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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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oder zumindest staatlich genehmigtes - Ventil suchten?«
    Er erwartete eigentlich keine Antwort. Die Männer in dieser Branche waren laut den Legenden, die unter Polizisten kursierten - und das waren die einzigen Informationsquellen -, harte Kerle mit Nerven wie Drahtseile, die stumm ins Grab sanken und ihre Geheimnisse mit sich nahmen.
    Der Sergeant schüttelte den Druck ab. Langsam tauchte das alte Armitage-Lächeln wieder auf, und zu Joes Überraschung schien er nicht nur bereit, sich auszusprechen, sondern sogar sehr bestrebt, das zu tun. Er dachte einige Augenblicke nach, dann fing er langsam mit seiner Erzählung an. »Ich habe nie aufgehört, die Minuten zu zählen. Sie glauben, wie die meisten, dass wir den Krieg durchgemacht haben, um Kriege ein für alle Mal zu beenden. Wir haben alles neu aufgebaut … haben unser Leben wieder in Schwung gebracht … London illuminiert, versucht zu vergessen, aber einige von uns wissen, dass es nicht dort endete, wo wir glaubten, es begraben zu haben, dort, im Schlamm von Flandern. Wir werden immer noch aus mehr als einer Richtung angegriffen. Ich habe meine Fertigkeiten eingesetzt, um diesen Krieg um Minuten zu verkürzen, und wenn wir dieselben Fertigkeiten einsetzen müssen, um Zeit vom nächsten zu nehmen, dann werde ich das tun.«
    War da ein winziges Hohnlächeln, als er fortfuhr? »Das eigene Land zu lieben ist nicht das Vorrecht der Oberklassen, Captain, obwohl ich weiß, sie denken, sie hätten die Eigentumsrechte an den feineren Gefühlen. Ich habe weniger Grund als die meisten, dem verdammten alten Britannia gegenüber Dankbarkeit zu empfinden - die alte Schachtel hat mir nie einen Gefallen erwiesen! Aber es ist mein Land, und ich werde es auf jede nur erdenkliche Weise unterstützen. Und das ist keine gedankenlose, instinktive Reaktion. Ich hinterfrage alles, einschließlich des Patriotismus.«
    »Und Sie glauben, die richtigen Antworten gefunden zu haben?« Joe musste ihn nicht groß ermutigen. Armitage schien sehr darauf bedacht, sich alles von der Seele zu reden. Das Leben eines vom Staat bezahlten Attentäters, fand Joe, musste wohl ein sehr einsames sein.
    »Ehrlich gesagt, ist es der Mangel an Patriotismus von der Fahne wedelnden Sorte, der dieses Land gerettet hat. Zumindest in meiner Schicht bewundern wir das Klirren von Sporen und die Parade der Macht nicht. Ist es Ihnen nicht aufgefallen? Als wir marschierten, da sangen wir nicht von den Siegen, wir sangen von den Katastrophen. Es ging nicht um einen glorreichen Führer - es war der verdammte, alte Hauptfeldwebel, den wir mit unseren unflätigen Versen verewigt haben.«
    »Wir waren so unmilitaristisch, dass man sich fragt, wie wir es je geschafft haben, ein ganzes Empire aufzubauen«, kommentierte Joe nachsichtig.
    Armitage funkelte böse, war wütend, dass er missverstanden wurde. »Der verdammte, alte Kipling hätte es verstanden«, fauchte er. »Sie müssen sich nur diese Stahlhelme der Preußen ansehen, um zu wissen, was ich meine. Verrückt! Versuchen Sie, die in der britischen Armee auszuteilen, und Sie würden quer durch alle Ränge auf schallendes Gelächter stoßen. Mit einem solchen Unsinn kommt man nicht durch, ohne den britischen Sinn für Humor anzustacheln.«
    »Großer Gott, Mann!« Joe hob eine Augenbraue. »Wenn Sie eine Lobrede auf Aal in Aspik anstimmen wollen, lasse ich Sie in eine Zelle verfrachten, damit Sie abkühlen können.«
    »Das glaube ich Ihnen sofort.« Armitage lächelte. »Sehen Sie, was ich meine? Um Kerle wie Sie davor zu bewahren, sich die Hände wieder schmutzig zu machen, müssen Kerle wie ich gelegentlich das Skalpell ansetzen. Nur darum geht es. Sie sind der Mühe nicht wirklich wert - aber wo sonst in Europa würde die unmäßige Wertschätzung von Aal in Aspik als Verbrechen gelten? Ich habe es genau durchdacht. Ich habe da meine eigene Philosophie.«
    »Ein Killer mit einem Gewissen?«
    »Ganz genau. Um Ihretwillen, Captain, haben wir dieses Gespräch nie geführt. Diese Sache reicht so weit nach oben, dass sich bei Ihnen alles drehen würde. Sie riskieren es, einige wirklich mächtige Menschen zu verärgern. Keine Ahnung, wie hoch der gängige Satz ist, einen Commander des CID verschwinden zu lassen, aber es gibt ganz sicher einen.«
    »Welche Gefahr hat Dame Beatrice für den Staat dargestellt?«, bohrte Joe hartnäckig nach. »Sie spielte doch nur ihre Version des Pfadfinderinnenlebens mit einem Haufen dummer Debütantinnen und dem Schurken Donovan?«
    Es

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