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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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l.«
    Reilmann tippte im Computer.
    »Hab ich keine in Köln.«
    »Mehr als Köln hast du da nicht, oder?«
    Reilmann lachte. Zbigniew hörte ein weiteres Tippen.
    »Ein einziger Treffer laut Bundesmelderegister.«
    Zbigniews Atem beschleunigte sich.
    »Wo?«
    »In Essen. Lindenstraße 67.«
    Zbigniew war kurz davor, sich ins Auto zu schwingen.
    »Hast du das Geburtsdatum?«
    »Ja, klar. 4. Juni 1972. In Recklinghausen.«
    Alles rutschte wieder zusammen.
    »Bist du dir sicher?«
    »Was soll das heißen, ich bin mir sicher. Das steht hier halt so im Melderegister.«
    »Verdammt.«
    »Wieso?«
    Vielleicht war der Name Wetzell ein Druckfehler. Vielleicht gab es darin ein l zu viel.
    Nein, Melderegister hatten keine Druckfehler.
    Es war eine Sackgasse.
    »Okay, ich danke dir trotzdem.«
    »Bitte schön. Und ich drück dir die Daumen.«
    Zbigniew legte auf.
    Tonia, die ihm gegenüberstand, rückte dichter zu ihm. Mit einem Mal umarmte sie ihn.
    »Schlechte Nachrichten?«
    Ihre Umarmung kam ihm seltsam vor, verboten und vertraut zugleich.
    »Die Christina Wetzell gibt es nicht. Zumindest nicht direkt.«
    Tonia drückte ihn fest an sich.
    »Du wirst sie finden, ich bin mir sicher.«
    Einen Moment lang legte nun auch er seine Hände um ihre Taille, und so standen sie umarmt da.
    Fast hatte er sich schon daran gewöhnt, dass Lena fort war.
    Nein.
    Er löste die Umarmung.
    »Komm.«
    Zbigniew und Tonia fuhren noch einmal zum ehemaligen Kistenmacherhof hinaus. Sie parkten den Wagen in etwa einhundert Metern Entfernung und schauten auf das flache Backsteingebäude, das recht charmant in U-Form inmitten einiger Wallhecken lag. Vor dem Gespräch mit der alten Dame hatte Zbigniew hier eine junge Familie angetroffen, die von nichts wusste. Nichts davon wusste, dass hier, nach damaligen Gesetzen, ein Verbrechen stattgefunden hatte, das vermutlich eine gute Tat gewesen war. Zumindest dann, wenn die echte Christina Wetzell auf natürlichem Weg gestorben war.
    DerGedanke,derihninnerlichatemloswerdenließ,warjedocheinanderer.EsbestanddieMöglichkeit,dassEvaWeissbergnochlebte.JahrzehntelangwarenallevoneinemfalschenBauernhofinBüsdorfausgegangen,warumauchimmer.EvaWeissberghattealsjüdischesBabyetwasüberlebt,dasniemandinjenerZeitüberlebenkonnte.DankihrerumsichtigenElternundeinembesonderenMann.
    Einem Mann, der eine schwarze Limousine fuhr und nicht zur Gestapo gehörte, wie die alte Bäuerin glaubte.
    Es musste Paul Streithoff gewesen sein. Der Mann, der ein Freund von Gideon Weissberg gewesen war. Der als Arzt vielleicht über Informationen von Kollegen verfügte, wenn ein Baby kurz nach der Geburt starb.
    Und der vierzig Jahre später für die Gravur auf dem Gedenkstein der Eltern gesorgt hatte.
    Warum?
    Unsicherheit ergriff Zbigniew. War Eva Weissberg damals doch gestorben?
    Wann würde Delia in Deutschland ankommen? War sie wirklich gefahren? Ihr Vater schien eine der Schlüsselfiguren der damaligen Rettungsaktion zu sein.
    »Wir werden die Spur der Wetzells verfolgen können, irgendwie«, sagte Tonia neben ihm. »Wir können auch in amerikanischen Archiven nachschauen. Irgendetwas werden wir finden. Wer der Nazi war, der das Kind brachte.«
    Zbigniew begriff, dass Tonia ihm Mut zusprechen wollte.
    »Ich glaube, ich weiß bereits, wer das gewesen ist.«
    »Was meinst du, Gideon?«
    »Nein. Mit einem Baby, im Auto, 1943 – undenkbar. Juden durften noch nicht einmal mehr Fahrrad fahren zu der Zeit.«
    Zbigniew hatte es irgendwo im Internet gelesen. Er blickte auf das Backsteingebäude, in dem nun in einem Fenster ein Licht anging. Kaum war es zu sehen, da schob auch gleich die junge Frau einen Vorhang vor das Fenster.
    »Wer denn?«, fragte Tonia neugierig.
    Zbigniew starrte bloß nach vorne. Er war noch nicht bereit, seine Theorie nach außen zu tragen.
    Es war, als ob Tonia ihn blind verstand. Sie hakte nicht nach, sondern sprach weiter.
    »Wenn du willst, gehe ich noch mal zu Calusius. Wir werden Zugang zu allen Archiven bekommen, die wir brauchen. Calusius kennt alle.«
    Zbigniew nickte. Auch wenn er den Chef des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs nicht besonders gemocht hatte, könnte dieser sich nun als sehr hilfreich erweisen.
    »Das Entscheidende ist: Wir haben jetzt einen Namen. Christina Wetzell. Einen Geburtsort. Und irgendwie müssen wir herausfinden, was aus ihr geworden ist.«
    Zbigniew fiel auf, dass er das Wort »wir« benutzt hatte. Als sei Tonia naturgemäß der Partner auf seiner Reise.
    »Ich rufe Calusius

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