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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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untersucht.
    DasTelefonklingelte;Zbigniewhastetehin.EswarTonia,dieneugierignachdemneuestenStandfragte.Zbigniewerzählteihr,waservonMendelsteinerfahrenhatte.SiewünschtensicheineguteNacht;irgendwiehattendieAbschiedsworteetwassehrVertrautes.
    Zbigniew schaltete den Fernseher ein.
    Er setzte sich auf die Couch und ließ sich vom Fernseher berieseln.
    Sollte er seine Freistellung bei der Polizei verlängern lassen?
    Er unterdrückte den Gedanken, konzentrierte sich auf seine Fernbedienung, schaltete mal hierhin, mal dorthin. Schließlich blieb er etwas länger bei einer Dokusoap auf einem Privatsender hängen, die er eigentlich menschenverachtend fand.
    Müdigkeit ergriff ihn.
    Einige Zeit später war er eingeschlafen.
    Zbigniew hatte eine äußerst unruhige Nacht hinter sich gebracht. Um zwei Uhr morgens war er auf der Couch wach geworden, bei laufendem Fernseher, mit einem leichten Schmerz im Rücken. Er hatte sich ins Bett gelegt, versucht weiterzuschlafen. Erfolglos. Verzweifelt hatte er einige gymnastische Übungen auf dem Fußboden begonnen, um den Zorn seines Rückens zu besänftigen. Was erstaunlicherweise half. Danach mäanderte er zwischen Bett und Wohnzimmer hin und her, große Anstrengungen unternehmend, wieder zur Ruhe zu kommen. Eine halbe Flasche Rotwein leerte sich wie nebenbei, peu à peu.
    Er war in der restlichen Nacht noch ein paarmal eingeschlafen, doch der Schlaf währte nie länger als eine Stunde und brachte keine Erholung. Als er in der Morgendämmerung zum letzten Mal aufwachte, war er sich sicher, vor wenigen Minuten noch einmal eine Variation des Albtraums über die fixierte Lena gehabt zu haben. Er erinnerte sich nicht so plastisch wie am Tag zuvor, hatte aber beim Aufwachen das Zerrbild von Jeanne Duhamel vor seinen Augen.
    Er versuchte es wegzuwischen, doch es gelang ihm nicht.
    Alle bekannten Täter waren tot oder hinter Gittern, mit Ausnahme von Jeanne.
    Alle bekannten.
    Zbigniew ging Brötchen holen, um andere Bilder in den Kopf zu bekommen. Zu einem Bäcker am Hansaring; er wollte Tonia Lindner nicht begegnen.
    Warum eigentlich nicht?
    Er machte sich einen Kaffee, frühstückte ausgiebig.
    Um sieben Uhr dreißig klingelte das Telefon.
    »Ja?«
    Es war Lenas Vater, der sich mit Namen meldete und dann räusperte. »Herr Meier?«
    Ja, das war er.
    »Wissen Sie schon etwas? Wir haben ein paarmal versucht, mit der Ermittlungskommission zu sprechen. Aber es hieß immer nur, es gebe keine Neuigkeiten.«
    »Ich weiß leider auch nicht viel. Gestern wurden unsere Reisetaschen gefunden, aber das hat auch nichts Neues erbracht. Die Täter haben offenbar das Fluchtauto einmal gewechselt.«
    »Und was bedeutet das? Was vermuten die jetzt?«
    Es war zu kompliziert, dem Vater zu erklären, was im Detail die Gedankengänge der Ermittler waren. Soweit Zbigniew sie überhaupt kannte.
    Er versteckte sich hinter Worten, die Zeynel aussprechen würde.
    »Nun, es gibt bislang kein Bekennerschreiben. Es wird aber auch keine sexuell motivierte Tat vermutet.«
    Er sprach gar nicht von Lena, es war bloß irgendein Opfer.
    Worthülsen, um nicht verrückt zu werden.
    »Also wissen die gar nichts? Gibt es denn irgendwelche Spuren, denen sie nachgehen?«
    »Sie gehen allem Möglichen nach, zumindest ist das mein Eindruck. Aber es fehlt die heiße Spur.« Edina. »Gut, es gibt die Idee, dass es einen terroristischen Hintergrund geben könnte. Aber wenn Sie mich fragen, ist das Unsinn.«
    »Terrorismus? Warum?«
    »Es liegt nur am Tatwagen, der gehört einer Afghanin, und da springen die natürlich drauf an. Aber wie gesagt … «
    »Das mit dem Tatwagen weiß ich.«
    Zbigniew nickte. Natürlich, er war ja am ersten Abend im Präsidium gewesen.
    »Wir werden verrückt. Meine Frau wird verrückt«, sagte Lenas Vater leise.
    Und Sie, Zbigniew Meier, sind schuld.
    Nein, das sagte er nicht.
    »Es geht mir genauso. Es ist fürchterlich. Ich bin die ganze Nacht durch die Wohnung hin und her gegangen. Ich fühle mich wie … « – er suchte nach dem richtigen Wort – »ausgekotzt.«
    Das war das richtige Wort.
    Irgendwie war er gerade dabei, jegliche Hemmungen gegenüber dem Studienrat oder Studiendirektor oder was auch immer, seinem Schwiegervater in spe, zu verlieren.
    Zbigniew atmete durch und ließ es heraus.
    »Ich vermisse sie so sehr, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Ich mache mir Vorwürfe. Und ich weiß selbst nicht, wo ich anfangen soll. Ich will sie suchen, aber es geht nicht. Stattdessen …

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