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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ich weiß auch, was Sie zu Protokoll gegeben haben. Sie haben ausgesagt, sie habe am Tag vor ihrem Tod Ihre Hilfe gesucht.«
    »Dem ist auch eigentlich nichts hinzuzufügen. Leider, wie ich finde. Außer vielleicht, daß sich Ihre Tochter nicht unter ihrem richtigen Namen bei mir vorstellte. Sie nannte sich ›Regina Berg‹, nicht ›Mallberg‹. Haben Sie vielleicht eine Erklärung dafür?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Und Sie sind sicher, daß Sie sich nicht verhört haben? Warum sollte sie so etwas tun?«
    »Ich weiß es nicht. Sie wirkte sehr verängstigt. Und am nächsten Tag war sie tot. Alle Zeitungen haben heute darüber berichtet. Es heißt, es wurde ein Abschiedsbrief gefunden?«
    »Das ist richtig.«
    »Daß der Brief gefunden wurde.«
    Sie nickte.
    »Und wie stehen Sie selbst zu der Selbstmordtheorie?«
    Sie blickte auf die blanke Platte des Wohnzimmertisches und schien sich nicht zu trauen, etwas zu sagen. Sie erinnerte mich an ihre Tochter, wie sie stumm in meinem Büro gestanden hatte.
    »Warum haben Sie mich eigentlich herbestellt, Frau Mallberg? Trauen Sie den offiziellen Ermittlern vielleicht nicht?«
    »Das wäre zuviel gesagt.«
    Die Frau tat mir leid. Jetzt erst bemerkte ich ihre tiefe Enttäuschung. Ihre Miene verwandelte sich. Aus der strengen Alten wurde die trauernde Mutter.
    »Es gibt nun mal diesen Abschiedsbrief … Aber ich will das einfach nicht glauben. Auf der anderen Seite war meine Tochter ein sehr sensibles Mädchen.«
    »Das schon einen Selbstmordversuch hinter sich hatte«, warf ich ein.
    Frau Mallberg stutzte. »Das hat Sie Ihnen erzählt?«
    »Nein, das habe ich mir selbst zusammengereimt.«
    Ihr Schrecken verschwand sofort wieder. Ich konnte förmlich sehen, wie sie sich zusammenriß.
    »Gibt es denn gar keinen Hinweis darauf, was meine Tochter von Ihnen wollte?«
    Ich sah sie aufmerksam an. In ihr schien ein Zweifel zu nagen - ein nur kleiner Zweifel vielleicht, aber doch deutlich zu spüren. Sie hatte in mich ihre ganze Hoffnung gesetzt, und nun mußte ich sie enttäuschen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich kann Ihnen versichern, Sie suchte offenbar nicht nach jemandem, der sie von einem Selbstmord abhielt.« Ich erzählte ihr von dem mysteriösen Handy-Anruf.
    »Das kann nicht sein«, sagte Frau Mallberg. »So ein Telefon besaß sie nicht.«
    »Vielleicht hat ihr jemand eins geliehen? Oder - sind Sie wirklich sicher, daß sie keins hatte? Sie hat sich vielleicht eins zugelegt, ohne es Ihnen zu sagen.«
    Frau Mallberg schüttelte den Kopf. »Mein Mann hätte es nicht erlaubt. Mein Mann ist auch voll und ganz davon überzeugt, daß Regina Selbstmord begangen hat. Aber wenn ich mir jetzt überlege, was Sie mir da erzählen …«
    »Sprechen Sie mit Ihrem Mann darüber«, schlug ich vor.
    »Ausgeschlossen. Er will nichts davon hören. Das Thema ist bei uns tabu.«
    »Und Sie finden das nicht richtig.«
    Sie suchte nach Worten. »Eigentlich nicht. Nein. Ich finde, daß allem nachgegangen werden muß. Vielleicht…«
    »Ja?«
    Sie senkte die Augen. »Vielleicht sollte mein Mann nichts davon erfahren.«
    Ich schwieg. Ich spürte, daß sie ihre Gedanken ordnen mußte. Außerdem schien es für sie ein gewaltiger Schritt zu sein, etwas zu tun, das nicht in Übereinstimmung mit der Meinung ihres Mannes war.
    »Wie ist sie eigentlich ausgerechnet auf Sie gekommen?« fragte sie.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht. Da gibt es sehr viele Möglichkeiten. Meine Adresse steht im Telefonbuch. Auch in den Gelben Seiten. Sagen Sie …«
    Sie blickte auf.
    »Darf ich jetzt mal was fragen?«
    »Bitte.«
    »Ihre Tochter hat Musik studiert?«
    »Ja. Sie war hier an der Hochschule. Sie studierte Klavier.«
    »Ist sie oft in Konzerte gegangen?«
    »Ja, natürlich. Professor Satorius war ja ihr Lehrer. Seine Konzerte hat sie ganz besonders oft besucht.«
    Mir wurde klar, warum Regina Mallberg eine Eintrittskarte für Satorius’ Auftritt dabeigehabt hatte. Offensichtlich versorgte der Professor seine Studenten mit Freikarten.
    Ich wagte einen Vorstoß. »Wie wäre es«, begann ich, »ich meine, vielleicht wollen Sie ja einen privaten Ermittler einschalten, der die Sache untersucht?«
    Zum ersten Mal sah ich Frau Mallberg lächeln.
    »Geschäftstüchtig sind Sie schon, das muß man sagen. Aber Sie haben recht.« Sie rang immer noch ein bißchen mit sich. »Ich möchte, daß es eine Untersuchung gibt. Und wen sonst sollte ich damit beauftragen, wenn nicht Sie? Sie haben meine

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