Die tote Schwester - Kriminalroman
Veröffentlichung des Bekennerschreibens die Sache auch ein bisschen aus der Privatsphäre raus. Was auch Vorteile hat.«
»Und was ist mit den anderen Spuren?«
»Wie meinst du das.«
»Naja. Edina. Immermann.«
»Wir haben hier Staatsschutz und BKA sitzen, die rühren zurzeit den Teig.«
Zbigniew spürte, wie der Zorn in ihm hochstieg. Es konnte nicht sein, dass Zeynel die Fakten so sehr außer Acht ließ. Es konnte nicht sein, dass er so ignorant war.
»Zeynel, jetzt hör mir mal zu. Warum wirft Lena ihren Ring mit der Edina-Notiz aus dem Fenster? Edina kannte den Namen der Bank und des Schließfachs, Lena hatte ihr es am Telefon aus New York gesagt, ohne dass die Mädchen wussten, worum es sich handelt. Und dann wird Lena dazu gezwungen, zu dem Schließfach zu gehen. Mit dem Schlüssel, den Samuel Weissberg ihr gab. Oder, von mir aus, glaubt, dass sie nicht dazu gezwungen wurde, auf jeden Fall ging sie hin, es macht keinen Unterschied. Keinen Unterschied in der Hinsicht, dass das Zusammenhänge sind, die ihr nicht leugnen könnt! Habt ihr das mit den Informationen zu Samuel Weissberg gecheckt?«
Zeynel blieb ruhig.
»Wie sollen wir, wenn der Mann nicht erreichbar ist? Die vom BKA finden aber viel interessanter, dass Lena und Edina im letzten Jahr dreimal auf Demonstrationen waren. Das hat Edina nämlich ausgesagt, sie waren einmal gegen diesen einen FDP -Minister und die anderen beiden Male bei Demos, die gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan gerichtet waren. Und wo laut Erkenntnissen des Staatsschutzes auch Drahtzieher unserer islamistischen Splittergruppe dabei waren.«
Edina. Wollte Lena mit dem Zettel bloß andeuten, dass die Verbindung in den gemeinsamen politischen Aktivitäten der Mädchen lag, dass sie Edina danach befragen sollten?
»Aber das Schließfach. Immermann-Bank, 23.«
Zbigniew hörte Zeynel laut ein- und ausatmen.
Er sprach weiter, bevor sein ehemaliger Freund etwas erwidern konnte.
»Und ich habe eine neue Spur. Wir müssen herausfinden, was aus einem Kind namens Christina Wetzell geworden ist. Sagen wir, 1946 wohnhaft in Stommeln.«
»Zbigniew, du bist wirklich ein … « Zeynel musste überlegen. »Ein pain in the ass .«
»Das hab ich schon mal gehört.«
»Bist du gleich zu Hause?«
»Ich bin heute Abend noch in Düsseldorf auf einer Veranstaltung«, sagte er und bemerkte, wie Tonia kurz ihren Kopf zu ihm wandte, dann wieder zurückdrehte.
»Nur kurz. Ich kann in zwanzig Minuten bei dir sein. Es dauert nicht lange.«
Zbigniew sah auf die Uhr.
»Okay, in zwanzig Minuten.«
Zbigniew ließ Tonia vor ihrer Wohnung in der Lübecker Straße aussteigen. Sie wollte sich vor der Fahrt nach Düsseldorf noch frisch machen.
Er parkte den Wagen und ging nach Hause.
Fünf Minuten später klingelte Zeynel an der Tür.
Erst gaben sie sich die Hand, dann umarmten sie sich. Eine kurze, kräftige Umarmung unter Männern.
»Es tut mir echt leid«, sagte Zeynel. »Aber es gibt Sachen, die kann ich dir nicht erzählen. Und es gibt aber vor allem auch Sachen, die ich dir übers Telefon nicht erzählen kann.«
Zbigniew sah ihn irritiert an.
»Habt ihr einen Maulwurf in der Ermittlungskommission?«
»Wir? Nein, wie kommst du darauf?«
Oder Projekt Echelon.
Es war ein Witz.
»Wie auch immer, das, was ich dir jetzt sag, darf diese vier Wände nicht verlassen. Und du musst mir dein hoch und heiliges polnisch-christliches Ehrenwort geben, dass du davon niemandem etwas sagst und es auch nicht für dich benutzt.«
Zbigniew überlegte einen Moment.
»Ich schwöre bei meiner Mutter.«
Zeynel zog seine Augenbrauen hoch, war sich nicht sicher, ob dies ernst oder ironisch gemeint war.
Zbigniew selbst war sich auch nicht sicher.
»Wir glauben, dass das Bekennerschreiben eine Fälschung ist.«
Zbigniew sah ihn an. Am Telefon hatte Zeynel nichts davon durchsickern lassen.
»Warum?«
Zeynel zuckte die Achseln.
»Ich weiß es nicht. Die vom Staatsschutz sagen das. Die schauen sich solche Sachen ständig an, und es gibt wohl einige Authentizitätsmerkmale, aber ein paar andere Sachen an dem Schreiben stimmen wohl nicht so richtig.«
Erleichterung machte sich in Zbigniew breit.
»Okay. Also, das kann ich mir vorstellen. Das ist eigentlich genau das, was ich erwartet habe. Jetzt, wo ich so drüber nachdenke.«
Hatte er es erwartet? Oder sagte er das nur, um sich selbst zu beruhigen?
»Wer fälscht so ein Schreiben?«, fragte er seinen ehemaligen Freund.
Zeynel sah ihn an. Sein Blick
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