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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ich es an der Ecke Kasinostraße, wo mein Büro lag. Hier war zunächst nichts zu sehen. Doch als ich den Eingang zu meiner Detektei überprüfte, entdeckte ich dort einen Zwillingsbruder des Typen von oben. Das konnte kein Zufall sein.
    Langsam rollte ich vorbei. Der Mann beachtete mich nicht. Offenbar rechnete er nicht damit, daß ich mit dem Wagen kommen würde.
    Ich suchte eine Telefonzelle und rief Jutta an. »Ist alles okay?« fragte ich.
    »Ja, wieso?«
    »Weil wir überwacht werden. Vor deiner und meiner Wohnung stehen Posten.«
    »Was? Warum das denn?«
    »Ich vermute, man will mich abfangen.«
    »Wer will dich abfangen? Und warum?«
    »Offenbar die kleine Privatarmee, die meine Wohnung zerlegt hat. Sie haben mitgekriegt, daß ich die deutliche Warnung an meiner Wohnzimmerwand mißachtet habe. Wahrscheinlich suchen sie mich. Eben hätten sie mich fast gekriegt.«
    »Was?«
    »Erzähle ich dir nachher.«
    »Aber was machen wir jetzt?«
    »Schließ gut ab, laß keinen rein und mach das Licht im Gästebad an. Ich komme gleich und klopfe dreimal ans Fenster. Dann machst du mir auf.«
    »Na gut. Aber sei vorsichtig.«
    Der Regen hatte sich jetzt zu einem wahren Wolkenbruch entwickelt.
    Der Aufpasser vor Juttas Wohnung war nicht zu beneiden. Aber auch mir stand noch ein bißchen Duschzeit bevor.
    Ich fuhr zurück zum Brill hinauf, lenkte den Wagen aber nicht zu Juttas Wohnung, sondern bog in die Herwarthstraße ein. Dort stellte ich das Auto ab und rannte so schnell ich konnte zum Platzhoff-Denkmal. Ich betrat den Weg, der direkt daneben in den Wald führt.
    Schon nach ein paar Metern hatte ich die Orientierung verloren. Juttas Haus lag irgendwo links. Ich mußte durch matschigen Waldboden waten und mich durch nasse Büsche arbeiten. Der Regen war hier nicht so stark, dafür platschten dicke Tropfen von den Bäumen. Schließlich kam ich an einen der Zäune, die die Privatgrundstücke nach hinten vom Wald abtrennen. Und ich sah das Licht.
    Juttas Wohnung lag zu dieser Seite hin ebenerdig. Ich kletterte über den Jägerzaun und fand das richtige Fenster. Ich klopfte, Jutta öffnete, und ich konnte mich ins Badezimmer hangeln.
    Jutta stand im orangefarbenen Jogginganzug neben der Badewanne. Sie wirkte verängstigt.
    »Na, du siehst ja gut aus«, sagte sie und schloß das Fenster hinter mir.
    Zur Antwort nieste ich. Zum Glück hatte sie das Bad schon geheizt.
    »Los, raus aus den Klamotten. Ich mach uns was zu essen.« Sie warf mir einen Bademantel zu.
    *
    »Was ist das nun? Eine Belagerung oder eine Suche?« fragte sie, als ich später ins Wohnzimmer kam.
    »Jedenfalls wollen sie mich aus dem Verkehr ziehen. Hast du auch überall zugemacht?«
    Sie nickte. »Alles verriegelt und verrammelt. Und die Alarmanlage ist auch eingeschaltet.« Auf dem Couchtisch im Wohnzimmer lag ein großer Teller voller belegter Brote. Ich nahm mir eins.
    »Wessen Leute sind das?« fragte Jutta. »Und warum wollen sie dich von deinen Ermittlungen abhalten? Weil Regina vielleicht ermordet wurde?«
    »Regina kam um, weil sie in etwas anderes verwickelt war.« Ich erzählte von meiner Begegnung mit Frank Wolf und wie er auf dem Parkplatz abgeholt worden war.
    »Das wird langsam ziemlich verwirrend«, sagte Jutta. »Ich fände es jetzt wirklich besser, die Polizei anzurufen.«
    »Das tun wir nicht - noch nicht jedenfalls.«
    »Aber warum? Sollen sie meine Wohnung auch noch in eine Müllhalde verwandeln? Oder soll noch Schlimmeres passieren? Das mit der Katze war ein deutliches Zeichen, finde ich.«
    »Die überdeutlichen Zeichen«, sagte ich.
    »Was?«
    »Den Spruch hat Wolf losgelassen. Man soll die überdeutlichen Zeichen nicht übersehen. Wenn es nur mal welche gäbe.« Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück. »Ich weiß ja, daß du Angst hast. Hier sind wir aber sicher. Wir sollten eine Bestandsaufnahme machen. Was wir wissen und was nicht. Dann können wir das mit der Polizei ja noch mal in Erwägung ziehen.«
    »Einverstanden«, sagte Jutta. »Wo fangen wir an?«
    »Bei Regina.«
    »Regina Mallberg alias Regina Berg.«
    »Genau. Ein sensibles, musikalisch begabtes Mädchen, das in eine sehr kunstfeindliche und konservative Familie hineingeboren wird. So konservativ, daß man dort sogar klassische Musik verteufelt. Der Vater ist ein schrecklicher Spießer mit rechtsradikalen Neigungen; die Mutter dazu genau passend: ergeben und dem Manne untertan.«
    »Aber das Mädchen setzt durch, daß es Klavier studieren darf.«
    »Genau. Und es verliebt

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