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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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fragte Zbigniew erneut.
    »Wissen Sie, wer sie ist?«, stellte die alte Dame mit zittriger Stimme eine Gegenfrage.
    Zbigniew runzelte die Stirn, er begriff nicht. Die Alte fuhr von allein fort:
    »Ich habe mich das immer gefragt. Das kleine Mädchen, das eines morgens vor der Pforte stand. Mit verbundenen Augen, stellen Sie sich das vor. Es war völlig verstört. Wir haben es aufgenommen, ja, wir haben es aufgenommen, aber das Mädchen war immer ein großes Rätsel für uns.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
    »Sind Sie der … nein. Wer sind Sie? Können Sie mir erzählen, wer das Mädchen war?«
    »Das kann ich vielleicht«, sagte Zbigniew und überlegte, wie viel er der alten Dame über Eva Weissbergs Herkunft sagen konnte, ohne dass er sie zu sehr schockierte. Er würde sich irgendetwas ausdenken müssen, um den Schlächter von Andernach zu umspielen.
    »Ich arbeite bei der deutschen Polizei und wir haben gerade einen sehr komplizierten Fall hinter uns gebracht, wo das Mädchen indirekt eine Rolle spielte.«
    »Zeigen Sie mir Ihren Ausweis.«
    Die alte Dame lächelte wieder. Zbigniew zeigte den Dienstausweis.
    »Ich lade Sie jetzt zu einer Tasse Tee ein, und dann müssen Sie mir alles erzählen, was Sie wissen«, sagte sie.
    Zbigniew nickte überrumpelt. Er hatte gedacht, er erhielte eine schnelle Information. Stattdessen war er nun derjenige, der erst mal in die Pflicht musste. Vertrauen aufbauen musste.
    »Das Mädchen hieß Eva Weissberg«, sagte er, während er die alte Dame zu ihrem Gartenpförtchen begleitete. Ein gepflegtes altes Haus lag hinter einem mit Porzellanfiguren verhitschten Vorgarten.
    »Eva«, sagte die alte Dame, während sie das Gartentörchen öffnete. »Sie hat zuerst überhaupt nicht gesprochen. Wir hatten sie Marie genannt. Sie hat nie gesagt, dass sie Eva heißt.«
    »Sie wusste es selbst nicht.«
    Er würde ihr von Christina Wetzell erzählen müssen.
    Er spürte, dass der Schlächter von Andernach sich in dem, was er ihr erzählen musste, nicht auslassen ließ.
    Eva hatte nicht gesprochen. War sie unter Schock gewesen? Hatte sie doch den Mord an ihren Eltern mitangesehen?
    Nein, beschloss Zbigniew. Das hätte Paul Streithoff nicht zugelassen.
    Es war ihm an ihr gelegen.
    Sie betraten das Haus.
    »Es ist leider keine schöne Geschichte«, sagte Zbigniew zu der alten Dame.
    Die Alte nickte.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, sagte sie.

19
    Das Flugzeug war im Landeanflug auf den John F. Kennedy Airport. Lena und Zbigniew hatten sich angeschnallt, die Stewardessen ihren letzten Kontrollrundgang gemacht. Aus den Fenstern sah Zbigniew die Skyline von New York. Er erinnerte sich an den ersten Anflug vor knapp einem Monat. Damals, als er noch in einer anderen Welt gelebt hatte.
    Es ging rapide abwärts. Zbigniew hasste diesen Moment, griff nach Lenas Hand. Lena zuckte kaum merklich, ihre Hand war kalt und schlaff. Zbigniew umklammerte sie umso fester.
    Er hatte alles versucht, Lena davon abzubringen, jetzt und hier mit ihm nach New York zurückzureisen. Die Ärzte hatten abgeraten, ihre Eltern waren kurz davor gewesen, es zu verbieten. Aber Lena war Lena, und sie wollte diese Angelegenheit mit zu Ende bringen. Zbigniew hatte schließlich mit den Eltern gesprochen, und sie waren übereingekommen, dass Lena diese Reise antreten könnte. Gemeinsam – Horst und Susanne Beinke saßen einige Reihen hinter ihnen im gleichen Flugzeug. Zbigniew störte es noch nicht einmal, es hatte etwas Beruhigendes. Aus Sicht der Eltern verstand er es ohnehin; vermutlich hätte er an Horst Beinkes Stelle genauso gehandelt.
    Und noch nicht einmal Lena hatte etwas dagegen gesagt, auch sie hatte begriffen, dass es keine andere Wahl gab.
    »Freust du dich?«, fragte Zbigniew.
    Lena nickte, ohne dass man ihrem Gesicht Freude ansah.
    Der Flieger setzte auf. Es ruckelte, der Rumpf wurde in Mark und Bein erschüttert. Die Bremsung. Dann dauerte es eine Ewigkeit, bis das Flugzeug in seine Parkposition gerumpelt war.
    Einige Stunden später hatten Zbigniew und die Beinkes in einem kleinen Hotel im East Village eingecheckt. Sie hatten zwei Zimmer genommen. Lena würde bei Zbigniew schlafen.
    »Lass uns zu ihm gehen«, hatte sie sofort gedrängt, nachdem er die Koffer abgestellt hatte.
    Zbigniew hatte bloß genickt und ihn angerufen.
    Nun saßen er und Lena zusammen mit ihren Eltern in einem Diner in Chelsea und warteten auf Samuel Weissberg. Zbigniew hatte sich einen großen Burger bestellt. Aus einer Durchreiche hinter

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