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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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gelegt. Im Halbschlaf wachte sie kurz auf, um es sich bequemer zu machen. Mit einem Stich der Eifersucht bemerkte sie die Miene, mit der er Eigon beobachtete, dann schloss sie die Augen wieder.
    Commios hielt noch etwas länger Wache, dann lehnte auch er sich an die Höhlenwand und schlief.
    Einige Zeit später wachten sie auf und zitterten in dem kalten Nebel, der in die Höhle vorgedrungen war. Commios ging hinaus und lauschte. Mit einem bestätigenden Nicken kam er zurück. »Ich kann nichts hören. Ich glaube, wir können eine Weile hierbleiben, aber wir sollten trotzdem kein
Feuer machen.« Er griff nach seinem Beutel und öffnete die Klappe. »Brot, die Damen?«
    Drusilla machte große Augen. »Wo hast du das her?«
    Er grinste. »Ich fürchte, das habe ich geklaut, als wir durch die Küche gelaufen sind. Ich bin sicher, der eine Laib wird unserer Wirtin nicht fehlen. Es ist Brot von gestern. Wahrscheinlich hätte sie es sowieso nur den Hunden vorgeworfen.« Er riss es in Stücke, die er an die Frauen austeilte. »Eigon, segnest du unser Essen?« Nachdem sie das Gebet gesprochen hatte, biss sie herzhaft in das derbe Brot. Eine Weile aßen sie schweigend, dann schaute Eigon wieder zu ihm. »Ich habe dich vorhin um Nebel beten hören.« Alle schauten zur Mündung der Höhle, vor der eine feuchte weiße Decke hing. »Unser Herr hat uns erhört.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ein altes Druidengebet, um das Wetter zu beeinflussen.«
    Sie lächelte. »Das habe ich mir schon gedacht. Melinus hat mir solche Gebete auch beigebracht. Aber wir dürfen nicht mehr zu den alten Göttern beten, das ist Sünde.«
    »Das glaube ich nicht.« Commios zog die Beine an, stützte die Ellbogen auf die Knie und kaute nachdenklich. »Unsere Vorfahren wussten nichts von Christus. Sie nannten Gott mit anderen Namen, mehr nicht. Die Geister des Landes sind immer noch da. Man kann sie spüren und sehen. Wie können sie einfach fort sein? Christus ist unser Gott, unser Herr. Er weiß, dass die Geister existieren. Er nennt sie Engel, mehr nicht. Wir sind nicht mehr in Rom, Eigon. Wir sind in Gallien. Wir sind auf dem Weg in deine Heimat, und in unserer Heimat müssen wir uns unseren eigenen Göttern zuwenden.«
    Sie sah ihn zweifelnd an, sagte aber nichts. Es war Drusilla, die den Kopf schüttelte. »Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir.«

    Eigon lächelte. »Und das stimmt auch. Er ist der Gottvater. Aber Commios hat auch Recht. Petrus sprach ständig von Engeln, er nannte sie die Boten Gottes. Sie sind überall um uns.« Sie schauderte. »Kannst du sie im Nebel nicht spüren?«
    Drusilla zog die Stirn kraus. »Das stimmt nicht«, sagte sie scharf.
    Commios und Eigon schauten verwundert zu ihr. Es passierte nicht oft, dass die sanftmütige Drusilla die Stimme hob.
    Commios schüttelte den Kopf. »Also, wer immer es ist, der dort draußen ist, beten wir, dass er und der Herr uns aus dieser Wildnis führen«, sagte er inständig. »Denn wenn wir dieses Brot aufgegessen haben, haben wir nur noch das, was wir im Wald finden. Es gibt reichlich Nüsse und Früchte, aber nicht mehr lange. Die Vögel und Tiere schlagen sich die Bäuche voll.«
    »Wir sollten aufbrechen, solange der Nebel uns schützt, Commios«, sagte Eigon. Sie warf die letzten Brotkrumen auf den Boden, als Opfergabe an die Geister der Höhle.
    Er bemerkte es und grinste. »Krumen für die Engel?«
    »Oder für die kleinen Tiere, die hier leben«, gab sie zurück. »Die Höhle ist ihr Zuhause, und ich danke ihnen, dass sie uns erlaubt haben, hier Unterschlupf zu suchen.«
    »Aber es ist kalt und feucht, und der Nebel, den du von Gott erbeten hast, ist scheußlich!«, sagte Drusilla gereizt.
    Ein gespenstischer Klang hallte aus dem Wald zu ihnen herauf. Sie erstarrten. »Ein Jagdhorn«, sagte Commios besorgt.
    »Glaubst du, dass sie unsere Fährte gefunden haben?« Eigon spürte, dass ihr alles Blut aus dem Gesicht wich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht machen sie Jagd auf Wildschweine, möglicherweise wissen sie überhaupt
nichts von uns, aber wir sollten trotzdem so schnell wie möglich weiter.« Er hielt inne, als das Horn wieder von den Bäumen in der Ferne widerhallte. »Sie sind weit im Osten von uns und bewegen sich von uns fort«, sagte er leise. »Wir folgen dem Bach dort unten in die entgegengesetzte Richtung.«
    In kürzester Zeit hatten sie ihre Habseligkeiten zusammengepackt und stiegen in die Schlucht hinunter.
    Am

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