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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Miss Penberthy unterhalten und ihre Tugenden zur Schau stellen sollten. Auch Julian und Rowan, die mit ihren fünfzehn Jahren viel zu jung für die zwanzigjährige Tressa waren, würden die Chance erhalten, sie zu beeindrucken, denn Lady Weston wollte nicht darauf verzichten, die überlegenen Talente und den Charme ihrer leiblichen Söhne herauszustreichen.
    Henry hatte gehört, wie sie zu Lizzie gesagt hatte: »Wie kann eine Frau meine vollkommenen Söhne sehen, ohne sich vorzustellen, dass ihre eigenen Söhne solche Eigenschaften haben könnten, wenn sie einen Weston heiraten würde?«
    Henry würde mit Miss Penberthy ausreiten und Phillip sollte ihr das Anwesen zeigen. Das Ganze durfte nicht zu lange dauern, dennsie alle brauchten Zeit, um sich für ein frühes Dinner umzukleiden, dem eine abendliche Veranstaltung mit Tanz und einem Mitternachtsimbiss folgen sollte – ein kleiner privater Ball wie die aus ihrer Jugend, an die Violet Weston sich so gern erinnerte.
    Mr Davies hatte ein paar Musiker aus dem Dorf bestellt, die aufspielen sollten. Und da Lady Weston wünschte, dass es genügend Paare für einen richtigen Ball gab, war sogar Miss Smallwood eingeladen worden. Insgesamt wären sie also fünf Herren und fünf Damen: Sir Giles, Henry, Phillip, Rowan und Julian. Lady Weston, Mrs Penberthy, Miss Penberthy, Lizzie und Miss Smallwood.
    Als Sir Giles die Gästeliste sah, protestierte er: »Aber meine Liebe, du hast Mr Smallwood vergessen!«
    Lady Weston rümpfte ihre gepuderte Nase. »Mr Smallwood wird sein Abendessen wie gewöhnlich mit Davies einnehmen.«
    »Aber zu dem Ball hinterher laden wir ihn doch ein?«
    Sie wandte ein: »Dann haben wir eine ungleiche Zahl Männer und Frauen zum Tanzen!«
    »Ich mache mir nichts aus Tanzen, meine Liebe, wie du sehr gut weißt. Und Mr Smallwood ist ein ausgezeichneter Tänzer, daran erinnere ich mich gut. Mrs Penberthy ist nicht mehr in Trauer und möchte ganz sicher tanzen. Wir wollen doch nicht, dass sie sämtliche heiratsfähigen Herren mit Beschlag belegt, oder?«
    Sie dachte nach. »Ich glaube, da hast du nicht unrecht, mein Lieber.«
    »Und würde es nicht einen guten Eindruck machen, meine Liebe, dass wir einen eigenen Hauslehrer haben, der bei uns wohnt?«
    Lady Weston kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Gut. Mr Smallwood wird eingeladen.«
    Sie drehte sich um und warf zuerst Phillip, dann Henry einen scharfen Blick zu. »Aber wir möchten keine Geschichten über jugendliche Eskapaden mit der Tochter des Hauslehrers hören! Ist das klar?«

    Der Freitagnachmittag kam und mit ihm die Gäste. Die Penberthys wurden von Lady Weston und Sir Giles aufs Wärmste empfangen; danach führte man sie gleich auf ihre Zimmer, damit sie sich noch ein wenig ausruhen und dann vor dem Essen frisch machen konnten.
    Henrys Kammerdiener half seinem Herrn, sich für die Gelegenheit anzukleiden. Ausnahmsweise drängte Henry seinen überaus pedantischen Diener diesmal nicht, keinen solchen Aufwand zu betreiben und sich zu beeilen. Henry hatte keine Eile. Ihm graute vor dem Dinner, das ihm bevorstand, vor der peinlichen Konversation und den damit verbundenen Erwartungen.
    Merryn fing an, Henrys Krawatte in dem schlichten Knoten zu binden, den Henry gewöhnlich bevorzugte.
    Als Henry den leidenden Gesichtsausdruck seines Dieners sah, schlug er vor: »Wie wäre es heute mit dem Wasserfall-Knoten?«
    Merryns flinke Finger hielten inne; er starrte seinen Herren mit großen Augen an, deren Ausdruck urplötzlich von Erschrockenheit zu größter Begeisterung umschlug. »Ja, Sir!« Er nahm Henry die Krawatte ab, holte eine längere aus dem Schrank und begann wieder von vorn damit, das weiße Leinen zu binden und zu arrangieren, bis es in ordentlichen, üppigen Kaskaden über seine Weste fiel. Henry kam sich vor wie ein Dandy, doch Merryn versicherte ihm, dass er sehr elegant aussah.
    Schließlich ließ sich das Unausweichliche nicht länger hinauszögern. Henry dankte Merryn, holte tief Luft und stählte sich für die Begegnung mit den anderen.
    Auf dem Weg nach unten betete er um Geduld, darum, dass er den Anstand aufbringen möge, seine Gäste freundlich zu behandeln, und vor allem um die nötige Selbstbeherrschung, seine Zunge im Zaum zu halten.
    Ein paar Minuten später setzte er sich auf seinen Platz in dem von Kerzen hell erleuchteten Speisezimmer. Miss Penberthy saß ihm gegenüber, neben Phillip.
    Sie sah besser aus, als er in Erinnerung hatte, das musste er zugeben. Ihr rotblondes

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