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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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aber ein Mindestmaß an Wärme. Doch sogleich schämte sie sich dafür. Siggo tat alles, um ihr die Fahrt zur Arbeit so angenehm wie möglich zu machen, zudem musste sie keinen Fußmarsch zur Haltestelle mehr zurücklegen.
    Â»Hühott, Moritz!«, rief er, und der fuchsfarbene Schleswiger zog munter den Einspänner an.
    Greta bewegte die Zehen in ihren Schnürstiefeln und freute sich an der wohligen Wärme. Der Ziegelstein war nach einer russischen Pelzmütze und einer Rosshaardecke Siggos neuester Einfall, um sie warm zu halten. Er selbst trug wie gewohnt nur seinen Paletot und eine Schirmmütze. Nicht einmal Handschuhe an den Fingern. Siggo behauptete allen Ernstes, damit das Gefühl für seine Pferde zu verlieren. Greta hatte ihn allerdings im Verdacht, dass es ihm hauptsächlich darum ging, sie zu beeindrucken. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und wollte an etwasanderes denken. So früh am Morgen herrschte in Altona noch wenig Verkehr in Richtung Hamburg. Mit etwas Glück würde es an der Grenze nur wenig Wartezeit geben und Greta konnte rechtzeitig an ihrer neuen Arbeitsstelle eintreffen.
    Zufrieden dachte sie daran, wie schnell sie als Leihköchin Fuß gefasst hatte. Nach Familie Klasen am Mittelweg hatte sie ein Wochenende lang in einer Villa in Blankenese ausgeholfen. Seit drei Tagen nun kochte sie für einen Reeder, der ein prunkvolles Haus am Meßberg besaß, wo er regelmäßig Geschäftsfreunde aus Übersee bewirtete.
    Die nächste Stellung wartete schon auf sie, und Greta war froh darüber. Am besten aber war, dass es ihr tatsächlich gelungen war, mehr Lohn zu verlangen. Im Gegensatz zu festangestellten Köchinnen stand es ihr frei, den Verdienst auszuhandeln, und mit Siggo an ihrer Seite hatte sie nicht länger gezögert.
    Schon wieder Siggo. Greta unterdrückte ein Seufzen. Wohin ihre Gedanken auch wanderten, irgendwann tauchte regelmäßig ihr Geschäftspartner darin auf. Sie öffnete die Augen wieder und sah gerade noch, wie dieser sie betrachtete, bevor er rasch den Blick abwandte.
    Beide schwiegen, keiner wagte es, die vielen unausgesprochenen Dinge zwischen ihnen anzurühren. Manchmal wünschte sich Greta, Siggo möge mutiger sein und ihr seine Gefühle gestehen. Dann hätte sie endlich Gelegenheit, ihm eine klare Abfuhr zu erteilen. Siggo jedoch sagte nie etwas, benahm sich nur wie ein guter Freund und machte sie mit seiner Anwesenheit nervös, ohne sie je bewusst in Verlegenheit zu bringen. Wie jetzt zu Beispiel. Er saß viel zu dicht neben ihr. Sie spürte seine Kraft unter dergroben Wollkleidung und roch einen leichten, würzigen Duft nach Heu.
    Um sich abzulenken, sagte sie das Erstbeste, das ihr einfiel: »Jemand muss Tante Mathilde zur Vernunft bringen.«
    Siggo zuckte zusammen, und sie konnte ihm ansehen, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen war. Wo genau, wollte sie lieber nicht wissen.
    Â»Sie wird Oliver noch mästen, bis er ein fettes rundes Schweinchen geworden ist.«
    Siggo lachte laut heraus, und Greta bemerkte die feinen Fältchen in seinen Augenwinkeln. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, die Hand zu heben und leicht mit den Fingerspitzen darüberzustreichen. Erschrocken krallte sie unter der Decke ihre Finger ineinander. Allein die Vorstellung, Siggo zärtlich zu berühren, versetzte sie in Angst und Schrecken. Was sollte dann aus ihrem Traum von einem Leben mit Christopher werden?
    Â»Ich finde es schön, wenn zwei Menschen zusammenfinden, die einander wirklich brauchen«, sagte Siggo und lenkte die leichte Kutsche nun am Heiligengeistfeld vorbei in Richtung Wallanlagen.
    Es dauerte einen Moment, bis Greta begriff, dass er nicht von ihnen beiden redete. Erleichtert rückte sie ein winziges Stück von ihm ab. »Du meinst, auch meine Tante braucht Oliver? Sie ist es doch, die alles für ihn tut. Sie hat die Pflegschaft für ihn übernommen und kümmert sich um ihn. Und wenn er wieder ganz gesund ist, wird sie ihm schonend die Wahrheit über seinen Vater beibringen.«
    Kurz erinnerte sich Greta an den Moment im Krankenhaus, als die Erwachsenen erkannt hatten, dass Olivers Vater bei der Havarie seines Schiffes ums Leben gekommenwar. Niemand hatte es laut ausgesprochen, und Mathildes strenger Blick war eindeutig gewesen: Überlasst das mir. Und es war ihr sogar mit wenigen Worten gelungen, dem Kind die Angst vor einem Leben

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