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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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Wir haben ein internes Netzwerk, das ist alles getrennt vom Internet. – Hier ist es. Brauchen Sie einen Stift?«
    Zeynel und Zbigniew schüttelten schweigsam den Kopf.
    »Das Geheimwort lautet ›Lohengrin‹. Das ist nicht besonders hilfreich, schätze ich, oder?«
    Zbigniew sah Zeynel an. Nein, das war nicht besonders hilfreich.
    Der Bankdirektor verließ den Raum, bedeutete ihnen nochmals, dass sie bleiben konnten. Zbigniew stand auf, stellte sich ans Fenster. Er blickte den Dom an, so hoch, so nah, so majestätisch. Dies war die Art Büro, in der man auf Dauer größenwahnsinnig werden konnte.
    »Also, was haben wir jetzt?«, fragte Zeynel.
    Zbigniews Gedanken flossen durch sein Hirn, ohne Ordnung, ohne Struktur.
    Lohengrin.
    »Bleiben wir bei den Fakten«, half ihm Zeynel. »Eine junge Frau wird scheinbar am Flughafen entführt, in ein Auto gezerrt, in das gestohlene Auto einer Afghanin. Die Taschen der Frau werden im Wald entsorgt, die Frau war bei dieser Taschenentsorgung aber anwesend und konnte sogar eine Zigarette rauchen; wir haben übrigens einen DNS -Vergleich hierzu gemacht, die Kippe ist in der Tat von Lena Beinke. In den Taschen scheint nichts zu fehlen. Wenig später ist die Frau dabei, ein ziemlich seltsames Schließfach auszuleeren, zusammen mit einem Mann, der uns unbekannt ist. – Allein dies alles schon verstehe ich nicht, wenn ich von einer Entführung ausgehe. Wir haben in alle möglichen Richtungen ermittelt, ich verstehe es einfach nicht. Es gäbe allerdings eine einfache Möglichkeit, und wenn es die richtige wäre, dann würde ich einiges mehr verstehen.«
    »Die da wäre?«
    »Dass die Entführung gar keine Entführung war.«
    Zbigniew bekam ein kaltes Gefühl auf der Haut.
    »Das ist schon ausgeschlossen deshalb, weil Lena mir bestimmt irgendetwas erzählt hätte. Sie verschwindet doch nicht einfach am Flughafen nach einem wunderschönen Urlaub.«
    »Ihr hattet euch gestritten.«
    »Nein. Eine winzige Meinungsverschiedenheit, wie sie jeder im Urlaub haben könnte. – Außerdem hast du einen wichtigen Teil der Geschichte vergessen. Zuvor hat Samuel Weissberg, der Sohn von dem bedeutenden jüdischen Bürger, der wahrscheinlich dieses Schließfach hier eingerichtet hat, Lena beauftragt, nach seiner Schwester zu suchen. Hier in Köln. – Samuel Weissberg scheint auch verschwunden, wusstest du das schon?«
    Zeynel sah ihn interessiert an.
    »Nein. Aber dass sein Vater das Schließfach angemietet hat, ist pure Spekulation, oder?«
    Zbigniew blickte aus dem Fenster.
    Der Brieffetzen, von dem Samuel erzählt hatte, ließ in Kombination mit dem Schlüssel keinen anderen Schluss zu. Der Schlüssel, den Samuel Weissberg Lena gegeben hatte, war der Schüssel zum Immermann-Schließfach 23.
    »Alles in Ordnung?«, hörte er von hinten Zeynel fragen.
    Würde es Zeynels Nicht-Entführungstheorie unterstützen, wenn er nun den Schlüssel erwähnte?
    Musste Zeynel nicht bereits von dem Schlüssel wissen, er hatte doch Edina ausführlich vernommen?
    »Ja, sorry, ich musste gerade über etwas nachdenken. Lena wollte nach der Schwester suchen, obwohl ich es abgelehnt habe. Was im Übrigen auch der Inhalt der Meinungsverschiedenheit war. Eva Weissberg ist nach dem Krieg verschollen, wurde für tot erklärt.«
    »Das ist alles längst abgeklärt«, sagte Zeynel. »Die Schwester wurde 1943 in Köln geboren und verstarb 1945 in Büsdorf.«
    Zbigniew schluckte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Zeynel auch hier recherchiert hatte.
    »Und zwar offenbar bei einem Bombenangriff der Alliierten auf einen Bauernhof. Keine böse Nazigeschichte involviert.«
    »Das ist die offizielle Variante«, sagte Zbigniew trotzig. »Die Leiche wurde nie gefunden. Ich war beim Grab der Eltern, die in einem Dorf in der Eifel starben. Es gibt da einige Ungereimtheiten.«
    Zeynel stöhnte, er schien keine Lust auf eine Diskussion zu haben.
    »Okay. Und das Schließfach?«
    »Das wurde von Gideon eingerichtet. Die Information ›Immermann 23‹ kam von Samuel.«
    »Wir haben Edina vernommen. Sie sagt, dass Lena das gesagt hat. Fällt dir etwas auf? Wir wissen es nicht direkt. Es ist bloß so, dass jemand sagt, dass jemand anderes es gesagt hat.«
    »Ja. Zufällig aber zwei Personen, die ich kenne und denen ich vertraue.«
    Zbigniew fragte sich, ob er Edina vertraute.
    »Okay, gehen wir mal davon aus, dass das alles so ist … Was hast du dann für eine Vermutung, was es mit all dem auf sich haben könnte?«
    »Ich glaube, dass

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