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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Ehebett gesegnet sein.“ Mit einer schnellen Bewegung griff er nach Cassios Arm. „Kommt, Oberstleutnant. Ich habe draußen ein Fass guten Wein.“ Er wies mit dem Daumen über die Schulter zu der Tür, die in den Hof führte. „Da sind ein paar zypriotische Edelleute, die auf Christoforo Moros Gesundheit anstoßen wollen.“ Cassio schüttelte ablehnend den Kopf. „Nicht heute Nacht, Jago. Ich bin kein geübter Trinker, und ich hatte schon einen Becher. Kann ich meine Hochachtung nicht auch anders ausdrücken?“ Doch Jago gab nicht auf. „Kommt schon, nur ein Glas“, lockte er. „Es ist eine Nacht des Feierns! Und sie warten draußen auf uns. Ich habe ihnen versprochen, mit einigen hochrangigen Offizieren zurückzukommen. Sie werden beleidigt sein, wenn Ihr ablehnt.“ Cassio seufzte. „Na gut, dann tue ich es eben. Vielleicht reicht es ja, wenn ich nur vorgebe zu trinken.“ Mit diesen Worten wandte er sich um und steuerte auf die Hintertür zu. Nachdem er Bragadin einladend zugenickt hatte, folgte Jago ihm.
     
    Ein hämisches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Wenn er ihn dazu bringen konnte, mehr zu trinken, als er vertrug, dann würde Cassio nervös und zanksüchtig werden, und es wäre ein Leichtes für Rodrigo, Streit mit ihm anzufangen. Die einheimischen Burschen waren inzwischen auch alles andere als nüchtern – dafür hatte er gesorgt. Als er den Hof betrat, in dessen Mitte ein riesiges Freudenfeuer loderte, hatten die fröhlichen Feiernden Cassio bereits einen überschwappenden Kelch in die Hand gedrückt. Großartig! „Für mich bitte nur einen kleinen Schluck“, hörte er Bragadin lachend protestieren. „Kommt schon!“ Einige Soldaten hatten sich zu den Zyprioten gesellt, und die Bänke und Tische, die in den Hof geschafft worden waren, bogen sich unter dem Gewicht der Männer, von denen viele ein leichtes Mädchen auf dem Schoss hatten. „Musik!“, rief eine heisere Stimme, und zwei Mädchen mit einer Trommel und einem mit Glöckchen besetzten Lederring traten aus dem Schatten des hohen Turmes und begannen eine exotische Melodie zu singen. Enthemmt von Alkohol und Überschwang klatschten die Zuschauer brüllend in die Hände – die meisten von ihnen völlig aus dem Takt. Und als einer von ihnen das Mädchen, das auf seinem Schoß gesessen hatte, herunterhob und sie mit einem Klaps auf ihr reizendes Hinterteil dazu ermunterte, sich den Musikern anzuschließen, explodierte die Stimmung. „Tanzen, tanzen, tanzen, tanzen!“, krakeelten sie im Chor, bis das junge Ding schließlich die Schuhe abstreifte, das einfache Hemd, das sie trug, über dem Bauchnabel verknotete, und begann, verführerisch die Hüften zu schwingen. Die Wirkung war atemberaubend erregend. Sie konnte nicht viel mehr als vierzehn Jahre zählen, doch die Brüste, die sich unter dem dünnen Stoff des Hemdes abzeichneten, waren vollkommen. Ebenso der Bauch. Er war ein wenig gerundet und folgte jeder ihrer anmutigen Bewegungen. Auch Cassios Augen hingen wie gebannt an den Hüften der Tänzerin, während er immer wieder an dem Wein nippte. Als die Musik abrupt endete und die junge Frau sich – begleitet von aufgepeitschtem Gegröle – verneigte, fasste er sich erschrocken an die Stirn und blinzelte irritiert.
     
    Was tust du da?, schalt er sich. Er spürte, wie ihm der Alkohol zu Kopf stieg, und als er etwas zu seinem Nachbarn sagen wollte, verwischte die Schwere seiner Zunge die Worte. „Ich muss gehen“, murmelte er und hob den Kelch an die Lippen, um ihn zu leeren – wobei er auf der Bank nach hinten kippte. Als er jedoch den Verlust des Gleichgewichtes überspielen wollte, übertrieb er die Bewegung und verschüttete das meiste des Inhaltes über sein Oberwams. Mühsam kämpfte er sich auf die Beine und verkündete: „Lasst uns unsere Pflicht tun, meine Herren!“ Als er die amüsierten Gesichter bemerkte, fuhr er fort: „Ihr dürft nicht glauben, ich sei betrunken! Ich habe alles unter Kontrolle.“ Mit dieser Bemerkung rammte er sich den Hut auf den Kopf und kletterte linkisch über die Bank, auf der er gesessen hatte. „Auf zur Wache!“
     
    „Benimmt er sich öfter so?“, erkundigte Bragadin sich mit hochgezogenen Brauen bei Jago, als sie dem Oberstleutnant, der auf wackeligen Beinen davonschwankte, nachblickten. Jago seufzte. „Leider ja“, log er. „Mehr und mehr.“ Marcantonio Bragadin runzelte die Stirn. „Jemand sollte den General von dieser Gewohnheit in Kenntnis setzen. Wenn auf seinen

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