dies, daß es in diesem rätselhaften Universum ein Leben nach dem Tode gab? Das Wesen Jan hatte angedeutet, seit langer Zeit allein und isoliert gewesen zu sein. War es möglich, daß sie mit der Seele eines in Weltraum II gestorbenen Menschen zusammengetroffen waren?
    David schauderte, als er sich vorstellte, in entkörperlichter Form durch eine ewige Nacht reisen zu müssen. Offenbar war es den Banshees unmöglich, miteinander Kontakt aufzunehmen. Es war kein Wunder, daß sie alles versuchten, dadurch zu einem neuen Leben zu gelangen, daß sie sich auf die Wehrlosesten der Gesellschaft stürzten. Die erste Banshee, die den jungen Markham damals im Tulpenwald hinter der Nördlichen Bergkette übernommen hatte, schien allerdings weniger zerrüttet gewesen zu sein als Jan. David erinnerte sich noch gut an den herrischen Tonfall, mit dem der Parasit befohlen hatte, ihm die Fesseln zu lösen.
    Die rätselhafte Begegnung in der Nacht überschattete den ganzen nächsten Tag. Collyn war merkwürdig schweigsam geworden und ging wieder an der Spitze. Thorna war bleich und zitterte, obwohl der vergangene Tag weitaus kälter gewesen

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