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Die Tote

Die Tote

Titel: Die Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion
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Schmattke vor dem Fernseher bequem gemacht hatte. Jedenfalls ließen das laufende Gerät, die Tasse Kaffee und der volle Aschenbecher diesen Schluss zu. Auf dem Sofa lag eine zusammengeknüllte Daunendecke. Offenbar hatte Frau Schmattke die Nacht vor dem Fernseher verbracht.
    »Frau Schmattke«, Charlotte warf einen wehmütigen Blick zum Fenster, das sie geschlossen hinter den dichten gelben Stores vermutete, »wir möchten mit Ihrem Sohn sprechen. Ist er da?«
    Frau Schmattke, die sich gerade wieder aufs Sofa fallen lassen wollte, hielt in der Bewegung inne, sodass ihr dürrer Po, der in einer abgewetzten Jeans steckte, einen Moment in der Luft hing.
    »Wieso?«, fragte sie. »Was wollen sie denn schon wieder von dem? Der muss ausschlafen, hat die ganze Nacht gearbeitet.«
    Charlotte seufzte. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich wiederholte. »Wecken Sie ihn bitte.«
    In diesem Moment hörten sie, wie im Flur sachte die Wohnungstür zufiel.
    Charlotte und Bremer sahen sich nur einen Moment an. Dann stürmten sie aus dem Zimmer. Charlotte voran. Frau Schmattkes »Hey, was soll denn das?« hörten sie schon nicht mehr.
    Sie rannten die zwei Treppen hinunter, hörten Schmattke, der soeben die Haustür aufriss, keuchen. Unten angekommen ließ Charlotte Bremer den Vortritt. Der war nicht viel schneller als sie, aber sie hatte keine Lust, sich auf den schmierigen Typen zu werfen, falls es dazu kommen sollte. Schmattke war körperliche Bewegung offensichtlich nicht gewohnt. Er schaffte es gerade mal am Brunnen vorbei, dann blieb er schnaufend stehen und hielt sich die Seite. Bremer hatte ihn sofort beim Wickel.
    »Sie sind vorläufig festgenommen!«, japste er, während er dem Mann Handschellen anlegte.
    Charlotte trat auf ihn zu. »Warum so eilig, Herr Schmattke? Wir wollten Sie doch nur etwas fragen. Das müssen wir dann jetzt wohl in der Direktion erledigen.«
    Inzwischen war Mutter Schmattke aufgetaucht, die, in der Hand die unvermeidliche Zigarette, wütend auf sie zukam. »Was soll denn das? Was wollen Sie von meinem Sohn? Der hat nichts getan!«
    »Warum läuft er dann weg?«, fragte Charlotte barsch und an Bremer gewandt. »Ihr wartet am Auto, ich hol seinen Computer. Und lass ihn noch ein bisschen an der frischen Luft«, schob sie naserümpfend nach.
    Charlotte marschierte an Frau Schmattke vorbei, die ihr auf dem Fuß folgte. »Was haben Sie vor? Dürfen Sie das überhaupt?«
    »Verdunkelungsgefahr. Versuchen Sie mich aufzuhalten.«
    Sie rannte die Treppen wieder hinauf zur Wohnung der Schmattkes und betrat das Zimmer des Juniors.
    Es roch hier weniger nach Rauch als nach Schweiß, und es war ein einziger Müllhaufen. Leere Pizzaschachteln türmten sich auf einem Tisch, neben Bierdosen, schmutzigem Geschirr und zerfledderten Zeitschriften. Auf dem Bett, vor dem ein Flachbildfernseher stand, lag ein fleckiges Inlett und ein zerknautschtes, nicht bezogenes Kopfkissen. Vor dem Schreibtisch stand ein Stuhl, auf dem sich nachlässig hingeworfene Jeans und Sweatshirts stapelten. Charlotte öffnete zuerst das vorhanglose blinde Fenster und dann die Kleiderschranktür und staunte nicht schlecht. Da hingen fein säuberlich auf Bügeln zwei tadellose Anzüge und daneben mehrere gebügelte Hemden.
    Mittlerweile war Frau Schmattke wieder aufgetaucht. »Was suchen Sie hier?«
    Charlotte ignorierte die Frage zunächst und ließ den Blick schweifen.
    »Seinen Computer.« Sie riss die Schreibtischfächer und Schubladen auf. Sie waren leer. »Hat Ihr Sohn keinen Computer? Keine   DVD s, keine Bücher?«
    Frau Schmattke zog an ihrer Zigarette und ließ den Blick suchend durch das Zimmer ihres Sohnes gleiten.
    »Doch«, sagte sie und blies eine Rauchfahne in die sowieso verpestete Luft. »Weiß nicht, wo das ist.«
    Charlotte verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Sie befürchtete, dass sie zu spät gekommen waren. Schmattke lehnte an Bremers Auto, Bremer stand – in einigem Abstand – daneben und ließ den Mann nicht aus den Augen.
    Charlotte trat auf ihn zu. »Wo ist Ihr Computer?«
    Keine Antwort. »Wo Ihr verdammter Computer ist, will ich wissen!«, schrie Charlotte so, dass Bremer noch einen Schritt zurückwich.
    »Hab keinen, ist in die Leine gefallen«, murmelte Schmattke.
    »Ihr Handy, bitte.« Charlotte hielt die Hand auf.
    Schmattke fischte mit seinen Handschellen geschmückten Händen ein nagelneues Handy aus der Hosentasche und reichte es ihr.
    »Hab mein altes gestern verloren. Ist auch in die Leine

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