Die tödliche Heirat
Menschen, an dessen Nase eine Glühbirne aufleuchtet oder an dessen Haut man eine Zigarette anzünden kann, zwischen Unterwasserballetts in großen Glasbassins und selbstfahrenden Raketenautos, schieben, drängen, stoßen und boxen sich die schwitzenden Menschen, um teilzuhaben an den neuesten Wundern technischer Illusion.
Auch Ronnie und Frank schoben sich Schritt für Schritt durch die Menge und erreichten dann aufatmend eine der vielen Milchbars, in der sie sich nach kurzer Wartezeit zwei hohe Barhocker erobern konnten.
Hier war es kühl. Große Ventilatoren surrten unter der Decke. Hinter den blitzenden Hähnen der spiegelbelegten Bartheke standen die Mixer im weißen Dinerjackett.
»Was trinken wir, Darling?« rief Frank Scoulder lachend und warf seinen Strohhut auf die Theke. »Einen Ananasflip?«
»Ja, gerne. Aber eiskalt!« Ronnie Wals tupfte sich den Schweiß von der Nase und warf einen prüfenden Blick in den kleinen Taschenspiegel. Sie holte ihren Lippenstift aus der Tasche, zog schnell die etwas verblaßten Lippen nach und lächelte dann Frank zu, der gerade zwei Flips bei einem der Mixer bestellt hatte.
»Gut so?« fragte sie.
»Du siehst immer entzückend aus, Ronnie!« Frank beugte sich zu ihr hinüber und umfaßte ihre schlanke Gestalt. »Ronnie, ein ernstes Wort: Wann heiraten wir endlich?«
»Du hast nie davon gesprochen, Frank.« Sie sah ihn erstaunt und ein wenig erschrocken an. »Warum willst du mich heiraten?«
»Du wirst es nicht glauben …« Er lachte laut. »Weil ich das komische Gefühl habe, daß ich dich liebe.«
Sie stocherte mit dem Strohhalm im hohen Glas herum, das ihr der Mixer hingestellt hatte, und in dem neben Eis und Ananasstückchen ein wenig Sahne auf der Milch schwamm.
»Wir wollen noch ein wenig warten«, sagte Ronnie leise.
»Aber warum denn?« Frank Scoulder sog an dem Strohhalm und stieß mit ihm einige Eisstückchen zur Seite. »Was hindert uns, Ronnie? Ich verdiene gut …«
»Genug für uns?« unterbrach sie ihn.
»Wenn dir zehntausend Dollar im Jahr genug sind.«
»Oh, ja«, sagte sie schüchtern.
»Siehst du. Und auch du hast ja noch beträchtliches Vermögen. Ich denke da an dein Haus am Passaic River, das wir dann verkaufen werden.«
»Das wird nicht gehen.«
»Warum? Liegt dir soviel an dem dummen Nest Paterson? Wir werden uns irgendwo in New Jersey eine schöne kleine Villa bauen, umgeben von einem großen Garten. Du sollst nur für mich da sein, und ich nur für dich! Wir werden glücklich sein, Ronnie.«
Sie sah über den Rand ihres Glases hinweg und blickte teilnahmslos auf die draußen vor der Milchbar hin und her wogende Menschenmenge. Glücklich, dachte sie. Was ist Glück? Und das Haus in Paterson verkaufen? Diese weiße Villa mit dem Ackerland? Was wird Carlton dazu sagen?
Überhaupt, Carlton. Er allein weiß, daß ich das Anwesen nicht verkaufen kann. Wenigstens jetzt noch nicht. Ach, Frank, wenn du wüßtest, wie schwer mir das alles fällt …
Sie sah Scoulder mit ihren großen Augen an. Er wartete auf eine Antwort, und um ihn nicht zu enttäuschen, sagte sie leise: »Wir werden bestimmt glücklich werden, Frank.«
»Du sagst ja?« fragte er voll innerer Spannung.
»Warte noch ein paar Wochen, Frank. Bitte, bitte warte.« Ronnie Wals fiel es schwer, weiterzusprechen. »Wenn wir heiraten, will ich alles vergessen, was vorher war. Alles! Ich will an deiner Seite ein neuer Mensch sein. Und darum laß mir Zeit, ich bitte dich darum.«
Frank Scoulder nickte und schien enttäuscht. Er zahlte die beiden Flips, hob Ronnie von dem hohen Hocker herab und legte seinen rechten Arm um sie.
Meter für Meter kämpften sie sich durch die Menschenmassen, bis sie zu dem großen Parkplatz kamen, auf dem sie Franks Auto abgestellt hatten.
»Bleiben wir denn heute abend zusammen?« fragte er, als sie im Wagen saßen.
»Ja, Frank.«
Er lachte befreit, zog sie zu sich herüber und vergrub sein Gesicht in ihren duftenden Haaren. So sah er nicht, daß ihre Augen trüb und verschleiert waren.
»Fahren wir zu mir, Darling?« schlug er vor. Seine Stimme schien voll von Glück, und seine Augen blitzten auf, als Ronnie ohne zu zögern nickte.
Langsam fuhren sie nach New York City zurück. Als sie vor dem Wolkenkratzer ankamen, in dem Frank wohnte, brach bereits die Abenddämmerung herein.
Frank Scoulders luxuriöses Zwei-Zimmer-Appartement lag im 27. Stock. Die Gestaltung des kleinen Eingangsflurs und die Anordnung des großzügigen Wohnzimmers
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