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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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morgen an«, sagte sie. Dann schnellte sie plötzlich mit ihrem Kopf in seine Richtung, gab ihm flüchtig einen Kuss auf die Wange.
    »Deine Freundin kann sich glücklich schätzen«, sagte sie.
    Er hätte zuvor ihre Umarmung nicht erwidern sollen.
    Warum wollte Tonia ihn nun verwirren, jetzt, in einer Situation, in der es völlig unangemessen war? Es war immer unangemessen, aber zum Zeitpunkt von Lenas Entführung umso unangemessener.
    Auch wenn ihn dieses Kompliment irgendwie aufbaute. Falls es ein Kompliment war.
    Warum konnte er nicht einfach die Uhr eine Woche zurückdrehen?
    Sein Mobiltelefon meldete den Empfang einer SMS . Einen Moment lang war Zbigniew aufgeregt, denn die einzige Person, die auf diese Art mit ihm kommunizierte, war Lena. Es war jedoch nur der Netzbetreiber, der ihn darauf hinwies, dass sich in seiner Mobilbox noch zwei neue Nachrichten befanden. Zbigniew drückte den Abhörknopf.
    Zeynel, der ihn dringend bat, zurückzurufen.
    Delia Johannsen, die am Düsseldorfer Flughafen gelandet war und sich fragte, wie sie nun Zbigniew zu Gesicht bekäme. Sie wollte sich, wenn sie nichts von ihm hörte, ein Hotelzimmer am Düsseldorfer Flughafen nehmen.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl. Die Ereignisse draußen überschlugen sich, und Zbigniew saß in Stommeln ruhig in seinem Wagen, einen friedlichen Bauernhof betrachtend.
    Delia Johannsen. Was hatte sie angetrieben, dass sie nun die weite Reise auf sich genommen hatte? Ihr Vater, Paul Streithoff, natürlich. Auch wenn er tot war, wirkte er nach. Wie viel wusste Delia darüber, was damals geschehen war?
    Er wählte Zeynels Nummer.
    »Ich muss mal ein paar Leute anrufen«, sagte er währenddessen zu Tonia, die ihren Blick nicht vom Bauernhof abwandte.
    Tut, tut, tut …
    Besetzt.
    Zbigniew legte auf, drückte Delias Namen.
    »Hallo?«
    »Ja, Zbigniew Meier hier.«
    Delia begrüßte ihn überschwänglich und fragte, ob es schon Neuigkeiten von Lena gäbe.
    »Nein, leider nicht.«
    »Oh, das tut mir so leid.«
    »Sind Sie wirklich in Düsseldorf?«
    »Ja, ich bin bereits hier. Ist es nicht schön?«
    Zbigniew wusste nicht, ob es schön war.
    »Ich muss Sie einiges fragen. Auf der Suche nach Eva Weissberg stoße ich immer wieder auf den Namen Ihres Vaters. Könnten wir uns schnell sehen?«
    Einen Moment lang Stille in der Leitung, dann sprach Delia, nun sehr ernst.
    »Warum kommen Sie nicht heute Abend einfach zur Eröffnung, dann erzähle ich Ihnen alles über meinen Vater? Beziehungsweise das, was ich weiß.«
    »Eröffnung?«
    »Hatte ich Ihnen das nicht gesagt? Heute Abend ist eine große Ausstellungseröffnung im Museum Kunst Palast.«
    Es dauerte zwei Sekunden, bis es Zbigniew klar wurde.
    Deswegen war Delia Johannsen hier.
    Sie war nicht bloß für ihn und Lena gekommen, was für ein Gedanke. Sie wollte ohnehin hierherkommen und hatte Zbigniew lediglich das Gefühl gegeben, dass sie am Schicksal seiner Freundin derartig interessiert war.
    Frauen benutzten ihn in der Regel für ihre Zwecke. Irgendwann war Zbigniew dies mal aufgefallen, und seitdem bestätigte es sich immer wieder.
    Außer Lena. Lena war rein, sie hatte keine bösen Absichten.
    Hatte Delia einen Zweck für ihn?
    Tonia?
    Delia und Tonia. Zbigniew warf einen Blick auf die Frau, die neben ihm saß und schweigend auf den Kistenmacherhof blickte.
    »Sind Sie noch da?«
    »Ja. Was ist das denn für eine Ausstellung?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Nein.«
    »Per Kirkeby.«
    »Aha.«
    »Kommen Sie?«
    »Davor haben Sie nicht ein Stündchen Zeit, oder?«
    »Nein, ich muss mich noch frisch machen und kurz ausruhen. Sonst funktioniere ich heute Abend nicht.«
    Sie musste funktionieren. Vermutlich erledigte sie an diesem Abend wichtige Geschäfte, hatte nebenbei ein wenig Zeit für Zbigniew.
    »Braucht man da keine Eintrittskarte? Besondere Kleidung?«
    »Ja, ziehen Sie sich halt so an, wie Sie in New York waren, das reicht. Und ich lasse Sie auf die Gästeliste setzen, das ist kein Problem.«
    Zbigniew blickte zu Tonia, die sein Telefonat nicht zu beachten schien.
    »Ginge das auch mit Begleitung?«, frage er.
    Er spürte, dass Delia am anderen Ende der Leitung ein wenig überrascht war.
    »Selbstverständlich. In Begleitung, kein Problem.«
    »Danke. Bis nachher.«
    Er legte auf. Erstaunlich, dass sie sich an seine Kleidung erinnerte. Die Kleidung, die er in New York auf der Vernissage getragen hatte, war nun im Landeskriminalamt, mitsamt seiner und Lenas Tasche. Wo die Spezialisten jeglichen

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