Die Tochter des Praesidenten
Um hang zu sehen war.
»Da wären wir«, sagte Dillon. »Gehen wir rein.«
Der Schankraum war menschenleer, doch gleich dar auf erschien aus einem Hinterzimmer die Barfrau, eine propere, stark geschminkte Blondine in den Vierzigern. Dillon kannte sie gut und merkte gleich, wie durcheinan der sie war.
»Sie sind es, Mr. Dillon. Ich dachte schon, die Mistker le seien wieder zurückgekommen.«
»Mal ganz ruhig, Dora. Was ist denn hier los?«
»Die Gäste haben sich alle verdrückt, und wer kann es ihnen schon verdenken? Harry und die Jungs saßen vor einer halben Stunde in der Ecknische bei einem Sheperd’s Pie, als Sam Hooker und vier seiner Männer mit abgesäg ten Schrotflinten reinplatzten.«
»Und was war der Grund dafür?«
»Er ist neuerdings im gleichen Gewerbe wie Harry tä tig, betreibt auch ein paar Vergnügungsboote als Tarnung und wollte eine Partnerschaft, aber Harry hat ihm nur ge sagt, er solle sich zum Teufel scheren.«
»Und was ist dann passiert?«
»Sie haben Harry, Baxter und Hall mitgenommen. Bil ly hat sich natürlich mit ihnen angelegt, aber sie haben ihn bewußtlos geschlagen. Ich war gerade in der Küche und hab’ nach ihm gesehen. Kommen Sie nur mit.«
Billy Salter saß am Tisch, hatte ein halbautomatisches Gewehr vor sich liegen und trank Scotch. Er war ein har ter junger Mann von sechsundzwanzig Jahren, der bereits wegen tätlichen Angriffs und Körperverletzung im Ge fängnis gesessen hatte. Die linke Seite seines Gesichts war verfärbt und geschwollen.
»Dillon, was, zum Teufel, machst du hier?«
»Eigentlich wollte ich zu deinem Onkel. Ich brauchte seine Hilfe, nur scheint mir eher, als könnte er im Mo ment meine gebrauchen.«
»Dieser verfluchte Sam Hooker. Den mache ich schon selbst fertig.«
»Ganz allein mit dieser Knarre? Sei kein Idiot, Billy. Dora hat mir erzählt, daß Hooker vier Gorillas dabei hat te. Willst du etwa Rambo spielen? So was funktioniert nur im Kino, weil das Drehbuch es vorschreibt.«
Billy schenkte sich noch einen Whiskey ein und mu sterte Blake. »Wer ist dein Freund?«
»Wenn ich dir sagen würde, daß er ein ehemaliger FBIAgent ist, würdest du’s mir sowieso nicht glauben. Blake Johnson.«
»Ihr Gesicht sieht aus, als wäre der Wangenknochen gebrochen«, meinte Blake. »Sie müssen dringend ins nächste Krankenhaus.«
»Blödsinn. Das einzige, was ich brauche, ist Sam Hoo kers Kopf auf einem Tablett.«
»Na, das wird dir hier nicht serviert«, sagte Dillon. »Wohin haben sie ihn gebracht?«
»Hookers Zentrale ist ein Vergnügungsboot namens Lynda Jones, das gewöhnlich an dem alten Dock in Pole End anlegt. Das ist von hier aus eine halbe Meile flußabwärts.«
Dillon wandte sich an Blake. »Hören Sie, diese Sache ist rein privat, Sie brauchen dabei nicht mitzumachen.«
»Quatsch, stehen wir nicht länger hier rum«, erwiderte Blake. »Tun wir lieber was.«
Mit seinen rostigen Kränen, die sich in den nächtlichen Himmel reckten, spiegelte Pole End in seiner Trostlosig keit geradezu den Verfall des einstmals größten Hafens der Welt wider. Dillon hielt in einiger Entfernung vom Dock an.
»Verdammter Mist«, sagte Billy, der sein Gewehr um klammerte. »Sie haben abgelegt. Das da draußen ist die Lynda Jones. «
Zwei Arme des Docks erstreckten sich in den Fluß hinaus; die Wasserfläche dazwischen war ungefähr drei hundert Meter breit, und in ihrer Mitte ankerte die Lyn da Jones.
»Sind Sie sicher, daß Ihr Onkel dort ist?« fragte Blake.
»Was glauben Sie denn, warum er rausgefahren ist?« erwiderte Billy. »Ich will’s Ihnen sagen. Weil von dort niemand so leicht abhauen kann.«
»Vielleicht doch«, meinte Dillon. »Ich hab’ dir ja mal das Tauchen beigebracht, Billy, oder? Und Harry hat gleich erkannt, welche Möglichkeiten sich damit bieten. Ich weiß zufällig, daß du anschließend bei deinem Urlaub auf Barbados einen Tauchkurs gemacht hast.«
»Na und?«
»Komm schon, Billy, ihr habt angefangen, euer Sorti ment zu erweitern – um Diamanten aus Amsterdam, die von flußaufwärts fahrenden Schiffen an einer kleinen Bo je über Bord geworfen werden. Du schwimmst später un ter Wasser hin und holst sie dir. Das heißt, du hast deine Tauchausrüstung im Dark Man, stimmt’s?«
»Okay, du weißt also Bescheid – aber worauf willst du hinaus?«
»Du fährst
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