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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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mir! In meiner Nähe! Würdet Ihr mich unterstützen, wenn ich Dad davon erzähle? Er wird mir vermutlich unterstellen, dass ich wieder versuche davonzulaufen, nach einer Ausrede suche, doch das tue ich nicht.  Wirklich nicht! Aber wenn das Ganze funktionieren soll, dann geht das nur mit ihr.«
    Seine Mutter und seine Geschwister hörten ihm völlig geplättet und zugleich fasziniert zu. Zu lange war es her, dass sie James mit einer solchen Leidenschaft hatten sprechen hören. Silvia Prescott stand erneut auf und umarmte ihren Sohn. »Sicher unterstützen wir Dich, mein Junge«, sagte sie sichtlich bewegt. »Hoffentlich gehen Deine Wünsche in Erfüllung, aber bitte versprich mir eins. Sei vorsichtig! Nicht, dass Du am Ende derjenige bist, der verletzt wird.«
    »Das wird nicht geschehen, Mom«, erwiderte James bestimmt. »Und nun lasst uns endlich das Essen bestellen. Ich habe einen Mordshunger.«
     
    Es war fast 14 Uhr, als James in Richtung U-Bahn schritt. Er war bester Dinge und das nicht nur, weil das Steak bei Morton’s mal wieder vom Feinsten gewesen war. Zwar hatte ein Blick auf sein Handy bestätigt, dass die junge Miss jenseits des Atlantiks weiterhin im Schmoll-Modus war, aber das ängstigte ihn nicht länger. Noch am gleichen Abend plante er nach Deutschland zurückzufliegen, und dann würde er das Kind schon schaukeln, ganz sicher. Ein weiterer Grund für seine Hochstimmung war erstaunlicherweise die Erleichterung über seine Entscheidung wegen PP. Ob es wirklich die richtige war, musste die Zeit zeigen, momentan jedenfalls ging das in Ordnung für ihn. Jetzt wollte er zu seinem Vater ins Krankenhaus fahren und ihm seine Pläne mitteilen. Natürlich nicht, ohne ihn vorher noch ein bisschen zu grillen. James hatte sogar vor, ihm den Namen eines potentiellen Käufers für Prescott Publishing zu nennen.
    Er freute sich ungemein auf das Entsetzen im Gesicht seines alten Herrn, das er mit hoher Sicherheit zu sehen bekäme. Selbst schuld, der Senior hatte es nicht besser verdient. James hatte die U-Bahn-Station erreicht. Rolltreppe oder Stufen, das war nicht wirklich eine Frage für ihn. Selbstverständlich nahm er die Stufen. Und zwar mit Elan. Mehr als in diesem Moment gut für ihn war. Vielleicht war es die Bierlache, die sich systematisch über die mittleren Stufen der Treppe verteilte. Möglicherweise war er abgelenkt durch zwei pöbelnde Jugendliche, die ihm entgegenkamen. Oder es waren seine, aufgrund der Aufregung und des Schlafmangels der vergangenen Nacht, heute etwas unkoordinierten Bewegungen, die seine Beine ineinander verhedderten und ihn der Erdanziehung gnadenlos auslieferten. Was auch immer der Grund dafür war, er stürzte. Im Fallen versuchte er noch die Hände hochzureißen, aber er war nicht schnell genug. Hart prallte er mit dem Hinterkopf auf eine Stufenkante. Ehe er einen weiteren Gedanken fassen konnte, wurde es dunkel um ihn.
     

Kapitel 27
     
    17. Mai 2013 – Spiekeroog
     
    Sie war in keiner guten Stimmung. Egidius Johannson kannte das zur Genüge. Das musste jetzt nicht sofort die Alarmstufe »Rot« bedeuten, aber es gab zumindest Anlass zur Sorge. Den ganzen Tag über war seine Kleine mit leerem Blick und undurchsichtiger Mimik durch das Haus geschlichen. Herrje, wie er das hasste, wenn sie so war. Wobei hassen höchstwahrscheinlich nicht die passende Umschreibung dieses Gefühls war, das in ihm tobte. Grenzenlose Wut, Angst, Verzweiflung, Ratlosigkeit, Panik, eine Mischung aus all dem, das kam seiner Befindlichkeit schon näher. So sehr hatte er sich auf diesen Tag gefreut. Hatte sich extra, weil sie endlich mal wieder auf Spiekeroog war, von jeglichen Terminen befreit, abgesehen von der Beisetzung des alten Hauke Friedrichsen, die am frühen Nachmittag gewesen war. Todesfälle richteten sich nun mal nicht nach den privaten Bedürfnissen des Geistlichen. Die Gemeinde hatte für ihn die höchste Priorität zu haben. Das war überwiegend selbstverständlich und auch gut, nur wenn es um Amelie ging, dann neigte Pastor Johannson dazu, eine andere Sichtweise zu präferieren.
    Das war so seit jetzt über zehn Jahren. Seit damals, als er nach dem ersten Selbstmordversuch an ihrem Bett im Krankenhaus von Wittmund gestanden hatte, und sein Kind dem Tode näher als dem Leben gewesen war. So hatte er auch heute aus dem Bauch heraus tatsächlich den Kollegen der Nachbarinsel Langeoog anrufen wollen, um ihn zu bitten, dem Trauergottesdienst für den Verstorbenen und der Beisetzung

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