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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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wollte, musste es doch eigentlich eine Erleichterung für sie sein, wenn eine andere ihn zu fesseln schien. Oder hatte sie Angst, dass auch Henry ihren Gast allzu attraktiv fand?
    Nach dem Essen folgte Emma den anderen in den Salon; ihr Vater schloss sich ihnen ebenfalls an. Drei Musiker mit Geige, Querflöte und Blockflöte spielten eine ruhige Melodie, während die Gesellschaft den Raum betrat. Die Teppiche waren zusammengerollt und fortgeschafft worden; die Stühle und Tischchen hatte man an die Wände gerückt, um Platz zum Tanzen zu schaffen. Sir Giles belegte sogleich einen Platz in einem der Armsessel neben dem Kaminfeuer. Mrs Penberthy tat es ihm gleich. Emmas Vater wollte sich zu ihnen gesellen, doch Emma hängte sich bei ihm ein, sodass er stehen bleiben musste.
    »Papa, vielleicht sollten wir uns zu Rowan und Julian setzen.«
    Ihre Blicke begegneten sich und einen Augenblick fürchtete sie, ihn gekränkt zu haben, doch dann tätschelte er ihre Hand und gingmit zu dem Spieltisch, an dem die jüngeren Westons saßen, müßig Karten mischten und gelangweilt aussahen.
    »Dürfen wir uns zu euch setzen?«, fragte Emma.
    Rowan zuckte die Achseln. »Wenn Sie wollen.«
    Julian wollte Lizzie herbeiwinken, doch sie drehte sich um, als hätte sie ihn nicht gesehen, und lachte über etwas, das Miss Penberthy gesagt hatte. »Lizzie scheint uns zu ignorieren.«
    Nach ein paar Minuten Gespräch und einer halbherzigen Partie Whist stand Lady Weston auf und klatschte in die Hände, um sich der allgemeinen Aufmerksamkeit zu versichern.
    Dann wandte sie sich an die Musiker. »Jetzt hätten wir gern etwas Lebhafteres, damit die jungen Leute tanzen können.«
    »Was möchten Sie denn hören, Madam?«, fragte der Geiger.
    Julian stand auf und rief: »Den Eightsome!«
    Der Eightsome war ein lebhafter schottischer Reel, vielleicht nicht die beste Wahl für den ersten Tanz, zumal nach einem üppigen Dinner. Doch Lady Weston sagte nichts, deshalb schwiegen die anderen auch.
    Julian ging quer durch den Raum und bat Lizzie zum Tanz – was nicht überraschend war, wie Emma dachte, da sie ihm im Alter am nächsten stand. Phillip forderte pflichtbewusst Miss Penberthy auf, obwohl Emma erwartet hatte, dass er mit Lizzie tanzte. Und Henry verneigte sich vor Mrs Penberthy und fragte, ob sie tanzen wolle.
    Die Witwe wirkte anfangs verblüfft, doch dann lächelte sie ihn an. »Warum nicht, Mr Weston. Warum nicht.«
    Emma entging nicht der überraschte, vielleicht sogar missbilligende Blick, den Lady Weston und Sir Giles tauschten.
    Lady Weston sah ihren Mann beschwörend an. »Komm, mein Lieber. Nur einen Tanz.«
    »Vielleicht, meine Liebe, aber nicht diesen Jig. Das wäre mein Tod.«
    Emma wollte schon ihren Vater ansprechen, doch dann tippte sie Rowan auf den Arm und machte eine Kopfbewegung zu seiner Mutter hinüber.
    »Was?«
    Sie nickte erneut.
    »Muss ich?«
    »Es wäre jedenfalls eine sehr nette Geste.«
    Er erhob sich zu seiner ganzen schlaksigen Größe und sagte seufzend: »Na gut.«
    Lady Weston nahm Rowans Aufforderung mit einem strahlenden Lächeln an.
    Emmas Vater beugte sich vor. »Es tut mir leid, meine Liebe, aber ich glaube, ich bin einem schottischen Reel auch nicht mehr gewachsen.«
    »Schon gut, Papa. Ich weiß nicht, ob Lady Weston überhaupt möchte, dass wir tanzen, es sei denn, wir werden gebraucht, um ein Paar zu vervollständigen.«
    Nach dem ersten Tanz entschuldigten sich die älteren Frauen; sie wollten erst einmal wieder zu Atem kommen und ein Glas Punsch trinken.
    Rowan ergriff Lizzies Hand, was ihm einen warnenden Blick von Julian einbrachte. Dann drückte sich der freche Julian an Phillip vorbei und bat Miss Penberthy um den nächsten Tanz. Sie nahm mit nachsichtigem Lächeln an, was Julian wiederum mit finsterem Gesicht registrierte, denn er hasste es, wie ein Schuljunge behandelt zu werden. Er war ein außerordentlich gewandter und eleganter Tänzer, mit Abstand der Beste unter den hier anwesenden Herren – ein Eindruck, der zum Teil jedoch wieder zunichtegemacht wurde, weil er sich sehr recken musste, um den Arm um seine Partnerin zu legen.
    Er blickte sich im Zimmer um. »Kommt schon! Wenigstens noch ein anderes Paar!«
    Henry, der neben Phillip stand, wandte sich an Emma: »Möchte Miss Smallwood vielleicht tanzen?«
    »Ich … gern. Wenn ich gebraucht werde.«
    Henry flüsterte Phillip zu: »Willst du oder soll ich?«
    Emma hörte es und war gekränkt. Anscheinend wollte Henry Weston nicht mit ihr

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