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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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wirklich passiert? Manchmal fragte ich mich das.
    Mein Alltag lief in sicheren Bahnen, als Mitte Oktober das Paket kam. Es stand auf unserem Küchentresen, und Marie saß daneben auf einem Hocker und platzte fast vor Ungeduld.
    Ich hatte einen harten Tag gehabt und war todmüde. Es war Samstagnachmittag, und wir hatten für eine Hochzeit ein riesiges Tortenbüffet geliefert, bei dem ich endlich mal wieder kreativ hatte sein dürfen.
    Ich hatte noch nicht einmal meine Jacke ausgezogen, als Marie schon auffordernd auf das Paket klopfte und befahl: »Los, auspacken. Sofort.«
    »Wie – ist das für mich?«
    Marie rollte mit den Augen. »Natürlich ist es für dich. Denkst du, es wäre noch geschlossen, wenn es für mich wäre? So gut solltest du mich eigentlich kennen.« Sie machte eine bedeutsame Pause und platzte heraus: »Es ist von Patrick.«
    Mir fiel fast die Jacke aus der Hand. Mein Herz hämmerte, aber ich sagte leichthin: »Das sind bestimmt nur ein paar Exemplare von diesem Magazin, in dem seine Bilder erscheinen sollten.«
    »Dann sind da zweihundert Stück drin, so groß und schwer wie das ist«, übertrieb sie maßlos, »und das glaube ich nicht. Los, mach es endlich auf.«
    Wir hoben gemeinsam den Inhalt heraus: zwei Briefumschläge, einer klein, der andere groß, außerdem zwei Pappboxen, von den Ausmaßen etwas größer als eine Packung Kopierpapier.
    »Zuerst der große Umschlag«, entschied Marie und fand darin drei Exemplare des besagten Modemagazins.
    Hastig suchten wir die Bilder, die uns interessierten, im Inhaltsverzeichnis. »Süße Verführung – Mode von Patrick Foerster, fotografiert von ihm selbst« stand da, und wir blätterten aufgeregt kichernd zur angegebenen Seite.
    Staunend sahen wir uns die Bilder an, und selbst ich war beeindruckt, das Ergebnis unserer Arbeit mit eigenen Augen zu sehen.
    »Guck mal, da bist du!«, kreischte Marie auf einmal und zeigte auf das letzte Bild.
    Ich erstarrte: Ein kleines – immerhin! – Bild von mir, ich in vollem Ornat, neben dem Tisch mit den Torten.
    »Davon hat er mir kein Wort gesagt«, stotterte ich und wusste nicht, was ich davon halten sollte.
    »Du siehst so schön aus, Helene. Vielleicht hat er nicht gewusst, ob es wirklich veröffentlicht wird, und hat dir deshalb nichts davon erzählt. Damit du nicht enttäuscht bist. Wow, meine Freundin in einer Designerrobe in dieser Hochglanz-Postille. Ich bin stolz auf dich. Los, nächste Überraschung.«
    Ich hob den Deckel von der ersten der beiden Boxen und stieß auf ein in Stoff gebundenes Album. Es war der ungewöhnliche grüne Stoff meines Kleides, und vorne auf dem festen Einband stand in Blutrot gestickt: Die Tortenkönigin.
    Wir blätterten durch eine Dokumentation meiner Arbeit an den Torten, sogar einige der Skizzen und Entwürfe waren dabei, natürlich auch die Fotos von mir neben dem Tortentisch, und zu guter Letzt sämtliche Motive aus dem Magazin.
    Marie und ich hatten uns aufs Sofa gesetzt, das Album lag vor uns auf dem niedrigen Tisch. Ich war sprachlos und sehr gerührt, und Marie sprach aus, was ich dachte: »Das hat der aber nicht an einem Abend gebastelt oder weil er Langeweile hatte, meine Liebe. Das ist dir hoffentlich klar.«
    Ja, das war es allerdings.
    Marie sprang auf und holte die zweite Box und den kleinen Briefumschlag vom Tresen. »Erst die Box oder erst der Umschlag?«
    »Die Box«, entschied ich.
    Noch ein Album, praktisch der Zwilling vom ersten, bis auf einen Unterschied: diesmal stand »Helene« auf dem Einband.
    Neben bekannten Motiven wie den Fotos vom Imbiss mit den Raubmöwen fand ich Bilder, bei denen ich mich sehr wohl an die abgebildete Situation erinnerte, nicht aber daran, fotografiert worden zu sein. Ich mit Schorsch auf dem Schoß im Strandkorb oder in der Backstube bei filigraner Detailarbeit an den Torten, Marie und ich lachend am Gartentisch, Schorsch bei Dehnübungen unter einem Baum. Schließlich auch noch weitere Bilder von mir in der Robe, auf denen ich herumalberte und in ein Törtchen biss. Die allerletzte Seite bildete ein Foto von mir, wie ich in Jeans und Ringelshirt neben dem Tisch mit meinen Torten stehe. Auf dem Bild klebte ein kleiner Haftnotizzettel, auf dem stand: Mein Lieblingsbild von dir .
    Ich klappte das Album mit einer heftigen Bewegung zu und stieß es weg.
    »Warum hast du das getan? Hast du nicht gesehen, was auf dem Zettel stand?«, fragte Marie entgeistert.
    »Doch.«
    »Und? Was hat dich daran wütend gemacht?«
    »Kann ich

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