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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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Andächtig strich Leni über die Nase und die Nüstern, lachte, als Moritz noch einmal schnaubte, und fuhr schließlich sogar über das weiche Pferdemaul. Moritz ließ sich die Berührungen brav gefallen.
    Greta schaute der Szene zu, und in ihrem Innern geschah etwas Merkwürdiges. Es fühlte sich an wie ein winziger Ruck, so, als würde ihr Herz aufhören zu schlagen. Dann war es vorbei, und Greta verstand nicht, dass sie einfach Freude empfunden hatte.
    Â»Lass uns fahren«, sagte sie zu Siggo. Der Rückweg ist weit, und wir wollen doch noch feiern.«
    Sie setzten Leni zwischen sich, die jedoch nicht lange dort blieb. Erst kuschelte sie sich auf Gretas Schoß, später kroch sie zu Siggo, der sie mit einem Arm hielt und mit dem anderen kutschierte.
    Zurück in der Georgstraße, war das Kind munter und aufgeregt. Während Siggo Pferd und Kutsche in den Stall brachte, gab es den versprochenen Kakao und so viele Plätzchen, wie in den kleinen Bauch passten. Sogar ein paar Marzipankartoffeln, die Gerlinde Freesen ihm für Greta mitgegeben hatte, durfte Leni probieren.
    Erst als Siggo wieder da war, schlief Leni in Violas altem Sessel ein, aber vorher bestand sie noch darauf, mit seinem Paletot zugedeckt zu werden. »Der riecht so schön nach Moritz«, murmelte sie schlaftrunken.
    Noch lange saßen Greta und Siggo in dieser Heiligen Nacht beisammen. Einmal sagte er: »Die Lütte kommt ganz nach dir.«
    Greta warf ihm einen dankbaren Blick zu. Sie hatte ihr Kind vom ersten Moment an geliebt. Das Baby war schließlich nicht schuld gewesen an den Umständen seiner Zeugung. Die Bestätigung jedoch, dass Lenis Züge nicht Friedrich Hansen glichen, machte sie froh. Danach verfielen sie erneut in Schweigen. Greta lehnte sich leicht an Siggo, er legte einen Arm um ihre schmalen Schultern, und so waren sie zufrieden.
    Als der Morgen des Weihnachtstages schon graute, erhob sich Siggo.
    Â»Wo willst du hin?«, fragte Greta.
    Â»Heim.«
    Â»Warte. Wir müssen Leni zurückbringen.«
    Â»Jetzt schon? Ich dachte, du könntest sie bis heute Abend behalten.«
    Traurig schüttelte Greta den Kopf. »Das ist unmöglich. Wenn Tante Mathilde sie findet … Sie wird mir den Kopf abreißen. »
    Siggo verstand. »Irgendwann wirst du es ihr sagen müssen.«
    Â»Ja«, sagte Greta und schauderte. »Irgendwann, aber nicht heute. Außerdem … Wenn ich meine Kleine zu lange hierbehalte, kann ich mich nicht mehr von ihr trennen. Es ist ohnehin schon schwer genug. Aber wer soll sich dann um sie kümmern? Ich muss arbeiten, Mathilde ebenso. Selbst wenn ich ihr also die Wahrheit sage, wird sie mir nicht helfen können. Und ich kann Leni doch nicht den ganzen Tag allein lassen. Sie wäre völlig hilflos. Die Krögers behandeln sie nicht gut, aber wenigstens kann ihr dort nichts passieren.«
    Â»Sie werden sich in Zukunft besser um Leni kümmern«, versprach Siggo. »Hans Kröger weiß, dass er andernfalls mir persönlich Rechenschaft ablegen muss.« Wie zufällig ballte er dabei eine Hand zur Faust.
    Greta nickte und fühlte sich wenigstens ein bisschen getröstet. Sie konnte nicht wissen, dass ein Mann wie Kröger, der zunehmend der Trunksucht verfiel, schon bald keine Angst mehr vor Siggo haben würde.
    Mit schweren Schritten ging sie zum Sessel und nahm ihr schlafendes Kind auf den Arm. Einen Moment stand sie so da, atmete Lenis Duft ein, spürte ihre weiche Haut an ihrer, war eins mit ihrem Kind. Dann, bevor sie vor Schmerz zusammenbrechen konnte, war Siggo bei ihr, nahm ihr das Kind ab und stützte sie. »Alles wird gut. Das verspreche ich dir.«
    Greta klammerte sich an dieses Versprechen, während ihr Herz in tausend Stücke brach. Wie Glas.
    So ging die Fahrt in den ersten Morgenstunden wieder zurück nach Hamburg, und die Grenzposten wunderten sich wohl über diese komische kleine Familie, die an Weihnachten nichts Besseres zu tun hatte, als zwischen Altona und Hamburg hin und her zu fahren.
    Leni war ganz still. Sie weinte nicht, sie klagte nicht. Hielt nur eine Tüte mit Plätzchen ganz fest und starrte blicklos geradeaus. Erst als Greta ihr fest versprach, bald wiederzukommen, lächelte sie. Ȇbermorgen? So wie vorgestern?«
    Â»Ziemlich kluges Kind«, murmelte Siggo.
    Greta dachte dasselbe. Laut sagte sie zu Leni: »Ganz so schnell schaffe ich es diesmal

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