Die Tiere in meiner Arche
Spende. Als erstes schrieben wir sämtliche Zoos in der Welt an, die Waldrappen besaßen oder je besessen hatten, um uns nach den dortigen Zuchterfolgen zu erkundigen und uns Pläne der Volieren, in denen man die Vögel gehalten hatte, schicken zu lassen. Die Informationen, die wir darauf bekamen, nützten uns großenteils gar nichts, ja, sie waren oft voller Widersprüche. Es gab keine zwei Zoos, die den Waldrapp in etwa gleichartigen Häusern hielten. In einigen Fällen hatten sich die Vögel fortgepflanzt, obwohl sie allem Anschein nach unter wenig befriedigenden Bedingungen hatten leben müssen, während sie in anderen Fällen, wo sie in einer anscheinend freundlicheren Umwelt gehalten wurden, sich geweigert hatten zu nisten. Uns blieb nichts anderes übrig, als beim Bau des Waldrappgeheges unseren Vorstellungen zu folgen und zu hoffen, daß wir den Bedürfnissen und Wünschen der Vögel Rechnung trugen.
Die Waldrappen-Zuchtanlage — als sie endlich fertig war — maß 12 X 6 m mit einer Höhe von 3,60 m. In Abständen waren 1,80 X 0,90 m große Glasplatten in den Drahtzaun eingelassen, und die hintere Wand war aus unbearbeiteten Granitblöcken in Form eines Felshanges aufgebaut. In Abständen waren Nistplätze verschiedener Art in den Fels eingebaut. Da die Vögel in den anderen Zoos sich in Nistplätzen völlig unterschiedlicher Art niedergelassen hatten, hielten wir es für das beste, möglichst viele verschiedene Typen von Nistplätzen anzubieten. In einigen Fällen legten wir Felssimse an — die nach rückwärts, zur Felswand hin leicht abfielen, so daß die Eier und die Jungen nicht herunterfallen konnten; andere Nistplätze wieder bestanden aus Holzbehältern, die aussahen wie Kisten, denen der Deckel und eine Seitenwand fehlten, und die in die Granitwand eingelassen waren.
Der ganze Komplex mit seinem großen Teich, der Felswand und dem großzügigen Flugraum schien uns ideal zu sein. Nun mußten wir nur noch abwarten, ob auch die Ibisse unserer Meinung waren. Nach der Art zu urteilen, wie sie hin und her flogen, auf der Felswand landeten und die Nistplätze inspizierten und dann in ihrer seltsamen, gutturalen Sprache miteinander Konferenz hielten, schien die Voliere ihnen zu behagen. Und bald schon, fast bevor sie noch mit der Geographie ihres neuen Heimes vertraut waren, fingen sie an, Nistmaterial zu den Holzbehältern in der Felswand hinaufzutragen. Mit angehaltenem Atem beobachteten wir wie zwei Nester gebaut und sieben Eier gelegt wurden. Da sie alle von jungen Vögeln gelegt wurden, hofften wir, daß vielleicht zwei von den sieben Eiern ausgebrütet würden. Am liebsten hätten wir Freudensprünge gemacht, als aus allen sieben Eiern Junge ausschlüpften und die Eltern sechs davon großziehen konnten. Das siebente war ein Schwächling, der rasch einging. Damit hatten wir unsere Kolonie mit einem Schlag nahezu verdoppelt. Die Möglichkeit, später ein Wiedereinbürgerungsprogramm zu starten und die Vögel wieder in die Freiheit zu führen, schien nun gar nicht mehr so entfernt.
Mit den Jamaika-Ferkelratten hatten wir ähnliches Glück. Auch hier hatten wir Erfolg, weil wir den richtigen »Trick« fanden: In diesem Fall bestand er darin, den Tieren ein geeignetes Gehege zu bieten. Wir hatten unsere Ferkelratten auf recht merkwürdigen Umwegen erworben. Jeder Zoodirektor, der seines Platzes würdig ist, unterhält eine ständige Korrespondenz mit den verschiedensten Leuten in den entferntesten Teilen der Welt, immer in der Hoffnung, daß sie ihm eines Tages vielleicht ein seltenes Tier beschaffen können, das er haben möchte. In meinem Fall — da die Leute meine Bücher lesen und mir daraufhin schreiben — reichen meine brieflichen Verbindungen von Peking bis Pernambuco. Unter den Leuten, mit denen ich korrespondierte, war eine Mrs. Nell Bourke, die mir eines Tages von der schönen Insel Jamaika schrieb, wie sehr ihr meine Bücher gefallen hätten. Höchst unvorsichtigerweise fügte sie hinzu, daß sie jederzeit gern versuchen würde, mir behilflich zu sein, falls ich je ein bestimmtes, auf Jamaika heimisches Tier für unseren Zoo haben wolle. Sie machte das Angebot in aller Unschuld, und ich bin sicher, daß ihr Übles schwante, als sie postwendend mein Antwortschreiben erhielt, in dem ich anfragte, ob es ihr möglich sei, einige Jamaika-Ferkelratten zu beschaffen. Doch da sie das Angebot einmal gemacht hatte, blieb Nell Bourke dabei und machte sich zusammen mit ihrer Freundin Mary MacFarlane
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