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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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egal). Am Ende kriegen sie sich dann aber doch und besitzen Geld wie Heu.
    So ging das in diesen Romänchen. Mir gefielen sie. Ich las einige Absätze der Katze vor, für die ich immer noch keinen Namen gefunden hatte und auf deren Existenz mich auch Krause gar nicht mehr ansprach. Immerhin hatte ich meine Schulden bei ihm beglichen. Die Katze fand die Liebesgeschichten ebenfalls nett. Sie wälzte sich auf dem Teppichboden und schnurrte.
    Es stellte sich natürlich die Frage, ob Regina wirklich die Autorin dieser Hefte war. Vielleicht war Regina Mallberg ein Fan von »Regina Berg« und hatte einfach ihren Namen angenommen, der zufälligerweise ein bißchen wie ihrer klang? Aber warum hätte sie das tun sollen? Ich beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Ich griff zum Telefon und wählte die Nummer der Auskunft. Eine freundliche Damenstimme erklärte, daß ich die Auskunft der Telekom angerufen hätte und dort willkommen sei. Leider seien jedoch alle Plätze belegt. Ich war eine halbe Minute in der Warteschleife, dann meldete sich eine leibhaftige Mitarbeiterin und stellte sich sogar mit Namen vor, den ich jedoch nicht verstand. Er war mir auch egal. Ich verlangte die Nummer eines Verlages in Bergisch Gladbach. Die Nummer wurde angesagt, ich schrieb mit.
    Sekunden später hatte ich die Vermittlung der großen bergischen Groschenheftproduktion an der Strippe und fragte mich durch.
    »Witeka, Romanredaktion«, meldete sich die letzte Station.
    Die Stimme der Frau ließ keine Beziehung zu romantischen Liebesabenteuern aufkommen. Sie erinnerte mehr an einen russischen Kasernenhof. Ich ließ mich nicht beirren.
    »Ja, hier Müller vom Redaktionsbüro Müller in Wuppertal. Wir sind an einer Story über Unterhaltungsliteratur dran -«
    »Und?« Sie klang genervt.
    »Wir dachten da auch an ein Interview, vielleicht mit einer Ihrer Autorinnen. Sie wissen schon: Storys, die die Liebe schreibt. Hinter den Kulissen der Romanfabrik. So was in der Art. Könnten wir vielleicht von Ihnen einen Kontakt bekommen?«
    »Na ja.« Sie witterte offenbar Presse und taute ein bißchen auf. »Das heißt nein. Unsere Autorinnen sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Manche leben wirklich vom Schreiben. Andere sind Hausfrauen, die das nur nebenbei tun. Andere haben Managerposten und erholen sich, indem sie ihre Phantasien aufs Papier bringen. Und wie Sie sicher wissen, arbeiten die meisten unter Pseudonym. Das hat seinen Grund. Sie wollen gar nicht unter ihrem richtigen Namen bekannt werden.«
    »Es geht das Gerücht, daß eine Ihrer besten Autorinnen in Wuppertal wohnt. Regina Berg, stimmt das?«
    »Wenn Sie mit der Frage meinen, ob es stimmt, daß sie eine unserer besten Autorinnen ist - dann sage ich ja.«
    »Und? Wohnt sie in Wuppertal? Es wäre ganz besonders toll, wenn wir diese Regina Berg als Interviewpartnerin kriegen könnten. Vielleicht kann sie sich ja dazu entschließen, sich zu outen.«
    »Zu outen?«
    »Na ja - ihr Pseudonym zu lüften. Das wäre eine schöne Story. Könnte man die Dame nicht mal anrufen?«
    »Tja, wissen Sie, das ist so eine Sache. Ausgerechnet Regina Berg hat nämlich gar kein Telefon. Selbst wir können sie nicht so einfach erreichen. Aber die Idee, sie für das Interview zu nehmen, wäre gar nicht so schlecht. Wissen Sie was? Geben Sie mir Ihre Telefonnummer. Ich werde sehen, was sich machen läßt. Wir müssen sowieso wieder Kontakt mit Frau Berg aufnehmen.«
    »Sie muß wohl wieder mal was abliefern, was?« Ich lachte.
    Die Frau kicherte tatsächlich mit. »So ist es. Sie kennen das ja. Manuskripte sind leicht verderbliche Ware.«
    »Wem sagen Sie das.«
    Ich dankte, verabschiedete mich und legte auf. Sie hatte vergessen, meine Telefonnummer zu notieren, und ich war froh darum.
    Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und dachte nach. Eine Siebenundzwanzigjährige stellt sich mit ihrem leicht zu durchschauenden Pseudonym in meiner Detektei vor, weil sie offenbar Schutz sucht. Vor wem, sagt sie nicht. Sie ist offenbar verstört und fängt erst an in ganzen Sätzen zu sprechen, als sie sich um eine herrenlose Katze kümmern kann. Mittendrin bekommt sie einen Anruf auf dem Handy, das sie angeblich gar nicht besitzt. Einen Tag später verliert sie auf äußerst mysteriöse Weise ihr Leben, und alle Welt scheint davon auszugehen, daß sie sich umgebracht hat. Außerdem schreibt sie offenbar heimlich Liebesromane.
    Ich kam zu dem Ergebnis, daß diese Geschichte nur jemand lösen konnte, der sich mit

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