Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
Vom Netzwerk:
vor der dort aufgestellten Bronzefigur eines jungen Mannes mit gebundenen Händen, die an die damaligen Geschehnisse erinnern sollte. Als er zur Seite schaute, sah er, dass Amelie die Stirn in dicke Falten gelegt hatte.
    »Was ist?«, fragte er mit sanfter Stimme. »Gefällt Dir die Darstellung nicht?«
    Amelie zuckte mit den Schultern. »Nein, das tut sie in der Tat nicht«, erwiderte sie ernst. »Weißt Du, es ist nur eine einzelne Figur, die man hier sieht. Einer gegen alle, sozusagen. Das stört mich genauso wie der Fakt, dass, wenn man vom deutschen Widerstand redet, im Prinzip immer nur der Name Stauffenberg genannt wird. Natürlich stimmt es, dass er das Gesicht des Widerstandes ist. Doch es hat auch andere gegeben. Das konntest Du ja eben in der Ausstellung sehen. Sicher existierten sie nicht in der breiten Masse, aber es gab sie. Die, die den Mund aufrissen und öffentlich die Nazis kritisierten. Die dafür verhaftet und interniert wurden. Die ihr eigenes Leben riskierten, um Juden oder anderen Verfolgten zu helfen, sie versteckten, bei der bei der Flucht unterstützten. Es gab diese Menschen und ihre Beweggründe waren ehrenhaft und ritterlich, zumindest überwiegend. Versteh‘ mich nicht falsch, ich will das, was Stauffenberg gemacht hat, in keinster Weise schmälern, hat er unserem Volk doch einen gewaltigen Dienst erwiesen, selbst wenn er letztendlich gescheitert ist. Dieser Mann war Offizier, ein Soldat, der erkannt hatte, dass der Krieg verloren war, und der durch seine Tat den vollkommenen Zusammenbruch Deutschlands verhindern wollte. Das ehrt ihn! Fest steht aber auch, dass er Jahre zuvor Hitler die Treue geschworen hat. Und ich bin mir eben nicht sicher, ob er sich zu einem Putsch gegen das verbrecherische Regime entschlossen hätte, wenn der Krieg für Deutschland anders, soll heißen erfolgreicher verlaufen wäre. Das ist meine persönliche Meinung. Du solltest überlegen, ob Du für Dein Projekt nicht eventuell ein alternatives Gesicht des Widerstands suchen möchtest, es gibt davon mehr als Du denkst.«
    James fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Sie hatte sicherlich recht, dennoch wollte er auf die schillernde Persönlichkeit Stauffenbergs in seinem Reiseführer nicht ganz verzichten. »Was hältst Du davon, wenn ich ihn mit reinbringe und zusätzlich noch zwei oder drei Widerständler, deren Geschichten beeindrucken, sich jedoch nicht so in den Vordergrund gespielt haben und schon beinahe vergessen sind?«
    Amelie lächelte. »Guter Kompromiss, Mr. Prescott. Mach das! Vielleicht kann ich heute Abend intensiver darüber nachdenken und Dir ein paar Namen nennen. Jetzt, mein Lieber, muss ich erstmal dringend etwas essen, ich bin kurz vorm Verhungern.«
    Eine Spur zu schnell drehte sie sich um und geriet auch prompt ins Stolpern. James reagierte instinktiv, streckte seine Arme aus und fing sie auf.
    »Mädchen, was machst Du denn?« stieß er atemlos aus, verstummte aber, als sich ihre Blicke trafen. Braune Augen, die in den Tiefen von dunkelgrünen versanken und umgekehrt. Nasenspitze an Nasenspitze, Stirn an Stirn. Rote, füllige Lippen, die ihn betörten und ihn eindringlich aufforderten, sie zu küssen. Und James wollte es. Er wollte sie küssen. So sehr! So unbedingt! Sachte strich er mit den Fingerspitzen über ihre Wangen. Sein Mund näherte sich ihrem,….doch dann bohrte sich unversehens die kleine Faust dieses Kampfgnoms in seine Magengrube und zwang ihn unschön in die Knie.
    »Verdammter Mist! Was soll denn das, Amy?«, stöhnte er mit schmerzverzogenem Gesicht, während sie sich grinsend mit verschränkten Armen vor der Brust vor ihm aufbaute.
    »Beschwer Dich nicht, Prescott, ich habe Dich vor jeglichen Übergriffen sexueller Art gewarnt«, maßregelte sie ihn. »Und jetzt komm endlich, mein Magen knurrt.«
     
    Es war schon 13 Uhr durch, als sie sich mit einigen Sandwiches und einer Wasserflasche, die sie an einem kleinen Imbiss am Straßenrand erstanden hatten, auf die riesigen Rasenflächen vor dem Reichstag fläzten und dem Treiben der buntgemischten Touristenschar zusahen. James kaute lustlos auf seiner Käsestulle herum, während Amelie ein Sandwich nach dem anderen gutgelaunt verdrückte. Gleichzeitig amüsierte sie sich über ein paar Japaner, die sich in unmittelbarer Nähe hingekauert hatten und Grashalme fotografierten, verrückt diese Kinder Nippons. Irgendwann blieb ihr James‘ langes Gesicht nicht weiter verborgen, und sie beugte sich rüber zu ihm.
    »Was ist mit

Weitere Kostenlose Bücher