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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fallen. Vom Hügel hämmerten die Maschinengewehre, von den Flanken schossen die Scharfschützen, aus der Wagenburg schlug das Feuer in die Pferdeleiber.
    Wie ein einziger Aufschrei war es, wie das Zerbersten des Himmels. Eine Sturzflut um sich schlagender Tierleiber schlug dreißig Meter vor dem roten Igel auf die Steppe und rollte brüllend aus. Menschen wirbelten durch die Luft, die zweite Welle raste in die erste, die dritte überritt Menschen und Pferde oder prallte wie gegen eine federnde Mauer.
    Bencken hatte recht … die Verwirrung war ungeheuerlich.
    Aber die Rechnung hatte einen Fehler. Nach den drei Wellen, die sich ineinander verkeilten und gemeinsam starben, erschien in weitem Abstand eine neue Kavalkade. Nicht in Reihe, sondern tief gestaffelt. Wie ein Sturmwind brauste es heran, schon von weitem schießend, aus schwankendem Sattel, vom galoppierenden Pferd.
    Benckens Gesicht wurde steinern. Er sah zurück zu seinen Maschinengewehren.
    »Das ist Sergej Kubulai«, sagte Gurjew mit harter Stimme. »Sterben Sie mir vor, Bencken! Ich will einen Helden sehen!«
    Bencken fuhr herum. Gurjew stand vor ihm, das Gewehr auf ihn im Anschlag.
    »Sie reden zuviel, Gurjew!« sagte er ruhig. Dann, blitzschnell, ehe Nikolai reagieren konnte, hieb Bencken gegen den Lauf und schlug ihm mit der Faust das Gewehr aus der Hand. Mit der Linken riß er die Pistole aus seinem Gürtel und hob sie hoch. Gurjew stürzte sich auf ihn, bevor der Schuß sich löste … sie fielen in das Steppengras, der Schuß fuhr in die Erde … und dann rangen sie miteinander.
    Bencken stieß mit einem gewaltigen Tritt Gurjew von sich und erhob sich schwankend. Mit einem Blick übersah er die Lage seiner Kompanie, sah das Abbröckeln der Festung, sah, wie auf der rechten Seite Rotarmisten weiße Taschentücher an ihre Gewehre banden.
    »Rußland ist ein ewiges Land!« schrie er Gurjew zu, der wieder auf ihn zukam, mit gespreizten Händen wie ein Würger. »Seien Sie stolz auf dieses Land, Gurjew! Mehr bleibt Ihnen nicht übrig. Rußland wird immer die Tragik haben, von den Falschen regiert zu werden.«
    Er wandte sich um, zog seine zerrissene Litewka vor der Brust zusammen, sah seine Reitgerte im Staub liegen, nahm sie auf und ging hocherhobenen Hauptes auf die heranbrausenden Kosaken zu. Gurjew blieb wie angewurzelt stehen.
    »Bencken …«, stammelte er. »Was tun Sie? Das ist kein Heldentum mehr! Das ist ein billiger Selbstmord …«
    Bencken sah sich noch einmal zu Gurjew um. Er hob die Reitgerte, grüßte, lachte sogar … dann ging er weiter …
    Sekunden später überrollte ihn die Welle der rasenden Pferdeleiber.
    Gurjew rannte zurück zur Wagenburg. Mit einem wilden Aufschrei sah er, wie Nadja ihm entgegenkam, aus dem Schutz der Wagen rannte und über das freie Feld lief.
    »Nadja!« brüllte er. »Mein Gott! Mein Gott!«
    Er rannte ihr entgegen, Schweiß machte ihn fast blind … er fühlte ihre Arme, wie sie ihn umschlangen und er warf seine Arme um sie, und so standen sie, eng umschlungen, mitten in der Steppe, schutzlos, umgellt vom Geschrei der Kosaken, vom Krachen der Schüsse, dem Pfeifen der Kugeln, dem Stöhnen der Sterbenden und dem Donnern der Hufe. Sie schlossen die Augen, fühlten nur ihre aneinandergepreßten Körper und erwarteten so den Tod, der sie gemeinsam, zur gleichen Sekunde, treffen mußte.
    Zuerst wachte Gurjew auf.
    Es war ein schreckhaftes Erwachen. Er fuhr empor, und sein erster Gedanke: Ich lebe ja! – lähmte ihn zunächst. Dann sah er sich um. Neben ihm, auf einem Feldbett, wie es Offiziere im Krieg benutzten, lag Nadja und schlief noch. Sie atmete … er sah es ganz deutlich.
    Wir leben, dachte Gurjew. O Himmel, wir leben ja! Er ließ sich zurückfallen auf eine Strohmatte, mit der der Steppenboden belegt war, und starrte nach oben.
    Ein spitzes Dach aus grauem Leinen. Stangen ringsherum. Ein Zelt.
    »Wir haben Sie nur gerettet, um meinen Kosaken das Schauspiel einer Hinrichtung zu bieten!« sagte eine tiefe Stimme hinter Gurjew. Er fuhr herum, warf sich auf den Bauch und sah in ein breites gelbliches tatarisches Gesicht.
    »Sergej Kubulai …«, sagte Gurjew aufatmend.
    »Sie kennen mich, Hauptmann?« Kubulai rauchte eine Zigarette an und hielt sie Gurjew hin. Nikolai schüttelte den Kopf. Er war zu schwach, um jetzt eine starke Zigarette zu rauchen. »Wir haben wenig Abwechslung. Reiten, kämpfen, sterben … ein etwas eintöniges Leben. Meine Kosaken freuen sich auf Ihre Hinrichtung. Man wird abstimmen,

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