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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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sagen.
    Eine seltsame Gewissheit hatte ihn erfasst, dass er dies wollte. Dass es das Richtige war.
    Hatte er fast in einem Befehlston gesprochen?
    »Ich werde mich so schnell wie möglich auf den Weg machen«, sagte Delia.
    Es war dies der Moment, in dem Zbigniew sich fragte, warum Samuel Weissberg, alias Heinrich Weissberg, nach Deutschland reisen sollte, ohne ihm etwas davon zu erzählen.

9
    Zbigniew ging zu Fuß nach Hause. Es war mittlerweile dunkel geworden und er würde beim Standesamt heute nichts mehr erreichen. Der Weg führte am EL - DE -Haus vorbei, dann an der IHK , durch die engen Gassen des Ursulaviertels bis zum Eigelsteinplatz. Die Orte des Tages, in umgedrehter Reihenfolge, bloß ohne Flughafen und Wald.
    Es kam ihm seltsam vor, dass all diese Dinge so nah bei seiner Wohnung lagen, direkt auf dem Weg in die Einkaufsstraßen, in seinem Leben aber noch niemals eine Rolle gespielt hatten.
    Zu Hause wischte er zunächst ein wenig Staub. Er dachte dabei über nichts nach, es war einfach die Tätigkeit des Staubputzens selbst, die ihm in diesem Moment Hilfe zu bieten schien. Auf dem Anrufbeantworter war keine Nachricht von Zeynel gewesen, und auch auf dem Mobiltelefon hatte sich sein ehemaliger Kollege noch nicht gemeldet.
    War so viel passiert, dass er keine Zeit hatte, Zbigniew vom Fortschritt der Ermittlung zu berichten?
    Was hatte die Vernehmung von Edina ergeben?
    Er ging kurz in den Keller, um ein wenig Alkohol für den Abend bereitzustellen. In einer Ecke des Weinregals, das diesen Namen kaum verdiente, entdeckte er einen blauen Pomeranzenlikör. Lena hatte so etwas gemocht.
    Hatte er Orangensaft?
    Natürlich nicht. Er könnte noch in den Supermarkt gehen, aber das war zu anstrengend.
    Und er könnte Tonia begegnen.
    Wollte Delia Johannsen wirklich kommen?
    Es war doch alles bloß ein seltsamer Traum.
    Zbigniew stapfte die Treppen wieder hoch.
    Sein Anrufbeantworter blinkte.
    Es war immer das Gleiche; endlose Zeit rief niemand an, und wenn man ein einziges Mal ganz kurz fort war, verpasste man die wichtigen Dinge.
    Sofern sie wichtig waren.
    Zbigniew drückte den Knopf, hörte Zeynels Stimme. Dieser erzählte etwas abgehackt, dass sie den Opel Astra von Alaia Sarwari gefunden hatten, an einer Kläranlage in Niederkassel. Der Wagen sei direkt zum LKA nach Düsseldorf gebracht worden, weitere Spuren hätten sie am Fundort nicht entdeckt.
    Zeynel räusperte sich kurz, zögerte und fügte ein »Nur, dass du Bescheid weißt« an.
    Im Flur von Zbigniews Wohnung hing eine Karte von Köln. Langel und Niederkassel waren nicht mehr eingezeichnet, aber irgendwo hatte er noch eine Radwanderkarte, die von Köln bis zum Siebengebirge reichte.
    Er hatte sie zusammen mit Lena gekauft, für eine Wochenendtour.
    Alles war voll von Erinnerungen an Lena. Er musste es abstellen, bei jedem Gegenstand an Lena zu denken.
    Zbigniew fand die Karte und faltete sie mit feuchten Händen auf. Die Kläranlage war sogar eingezeichnet; sie lag einige Kilometer südlich vom Fundort der Taschen.
    Sie hatten in Niederkassel das Fluchtauto gewechselt und waren wieder nach Norden gefahren. Erst danach hatten sie sich der Taschen entledigt. Es konnte nur einen Grund dafür geben: Sie hatten sie in Ruhe durchsucht.
    Das hieß zugleich, dass der zweite Fluchtwagen, in den die Täter von Alaia Sarwaris Opel umgestiegen waren, eine Zeitlang an der Kläranlage gestanden hatte. Sie würden nicht das Risiko eines längeren Fußwegs oder gar von öffentlichen Verkehrsmitteln eingehen. Jemand hatte den zweiten Wagen nach Niederkassel an die Kläranlage gebracht.
    Die Ermittler sollten demnach in der Nachbarschaft der Kläranlage Erkundigungen anstellen, ob jemand beobachtet hatte, dass dort der andere Wagen abgestellt wurde.
    Zbigniew war kurz davor, Zeynel anzurufen, dann ließ er es aber bleiben. Zeynel war so klug wie er selbst, er würde an alles denken, was zu tun war. Er ging in die Küche und schenkte sich von dem blauen Farbstoffgetränk ein. Er trank ein Glas pur.
    Lena.
    Der eklig-süße Likör klebte zwischen seinen Zähnen. Ohne Eis und Orangensaft war er ungenießbar.
    Er könnte die Wäsche aus dem Urlaub waschen.
    Nein, die Polizei hatte die Taschen samt seiner Schmutzwäsche mitgenommen. Vermutlich wurden seine Unterhosen jetzt gerade im LKA

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