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Die Tote

Die Tote

Titel: Die Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion
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Schweine.«
    Charlotte verschluckte sich an dem heißen Kaffee. »Sind wir das nicht?«, prustete sie.
    »Nein«, antwortete Bergheim bestimmt und stand auf, »und jetzt beeil dich.«
    Charlotte gab ihm ihren Kaffeebecher, der noch halb voll war, wieder zurück, und beobachtete, wie er – in einer Hand die Krücke, in der anderen den Becher – zur Küche humpelte. Auf halbem Weg drehte er sich um.
    »Ach ja, hab ich dir gestern leider nicht mehr erzählen können, weil du schon tief geschlummert hast, als ich um halb zehn endlich von deiner Mutter weggekommen bin. Sie hat mir die Gürtelrose ihrer Freundin in allen Einzelheiten beschrieben.«
    »Oh Gott, du Armer«, Charlotte stand auf, aber Bergheim kam wieder zurück und schloss die Tür hinter sich. »Dein Vater hat sich durchaus gemeldet, allerdings hat deine Mutter beschlossen, ihn einfach zu ignorieren.«
    »Und, was hat er gesagt?«
    »Dass deine Mutter einen Riesenschaden hat und dass sie bleiben kann, wo der Pfeffer wächst, wenn sie ihm solche Sachen unterstellt, obwohl er wirklich nur Tennis spielen geht.«
    »Das fehlte ja noch.« Charlotte rieb sich die Stirn. Was war bloß in ihre Eltern gefahren? Wurde man im Alter wirklich seltsam? Und würden sie und Rüdiger auch seltsam werden?
    »Ich kann mich im Moment nicht darum kümmern«, murmelte sie und ging an Bergheim vorbei. »Sie werden sich schon wieder vertragen.«
    Das Badezimmer glänzte wie der Spiegelsaal von Versailles. Jedenfalls glaubte Charlotte, dass der so glänzte. Gesehen hatte sie ihn noch nie. Merkwürdig, das war ihr gestern Abend gar nicht aufgefallen. Und außerdem, vielleicht sollte sie sich mal etwas intensiver mit Frau Kötter unterhalten und sie fragen, was sie eigentlich in den vier Stunden machte, die sie zweimal wöchentlich in der Wohnung zum Reinigen verbrachte, wenn ihre Mutter noch so viel zum Putzen fand. Charlotte betrachtete ihr Spiegelbild. Hatte sie schon immer diese hängenden Mundwinkel gehabt? Sie wusste es nicht und nahm sich vor, Rüdiger danach zu fragen.
    Fünfzehn Minuten später saß sie am Frühstückstisch. Rüdiger hatte sogar Eier gekocht. Charlottes Magen knurrte. Sie griff nach dem Sonnenblumenbrot und dem Gouda und ließ es sich schmecken. Nebenbei erzählte sie Bergheim von Ostermanns Spielchen.
    »Ich bin gestern Abend hingefahren zu der Adresse in Waldhausen. Nette Wohngegend, übrigens.«
    Bergheim warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Wieso gehst du allein da hin? Sowieso eine Sauerei, dass Ostermann solche Aktionen von dir verlangt, wo er sonst immer so auf den Vorschriften rumkaut. Und du bist einfach nur leichtsinnig.« Er biss heftig in sein Käsebrötchen.
    »Beruhige dich, ist ja alles gut gegangen.« Charlotte pellte gedankenverloren ihr Ei. »Aber wundern tut’s mich schon, das Ganze. Muss wirklich ein sehr guter Freund sein, dieser Querenberg.«
    »Oder Ostermann schuldet ihm was.«
    »Oder das.«
    »Und der Typ, bei dem das Mädchen war, hieß Weinlaub?«
    »Genau.«
    »Woran erinnert mich der Name?«, sinnierte Bergheim.
    »An einen Weinberg?«, fragte Charlotte.
    In diesem Moment wurde die Tür vom Schlafzimmer geöffnet, und Mutter Wiegand eilte ins Bad.
    »Ich beeil mich«, rief sie und warf die Badezimmertür hinter sich zu.
    »Nein, das meine ich nicht.« Bergheim streute ein Kilo Salz auf sein Ei. »Aber irgendwann ist mir der Name schon mal untergekommen. Glaub ich jedenfalls.«
    Charlotte schob sich den Rest ihres Butterbrotes in den Mund und spülte mit Kaffee nach.
    »Der Typ ist mir egal, ich glaub, das Mädchen hat ihn tatsächlich verarscht. Ich hätte sie auf mindestens achtzehn, neunzehn geschätzt, so wie sie aussah. Ihr Benehmen allerdings … na ja, das passte genau zu einer Pubertierenden.«
    Charlotte nahm sich noch Kaffee und drehte den Becher zwischen ihren Handflächen.
    »Auf jeden Fall hast du bei Ostermann was gut«, sagte Bergheim und schob den Eierbecher weg.
    »Davon hab ich nur leider nicht mehr viel.« Charlotte stand auf und leerte im Stehen ihre Tasse.
    »Aber er wird dir deinen Fall zurückgeben. Wenn es denn einer ist.«
    »Verlass dich drauf«, erwiderte Charlotte. »Es ist einer.«
    Glücklicherweise öffnete sich in diesem Moment die Badezimmertür, und Charlotte beeilte sich, um von ihrer Mutter die Klinke zu übernehmen.
    Bergheim bestand trotz seiner Krücken darauf, bis zur Sedanstraße, wo Charlotte einen Parkplatz ergattert hatte, mitzukommen. Er stakte geradezu euphorisch hinter

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