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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Serbien sieht Rußland an seiner Seite!«
    »Ich flehe dich an, Papa, mach keinen Krieg!« schrieb Rasputin in diesen Tagen aus Pokrowskoje in Sibirien nach Zarskoje Selo. »Unermeßliches Leid wird über Rußland kommen. Die Erde wird rot von Blut sein. Halte Frieden, Papa. Gott will es!«
    »Rasputin muß weg!« sagte Großfürst Nikolai. »Soll es uns so ergehen wie 1912, wo Rußland Gewehr bei Fuß stand, als der Balkankrieg ausbrach? Damals hätten wir den Süden Europas beherrschen können, aber der Zar lehnte ab. Rasputin hatte ihn beschworen! Soll sich das wiederholen? Wir brauchen den Krieg!«
    Der Mönchspriester Iliodor und Bischof Hermogen, einst Freunde und Förderer Rasputins, jetzt seine erbittertsten Feinde, wurden benachrichtigt. Sie wußten einen Weg … und so kam es zum 28. Juni 1914.
    Ein schöner Sommertag war es, als ein Postbote ein Telegramm der Zarin im Haus Rasputins in Pokrowskoje abgab. »Von Mama!« rief Rasputin fröhlich, erbrach das Siegel und las die wenigen Zeilen, die wie immer fragten: Wann kommen Sie wieder zurück nach Petersburg, Vater Grigori …
    »Warte, Brüderchen!« rief Rasputin, als er den Zettel zusammengefaltet hatte. »Nimm die Antwort gleich mit!« Doch der Briefträger hatte das Haus schon verlassen und ging die Straße hinunter.
    »Warte!« rief Rasputin noch einmal und lief dem Boten nach.
    An einem Busch am Wegrand blieb er stehen. Eine Frau kam dort auf ihn zu, eine zerlumpte, arme Pilgerin, und sie streckte die Hand aus und bettelte mit greisenhafter, zitternder Stimme.
    »Ein Almosen, Väterchen, nur eine Kopeke … ich hungere, mein Magen ist wie Feuer … ein Almosen …«
    Rasputin blieb stehen und suchte in seinen Taschen nach einem Geldstück. Der Postbote drehte sich um und kam zurück. An den Zäunen der anderen Häuser standen die Nachbarn.
    Und dann geschah es so schnell, daß nicht einmal Rasputin ausweichen konnte. Die Bettlerin stieß einen hellen Schrei aus, etwas Blankes blitzte in ihrer Hand, sie schnellte vor und stieß mit aller Wucht einen Dolch in den Leib Rasputins.
    Rasputin schwankte und brüllte auf. Beide Hände preßte er gegen den aufgeschlitzten Bauch, er fühlte, wie die Därme hervorquollen, wie das Blut warm über seine Arme strömte … »Er stirbt!« kreischte die zerlumpte Frau. Ihr Kopftuch warf sie ab, und jetzt erst sah man, daß sie noch jung war, aber vom Leben zerstört und mit einem irren Lachen in dem bleichen Gesicht. »Den Antichrist habe ich getötet! Den Antichrist!«
    Rasputin stöhnte. Er preßte die linke Hand auf die lange Bauchwunde, ergriff einen neben der Straße liegenden Holzknüppel und hieb auf die Schreiende ein. So unheimlich war seine Kraft, daß er erst aufhörte, als die Frau auf der Erde lag und sich die Nachbarn und der Postbote über sie warfen und sie fesselten.
    Rasputin schleppte sich ins Haus, die vorgefallenen Därme in die fürchterliche Wunde zurückpressend. Erst im Zimmer brach er zusammen, und Nachbarn, seine Frau Praskowja und Maria, die älteste Tochter, trugen ihn zum Bett, verbanden ihn notdürftig und ließen von der Post nach Tjumen telefonieren.
    Dr. Wladimir soll kommen! Sofort! Sofort! Der Staretz stirbt. Nach acht Stunden traf Dr. Wladimir endlich aus Tjumen ein. Rasputin lag stöhnend auf dem Bett, seine Augen bettelten wie die eines Kindes: Rettet mich! Rußland braucht mich noch! Es ist zu früh für mich, zu sterben.
    Dr. Wladimir tat sein Bestes, und das war wenig genug. Muskeln, Bauchnetz, Bauchfell waren glatt durchschnitten und vom Griff des tief in den Leib gerammten Dolches zerrissen, der Darm war verletzt und der Inhalt ergoß sich in die Bauchhöhle. Dr. Wladimir wußte, was das bedeutete: Bauchfellentzündung. Tod.
    Aber er versuchte alles, was möglich war: Beim Schein der Kerzen, die Nachbarn rundherum um das Bett Rasputins in ihren bebenden Händen hielten, säuberte er mit Tampons die Bauchhöhle, legte eine Darmnaht an, spülte die Bauchhöhle mit Karbollösung aus und vernähte die große Wunde. Dann sah er Rasputin lange an, und Rasputin, aus seiner Ohnmacht erwachend, erwiderte stumm seinen Blick.
    Dr. Wladimir zog die Augenbrauen hoch. »Wenn Sie ein Heiliger sind, Grigori Jefimowitsch, und wenn Sie den Zarewitsch mit Ihren Händen heilen konnten«, sagte er, »so können Sie das Wunder jetzt an sich wiederholen. Heilen Sie sich … die Medizin kann es nicht mehr. Ihnen kann nur noch Gott helfen …«
    Rasputin schloß die Augen. Seine bleichen Hände

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