Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion

sprang mit einem gewaltigen Satz los. Offenbar war er froh, sich von diesem Ort entfernen zu können. Der Lauffresser Reijonens hechelte und hetzte hinterher.
    Dihs war sehr nachdenklich geworden.
    Viele Stunden später, nach zwei weiteren Ruheperioden, erreichten sie eine der Einsgemeinschaften der Andersbrüder. Ashram wurde sie genannt, wußte Dihs. Und zu den Aufgaben eines Viertnovizen gehörte es auch, aus dem Leben, der Andersbrüder zu lernen …
     
    *
     
    Fasziniert starrte Roger Kruschen in die wallenden grauen Nebelfetzen des zweiten Weltraums hinein. Es war das erste Mal in seinem Leben, daß er dem anderen Kosmos so nahe war, nur von einer vergleichsweise dünnen Schicht von transparentem Panzerprotop getrennt. Die Elektroniken und Aggregate des Computerrings inmitten der Zentralkuppel des Treiberfrachters ZEUBEN I summten leise. Sechs Treiber der Loge lagen auf ihren Ruheliegen und hatten die Augen halb geschlossen. Der Logenmeister Aren Walczak und die Treiberin Celine Salviat standen an der Schale und betrachteten die Mistel, die in der Nährlösung schwamm. Kruschen warf noch einen Blick hinaus und kehrte dann zu ihnen zurück.
    »Wir haben das Tordrig-System bald erreicht«, sagte Aren.
    »Es wurde auch Zeit«, brachte Kruschen hervor. Wieder entstand Wut in ihm. Celine warf ihm einen kühlen Blick zu.
    »Die Vorbereitungen auf Zeuben waren nötig«, sagte die Terranautin. »Wenn wir sofort nach Ihrem Auftauchen gestartet wären, hätten wir den Siedlern von Maranyn kaum helfen können. Die an die ZEUBEN I angeflanschten Container mit den Tiefschlafbehältern können mehrere tausend Menschen aufnehmen.«
    »Ein paar tausend«, brachte Kruschen spöttisch hervor. »Auf Maranyn leben zwanzig Millionen Siedler. Sie brauchen Jahre, um die alle nach Zeuben zu bringen.«
    »Sie wissen genau, welche Lage sich nach dem Abzug aller Garden und dem Einstellen der KK-Raumfahrt ergeben hat. Alle Welten, die weiter als fünfhundert Lichtjahre von der Erde entfernt sind, werden sich selbst überlassen. Wir haben Sie eingehend unterrichtet, Kruschen. Also meckern Sie nicht dauernd, verdammt noch mal. Wir haben ein Kurierschiff nach Aqua geschickt, einem der Zentralplaneten des Bundes. Die Terranauten dort werden sofort alle verfügbaren Schiffe nach Maranyn schicken. Aber es gibt wahrscheinlich Hunderte von Planeten, die genauso dringend Hilfe brauchen.«
    »Wenn es bis dahin nicht zu spät ist.« Kruschen strich sich nervös über die Haare. Er hatte Mühe gehabt, den ganzen Ernst der neuen Lage im Sternenreich zu begreifen. Er hatte von den Entitäten gehört, von der fehlgeschlagenen Invasion auf der Erde, von der Flucht Valdecs. Er hatte gehört, daß auf vielen außerhalb des 500-Lichtjahre-Radius liegenden Welten das Chaos herrschte, weil die Nachschublieferungen ausblieben. Er wußte nun, daß Maranyn auf Jahre hinaus auf keine Hilfe von der Erde oder den Planeten des Innenbereichs hoffen durfte. Das Tordrig-System mußte sich dem Bund der Freien Welten anschließen, wollte es überleben. Das alles war schon schlimm genug. Hinzu kam die Gefahr, die von den Kosmischen Sporen ausging. Sie waren auch schon, wie die Terranauten auf Zeuben behauptet hatten, in anderen Regionen des Sternenreiches, aufgetaucht und standen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Kaiserkraft. Glaubte man den Terranauten, dann gab es nichts, was einen einmal von Kosmischen Sporen befallenen Planeten retten konnte. Was blieb, war nur Evakuierung. Und Kruschen hatte an Bord von COSMODROM Plato III genug gesehen, um sich ein Bild über die Gefährlichkeit dieser Sporen zu machen.
    »Kontratransitpunkt erreicht«, vermeldete einer der Treiber auf den Ruheliegen. Kruschen drehte sich um. Das graue Wallen hinter dem Panzerprotop der Zentralkuppel war verschwunden. Sterne glitzerten auf schwarzem Samt. Von links her schob sich der gewaltige Ball von Rotriese in sein Blickfeld. Nur undeutlich waren seine Monde auszumachen. Einer davon hieß Maranyn.
    »Machen wir uns fertig«, sagte Aren Walczak und schickte sich an, den Computerring in Richtung des Korridors zu verlassen, der zum Dorn führte. Die Treiber erhoben sich von ihren Liegen und ließen sich dann in den Sesseln vor ihren Instrumenten nieder.
    »Ortung negativ«, sagte eine junge Frau. »Keine Kosmischen Sporen in unmittelbarer Nähe.«
    Aren nickte. »Gut. Rufen Sie die Raumhafenkontrolle von Doriaman.« Er warf Celine und Kruschen einen auffordernden Blick zu und trat in den