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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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sofortige Exitus unterblieb. Dennoch steht es außer Zweifel, dass sie nicht überlebt hätte, wäre sie nicht zeitnah gefunden worden. Sie wäre erstickt. Als der Hausmeister sie entdeckte, war sie schon blau angelaufen, eine Atmung nicht mehr feststellbar. Der Mann hat vorbildlich reagiert und Ihre Tochter noch vor Ort wiederbelebt. Wir sprachen mit unseren Kollegen, die auf Spiekeroog den Fundort begutachtet haben. Diese schließen eine mögliche Beteiligung anderer Personen aus und sind daher überzeugt, dass es sich in der Tat um einen Suizidversuch handelt. Um die Ermittlungen hierhingehend abzusichern, müssen wir Sie nun bitten, Herr Pastor Johannson, uns einige Fragen zu beantworten. Hat es eventuell Anzeichen gegeben, dass ihre Tochter aus den Leben scheiden wollte? Gab es wohlmöglich Probleme? In der Schule, im privaten Umfeld? Hat sie unter depressiven Verstimmungen gelitten, oder hat sie vielleicht schon früher versucht, sich etwas anzutun? Haben Sie gegebenenfalls einen Abschiedsbrief bei ihren Sachen oder in ihrem Zimmer gefunden? Ich weiß, das alles ist eine Zumutung für Sie, aber es wäre wirklich sehr hilfreich, wenn Sie uns diese Fragen beantworten könnten.«
    Egidius hatte den Schwall aneinandergereihter Wörter auf sich niederprasseln lassen. Sein Gesicht war wie versteinert. Er schien meilenweit weg zu sein, und es entstand eine peinliche Stille. Dr. Hartmut Carstens berührte seinen Freund leicht am Ellenbogen, der daraufhin zusammenzuckte.
    »Ich ….äääh, ich…weiß nicht«, begann er stockend. Plötzlich aber veränderte sich seine Mimik. Die Starre wich einer unendlichen Traurigkeit, die sich in seiner Miene ausdrückte. »Da drinnen liegt mein Kind«, fuhr er leise fort. »Mein wunderschönes Mädchen, unser kleiner Liebling. Mir scheint, als ob sie gerade eben erst das Laufen gelernt hat, mit ihren Puppen oder im Sandkasten spielte. Sie hat meiner Frau und mir an jedem Tag ihres Lebens ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, war, nein ist der Sonnenschein der Familie. Wir lieben alle unsere fünf Kinder gleichermaßen, aber sie ist die einzige Tochter, daher war sie stets der Augenstern. Immer hatte sie eine ganz besondere Wirkung auf andere Menschen. Hatte viele Freunde und Freundinnen, war ein Überflieger in der Schule, warmherzig und lieb, vielleicht in den letzten Monaten zuweilen ein bisschen kratzbürstig, doch welches Mädchen ist das nicht, wenn es in die Pubertät kommt. Bedrückte sie etwas, hat sie uns das immer erzählt. Wirklich immer! All unsere Kinder können zu jeder Zeit mit ihren Sorgen zu uns kommen, das wissen sie und das haben sie getan. Auch Amelie. Verstehen Sie bitte darum, meine Herren: Das, was da heute in der Schule passiert ist, das, was sie sich angetan hat, das trifft mich und meine Frau, unsere ganze Familie wie ein Keulenschlag. Unverhofft und ohne jegliche Vorwarnung. Am Morgen waren wir noch glücklich und jetzt ist unser Leben mit einem Mal ein Trümmerhaufen. Ich kann Ihnen nicht sagen, was geschehen ist, .……ich……ich….weiß…nur, dass meine….Kleine….., mein .Baby….., oh Gott……, warum nur?« Die letzten Worte waren nur noch ein heiseres Schluchzen. Seine Knie knickten einfach so weg, und bevor einer der anderen Männer hätte eingreifen können, sank er weinend zu Boden.
     

Kapitel 7
     
    13. Mai 2013 - Mölln
     
    James brauchte nur einige Sekunden, um sich wieder zu fangen. Dabei hatte der Schreck ihn mit der Härte und der Unerbittlichkeit eines arktischen Eisberges erwischt. Schreck war noch viel zu gelinde ausgedrückt. Es war ein Schock, was er da gerade zu sehen bekommen hatte. Etwas, was er sich in den schlimmsten Träumen nicht hätte zusammenphantasieren können. Jedenfalls nicht bei diesem Mädchen. Aber egal, darüber würde er sich später Gedanken machen. Zuerst einmal musste er sie aufhalten. Der Amerikaner erwachte aus seiner Starre und rannte los. Jetzt machte sich bezahlt, dass er auch nach dem Ende seiner Football-Karriere in der College-Mannschaft der Washington University nicht darauf verzichtet hatte, seinen Körper fit zu halten. Jeden zweiten Tag drehte er seine Runden und lief mal fünf, mal zehn Kilometer, gleichgültig, auf welchen Kontinent es ihn gerade verschlagen hatte. Deswegen war er erstaunlich schnell für seine doch bald 35 Jahre. Als er in die Hotellobby stürmte, sah er eben noch, wie ein wehender Rotschopf durch die Drehtür das Gebäude verließ. Er folgte ihr auf dem Fuß, musste aber

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