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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Hand. »Verdammt, Lily, schau mich
nicht so an. Ich erledige die Sache allein und auf meine Weise. Überlaß
es mir.«
    »Natürlich.« Wie so manche Frauen hatte sie eine Art,
widerspruchslos nachzugeben, daß sich jeder Mann automatisch wie ein
Schuft fühlte. »Du bist doch pünktlich um acht bei uns, nicht? Wir
wollen den Flug nicht verpassen.«
    »Verdammt noch mal, ich bezahle ihn, klar? Ich schicke ihm hin
und wieder Geld, und er läßt mich dafür in Ruhe.«
    Lily setzte sich wieder. »Er erpreßt dich?«
    »Höflich ausgedrückt kann man es so nennen.« Wütend auf sich
selbst marschierte Luke hinüber zum Fenster. »Keine Sorge, ich kann es
mir leisten.«
    »Aber warum?«
    Er schüttelte nur den Kopf. Weder mit ihr noch mit irgend
jemand anderem würde er jemals über seine Vergangenheit sprechen. Oder
über die Alpträume, die ihn jedesmal ein oder zwei Nächte lang quälten,
wenn er eine der weißen Postkarten in seinem Briefkasten fand.
    »Solange du ihn bezahlst, wird er nie aufhören«, sagte Lily.
Sie war erneut aufgestanden und legte ihm sanft eine Hand auf die
Schulter. »Er wird dich nie in Frieden lassen.«
    »Mag sein. Aber er weiß etwas, was so beschämend für mich ist,
daß ich bereit bin, ihn zu bezahlen, damit er es für sich behält.« Die
Steptänzer waren weitergezogen zu einer anderen Straßenecke. Im Park
flatterten Tauben auf. »Und er könnte ohne weiteres noch sehr viel mehr
dazuerfinden. Solange ich das mit ein paar Tausendern verhindern kann,
ist es mir das wert.«
    »Glaubst du nicht, daß er dir nichts mehr tun kann?«
    »Nein.« Er wandte sich zu ihr um. Seine Qual war ihm förmlich
anzusehen. »Das glaube ich nicht. Aber schlimmer ist, daß ich nicht
weiß, wem er sonst noch schaden könnte. Und jetzt bedräng mich nicht
weiter, Lily.«
    »Das will ich gar nicht. Aber ich bitte dich, daß du mir
vertraust.« Sie reckte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange
zu küssen. »Ich weiß, ich bin ein albernes, flatterhaftes Geschöpf
und …«
    »Hör auf.«
    Sie lachte nur. »Schatz, ich weiß selbst am besten, wie ich
bin, aber ich bedaure es nicht. Ich bin eine Frau mittleren Alters, die
zu viel Make-up trägt und sterben wird, ohne daß irgend jemand ein
graues Haar auf ihrem Kopf gesehen hat. Aber ich stehe fest zu den
Menschen, die ich liebe. Schick diesenScheck ab,
wenn du meinst, es müsse sein. Und wenn er mehr verlangt als du
aufbringen kannst, komm zu mir. Ich habe mir auch was zur Seite gelegt.«
    »Danke.« Er räusperte sich. »Aber seine Forderungen halten
sich in Grenzen.«
    »Noch etwas will ich dir sagen: Ganz egal, was du getan hast,
es kümmert mich nicht. Selbst wenn du wer weiß was anstellst, wäre ich
immer auf deiner Seite.« Sie wandte sich um und begann ihre Taschen
einzusammeln. »Und jetzt gehe ich besser nach Hause. Ich brauche sicher
die halbe Nacht, bis ich fertig gepackt habe. Oh, du meine Güte.« Sie
preßte ihre Hände an die Wangen. »Zuerst muß ich mir das Gesicht
richten. Ich kann doch so nicht unter die Leute.« Sie eilte mit ihrer
Handtasche ins Bad. »Weißt du, Luke, du könntest doch eigentlich gleich
mitkommen und die Nacht in deinem alten Zimmer schlafen. Dann hätten
wir morgen früh gleich alles zusammen.«
    Ja, dachte er und grub seine Hände in die Taschen. Ganz
abgesehen davon wäre es schön, wieder mal daheim zu sein, wenn auch nur
für eine Nacht.
    »Ich hole meine Sachen«, rief er, »dann können wir sofort los.«

ZEHNTES
KAPITEL
    D ie Unterkünfte für die
Unterhaltungskünstler an Bord der Yankee Princess waren nicht ganz so luxuriös, wie Roxanne es sich erhofft
hatte, aber da sie die Stars des Programms waren, hatte man ihnen
wenigstens Außenkabinen gegeben, etwas oberhalb der Wasserlinie.
    Sie war dankbar, daß sie ihre winzige Zwei-Bett-Kabine die
nächsten sechs Wochen lang nicht noch mit jemandem teilen mußte, und
begann gleich ihre beiden Koffer auszupacken. Wie es ihre Gewohnheit
war, faltete sie alles ordentlich zusammen oder hängte es in den
schmalen Schrank. Wenn das Signal zum Ablegen gegeben wurde, wollte sie
auf alle Fälle wieder an Deck sein.
    Sorgfältig stellte sie die alten Flaschen und Gläser auf, die
sie seit Jahren sammelte und mit Parfüms und Lotionen gefüllt hatte. Es
war eine Plackerei gewesen, sie bruchsicher zu verpacken, statt einfach
Plastikbehälter mitzunehmen. Aber der Anblick war so hübsch, daß sie
fand, es habe sich gelohnt. Ehe sie die Kabine verließ, warf sie rasch
einen

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