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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie stand am Fenster und blickte über die Straße. Jenseits der Seine hob sich gegen den Nachthimmel der Eiffelturm ab. Unten stand noch das Taxi und wartete auf die Rückkehr.
    »Gehen Sie«, sagte sie laut.
    Cassini stand hinter ihr. So nahe war er, daß sie seinen Atem in ihrem Nacken spürte, als er sprach.
    »Sie werfen mich hinaus, ohne mich richtig angesehen zu haben. Aber es macht mich schon glücklich, daß Sie wenigstens eine Rose von mir in der Hand halten.«
    Die Finger Nadjas zerrieben den Stengel der Rose, aber sie ließ sie nicht fallen. »Ich werde sie gleich aus dem Fenster auf die Straße werfen!«
    Und da beging Cassini einen groben Fehler. Er griff um ihre Schultern, zog sie zu sich herum und wollte sie küssen. Wie eine Katze duckte sie sich, entglitt seinen Händen, die Rose wirbelte durch die Luft und klatschte ein paarmal um Cassinis Wangen.
    »Gehen Sie jetzt endlich?« rief Nadja und warf ihm die zerfetzte Rose ins Gesicht. »Gehen Sie jetzt?«
    Cassini hob die Schultern. »Sie sind ein Raubtier«, sagte er heiser. »Himmel, wie schön sind Sie, wenn Sie wütend sind! Wissen Sie, daß ich Raubkatzen über alles liebe? Stundenlang kann ich ihnen zusehen, wenn sie hin und her gehen und ihre Muskeln vor gebändigter Kraft zittern! So ein Wesen sind Sie … Himmel, wie liebe ich Sie …«
    Mit einem Sprung war er bei ihr und riß ihr den Mantel von den Schultern. Sie stieß einen dumpfen Schrei aus, stieß mit dem Kopf nach ihm und trat gegen seine Beine. Er lachte, und sie sah, daß er herrliche, starke Zähne hatte. Mit seinem Leib drängte er sie auf das Barocksofa an der Wand, und nach einem Stoß fielen sie beide auf die Polster. Er küßte sie, und Nadja biß ihm in die Lippen. Er stöhnte.
    »Ich bin verrückt!« keuchte er. »Ich weiß es, ich bin verrückt.«
    Mit beiden Händen griff er nach ihren Brüsten, dann stemmte er eine Hand gegen ihr Kinn und tastete mit der anderen ihren Körper ab.
    »Warum wehrst du dich?« keuchte er. »Teufel noch mal … dich hat die Natur zur Liebe geboren … an dir zu verglühen ist selbstmörderisches Glück! Warum wehrst du dich … sieh mich doch an … ich möchte dich anbeten …«
    Mit einem wilden Ruck machte sich Nadja frei. Sie ließ sich zu Boden fallen, rollte ein paarmal über den Teppich, und bevor Cassini ihr nachspringen konnte, war sie schon auf den Beinen und jagte zur Wand. Dort hing eine lederne Reitpeitsche. Sie riß sie von der Wand, das dicke, geflochtene Leder wippte in ihrer Hand, und dann schlug sie zu, als Cassini mit vorgestreckten Armen auf sie zukam.
    Er schrie auf, als der erste Schlag eine Strieme über seine linke Wange zog. Wie Feuer brannte sein Gesicht. Taumelnd blieb er stehen. Er wollte etwas sagen, aber da pfiff der zweite Schlag auf ihn herunter, quer über den Kopf, die Lederschlaufe glitt über sein linkes Auge, und er dachte: Nun ist das Auge hin. Sie hat mir das linke Auge ausgeschlagen. Himmel und Hölle, sie peitscht mich zu Tode, wenn ich nicht etwas tue.
    Er wich zurück und hob schützend die Arme vor das Gesicht. Der dritte Peitschenschlag zog eine blutige Strieme über seine Handrücken. Es gibt nur eins, dachte er schnell. Entweder ich töte sie, oder ich flüchte wie ein Feigling. Dann sah er sie an, zwischen den schützenden Armen hindurch, und ihre wilde Schönheit war so grandios, daß er es nicht fertigbrachte, sich auf sie zu stürzen und sie umzubringen.
    Werden wir ein Feigling, dachte er. Das ist etwas Neues, aber hier lohnt es sich.
    Er rannte durch den Salon zur Tür, riß sie auf und tastete über seine Wange. Ein dicker Fleischwulst glühte auf ihr. Mit wippender Peitsche stand Nadja mitten im Zimmer. Die Schulter ihres Trenchcoats war zerrissen. Das Futter quoll wie Eingeweide heraus.
    »Ich werde dir einen neuen Mantel schicken«, sagte Cassini. Dabei wunderte er sich, wie hohl seine Stimme klang.
    Nadja schwieg. Sie hob nur die Reitpeitsche und machte zwei Schritte nach vorn. Cassini winkte ab. Er nahm seinen Zylinder vom Sessel, stülpte ihn über den brennenden Kopf und verließ die Wohnung. Auf der Treppe nahm er sein Taschentuch heraus und drückte es gegen die Strieme auf der Wange.
    Er sah niemanden mehr, nur hinter dem Flurfenster der Hausmeisterin brannte noch Licht. Das war ihm sehr recht, und er verließ das Haus.
    Dr. Rampal kam eine halbe Stunde später.
    »Das ist etwas Kritisches«, sagte er, als er die kleine Helena untersucht hatte. Er hatte Fieber gemessen, den Leib

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