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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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wesentlich älteren Mann aus Kreisen der Polizei liiert ist. Eine Verwicklung dieses Manns in den Entführungsfall wurde jedoch von der vor zwei Tagen einberufenen Sonderkommission verneint.«
    Zbigniew las diese beiden Sätze mehrmals, dann den ganzen Artikel.
    Die Sonderkommission hatte verneint.
    Wo war der Banküberfall?
    Die Überschrift wäre eine ganz andere gewesen, wenn die Redaktion der Boulevardzeitung von dem Banküberfall Wind bekommen hätte.
    Nein, die Presse wusste noch nichts davon.
    Sie hatten den Großeinsatz zwischen Zündorf und Langel mitbekommen, sie hatten ein paar Quellen bei der Polizei angezapft, sie hatten einige Bekannte in Lenas Umfeld befragt. Das Bild auf Seite 17 war vermutlich das offizielle Foto zur Suchmeldung. Woher sie das andere Foto hatten, war Zbigniew schleierhaft; er war sich sicher, dass Lenas Vater es niemals herausgegeben hätte.
    Und er wusste, dass Zeynel es niemals an die Presse gespielt hätte. Vielleicht der Polizeiführer, der für einen herzlichen Umgang mit der Verlagsgruppe, die in Köln das Zeitungsmonopol in der Hand hatte, bekannt war.
    Nein, auch er würde sich einen derartigen Fauxpas nicht leisten.
    Vielleicht kursierten auch irgendwelche alten Fotos von Lena im Internet, aus irgendwelchen Internetgemeinschaften, in denen sie war.
    »Was bedeutet das jetzt?«, fragte Tonia ihn.
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Zbigniew. »Zeynel hatte es mir bereits angekündigt. Aber es kann dazu führen, dass die Täter sich nun unter Druck gesetzt fühlen. Und das ist nie gut.«
    Tonia nickte.
    Zbigniew holte sein Telefon aus der Jackentasche und ließ es Zeynels Nummer wählen.
    Ein Tuten, dann meldete er sich.
    »Ja?«, sagte er brüsk.
    »Ich bin’s. Zbigniew.«
    »Ah. Schon Radio gehört?«
    »Nein. Zeitung gelesen.«
    »Na, dann mach mal dein Radio an.«
    »Gibt’s da noch mehr, als in der Zeitung steht?«
    »Es ist ein Bekennerbrief eingetroffen. Wir haben das vor einer Stunde publiziert.«
    Zbigniew kam sich vor, als ob ihm jemand mit einem großen Stock vor die Stirn geschlagen hatte. Er blinzelte, und mit einem Mal sah er so etwas wie weiße Sterne vor seinen Augen. Er kniff die Augen zu, doch es wurde nicht besser.
    »Zbigniew? Alles klar?«
    Nichts war klar.
    »Wer bekennt sich?«
    »Eine islamistische Splittergruppe. Sie fordern den Abzug der bundesdeutschen Truppen aus Afghanistan, sonst werden weitere Entführungen folgen.«
    Die Sterne, sie wurden zu einer Kufiya. Nein, diese war hinter den Sternen. Mahmud Said war wieder vor seinen Augen.
    »Und Lena?«
    »Sie wird freigelassen, wenn die Regierung den Forderungen nachkommt.«
    In Zbigniews Hirn wirbelte alles durcheinander. Immerhin sanken langsam die Sterne auf den Grund seines Blickfelds, seine Tränenflüssigkeit hatte sie auf eine geheimnisvolle Weise nach unten gespült.
    »Das wird doch niemand tun.«
    Er spürte, wie Zeynel mit der Antwort zögerte.
    »Nein.«
    »Aber … «, fing Zbigniew an. Er brauchte einen Moment. »Aber ich verstehe das jetzt nicht so richtig. Ich meine, gestern, das mit dem Schließfach – wie soll denn das bitteschön damit zusammenhängen? Mit Afghanistan?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was habt ihr denn sonst noch rausbekommen, in Bezug auf das Schließfach und den Raub?«
    »Das kann ich dir so nicht sagen.«
    Lose Enden.
    »Hat eure Neuevaluierung des Falles denn irgendwas gebracht? Geht ihr jetzt anders an die Sache heran?«
    »Zbigniew, das kann ich dir wirklich nicht sagen. Zumindest nicht am Telefon.«
    Alles war voll mit losen Enden, die nicht zusammenpassten.
    »Okay, aber du kannst mir sagen, was wir jetzt tun. Ich meine, was tut ihr jetzt?«
    Schweigen.
    »Glaubt ihr, dass diese Art der Berichterstattung hilfreich ist?«
    »Auf die Art haben wir keinen Einfluss. Dass die Information nach draußen geht, wurde von uns initiiert. Vielleicht meldet sich jemand aus der Bevölkerung. Außerdem merken die Entführer damit, dass wir sie ernst nehmen, sodass wir sie in Sicherheit wiegen. Das ist auch günstig, damit sie Lena nicht grundlos irgendwelchen Dingen aussetzen.«
    »Woher haben die das erste Foto von Lena?«
    »Ich hab keine Ahnung. Im Internet sind noch mehr, diese Typen von der Internetredaktion, das sind ganz bissige Hunde.«
    »Aber von mir steht da nicht noch mehr drin, oder?«
    »Nein. Für die Eltern ist das jetzt natürlich alles ganz schlimm. Die Reporter stehen vor der Tür, alle Freunde und Bekannte wissen Bescheid. Insoweit holt die

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