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Die Tote

Die Tote

Titel: Die Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion
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gefallen.« Er grinste blöde.
    »So, so«, knurrte Charlotte, »in die Leine gefallen also.«
    Sie warf Bremer einen Blick zu. »Lass uns fahren.«
    Die beiden ließen den Mann einsteigen. Mittlerweile hatte sich eine kleine Menschenmenge am Friedrich-Ebert-Platz versammelt, um dieses kleine Schauspiel genau zu beobachten. Die beiden Beamten ignorierten das, sie waren es gewohnt.
    Ostermann erwartete sie bereits, als sie die Direktion betraten.
    »Frau Wiegand«, schnappte er, »kommen Sie bitte in mein Büro.« Abrupt drehte er sich um und marschierte den Flur entlang zu seinem Büro, ohne sich umzudrehen.
    Was hatte sie jetzt wieder angestellt, fragte sich Charlotte. Aber im Grunde war es ihr egal, was ihr zukünftiger Exchef ihr zu sagen hatte. Der konnte sie mal.
    »Bring ihn in den Befragungsraum und lass ihn nicht aus den Augen«, flüsterte sie Bremer ins Ohr, »bin gleich wieder da.«
    Ostermann bot ihr keinen Platz an, als sie vor seinem Schreibtisch stand. Im Gegenteil, er stand ebenfalls auf, legte die Hände auf den Rücken und marschierte, wie es seine Art war, auf und ab. Er musste ziemlich wütend sein, dachte Charlotte, die sich fragte, was ihn so verärgerte.
    »Wie ich höre, haben Sie gestern eine Befragung durchgeführt.«
    Charlotte musste einen Moment nachdenken, bevor ihr das Interview mit Jürgen Weinlaub wieder einfiel.
    »Ja, er hat unsere Tote offensichtlich gekannt, und es besteht der Verdacht, dass er sich im Pädophilenmilieu rumtreibt …« Weiter kam sie nicht, denn Ostermann schnappte heftig nach Luft.
    »Haben Sie dafür einen Beweis?«
    Charlotte sah ihn verdutzt an. »Äh … Sie erinnern sich schon daran, dass ich die fünfzehnjährige Tochter von Ihrem Freund, dem Herrn Dr.   Querenberg, aus seiner Wohnung geholt habe?« Wurde Ostermann jetzt, im Endspurt, noch senil?
    »Herr Dr.   Querenberg hat mir gesagt, dass seine Tochter da eine gewisse Mitschuld trifft. Er möchte das nicht an die große Glocke hängen. Das sagte ich Ihnen ja bereits. Ich hätte ein bisschen mehr Diskretion von Ihnen erwartet.«
    Charlotte war verblüfft. »Was hat denn dieses Mädchen mit unserem Fall zu tun?«
    »Natürlich gar nichts! Darum geht es ja.« Ostermann marschierte nimmermüde weiter.
    »Wieso dann die Aufregung? Sie hatte ich ja nicht hier, zur Befragung.«
    Ostermann blieb stehen und blickte zur Zimmerdecke. »Na, das fehlte ja auch noch«, murmelte er. Dann sah er Charlotte mitleidig an. »Frau Wiegand, muss ich Ihnen denn wirklich erklären, wie die Presse funktioniert?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Charlotte, aber das beeindruckte Ostermann nicht.
    Er dozierte weiter. »Da werden ruck, zuck Zusammenhänge hergestellt, und jetzt, wo Herr Querenberg für den Ministerposten vorgeschlagen ist …«
    »Aha.«
    Ostermann blieb stehen. »Frau Wiegand, ich habe ja Verständnis für Ihre verzweifelte Lage, aber ich kann nicht dulden, dass Sie die Arbeit unserer Abteilung torpedieren, indem Sie willkürlich Leute festnehmen lassen! Es gab Beschwerden.«
    »Wer hat sich beschwert?«, wollte Charlotte wissen.
    »Na, der Anwalt von diesem Weinlaub.«
    »Na und?«, wunderte sich Charlotte. »Die beschweren sich doch andauernd.«
    Ostermann setzte sich. »Wenn Sie nicht in der Lage sind, Verhältnismäßigkeiten zu erkennen, dann muss ich Sie beurlauben. Das ist jetzt Ihre letzte Chance! Sie können gehen.«
    Charlotte konnte nicht glauben, was sie da hörte.   Verhältnismäßigkeiten.
    Langsam ging sie zur Tür und sah sich noch mal um, aber Ostermann war mit irgendwelchen wichtigen Papieren beschäftigt und würdigte sie keines Blickes. Sie verließ leise den Raum und blieb einige Sekunden vor der Tür stehen.
    »Der spinnt doch«, sagte sie kaum hörbar.
    Irgendwas stimmte hier nicht, aber sie hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Sie musste Rüdiger finden.
    Im Vernehmungsraum wartete Wolfgang Schmattke am Tisch. Bremer hatte sich hinter ihm aufgepflanzt. Charlotte setzte sich, schaltete das Mikrofon ein, nannte Datum und Anwesende und fixierte Schmattke dann über eine Minute lang wortlos. Der rührte anfangs keinen Muskel, wurde dann aber zusehends unruhiger. Kratzte sich am Hinterkopf, rieb sich über sein stoppeliges Kinn und schlug die Beine übereinander.
    »Warum sind Sie weggelaufen, Herr Schmattke?«, fragte sie dann leise.
    »Was wollen Sie von mir?«
    Charlotte legte ihm das Foto von Drillich vor. »Kennen Sie diesen Mann?«
    Schmattke sah kurz auf das Bild und wandte

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