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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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funktioniert hatte, doch jetzt, als es eingestürzt war, brach alles andere ebenfalls in sich zusammen.
    Sie ließ sich auf das Sofa fallen. Saß einfach nur da und starrte vor sich hin. Dann fiel ihr Blick auf die Ausdrucke auf dem Sofatisch. Sie beugte sich vor und zog den Stapel zu sich heran und begann zu lesen.
    Derselbe Name, unterschiedlich geschrieben, unter verschiedenen Adressen.
    Ein klarer Gedanke.
    Der erste seit Harriets Anruf.
    Jetzt würde sie die richtige Ellinor ausfindig machen.
    Nur das Risiko, nicht zur Ausbildung zugelassen zu werden, hatte sie bislang davon abgehalten. Jetzt hatte sie nichts zu verlieren. Nicht wegen einer solchen Sache. Sie hatte nicht vor, die Frau einzuschüchtern oder ihr zu drohen. Sie wollte nur die Tatsachen erfragen. Ihr möglicherweise ein bisschen auf den Zahn fühlen, aber nicht mehr.
    Alles Schlechte hat auch eine gute Seite, dachte sie, als sie mit den Ausdrucken in der Hand aufstand.
    Was für ein dämlicher Spruch.
    Aber an diesem Tag konnte einfach nichts Gutes mehr passieren.

[zur Inhaltsübersicht]
    M organ Hansson hatte den Geschmack von Blut im Mund. Das kam vom Stress, von Unruhe und Furcht. Interessant, dass manche Gefühle einen Geschmack hatten, dachte er. Dass man etwas Abstraktes ganz konkret wahrnehmen konnte. Liebe sollte nach Schokolade schmecken, fand er. Aber das tat sie nicht.
    Sie schmeckte nach Blut.
    Er hielt inne und lehnte sich gegen die graue, unebene Zementwand. Versuchte, sich zu beruhigen. Er wollte einfach nur, dass es vorbei wäre. Seit gestern Abend hatte er nichts mehr gegessen. Seine Magenschmerzen waren zu heftig gewesen. Stattdessen hatte er literweise Mineralwasser getrunken, das er mit seinem eigenen Soda Cup sprudelte. Wenn er abschalten musste, tat er das immer. Mit Kohlensäure versetztes Wasser trinken.
    Deshalb blubberte es jetzt in seinem Magen, und er musste immer wieder sauer aufstoßen. Er versuchte, sich einzureden, dass er lediglich nervös war. Sonst nichts. Niemand konnte wissen, was er vorhatte. Er war nur ein Informatiker auf dem Weg zum Serverraum unter dem Parkdeck. Er hatte die richtige Sicherheitsklasse, er war diesen Weg schon oft gegangen und schleppte noch dazu zwei 10-TB-Harddisks mit sich, damit es aussah, als hätte er dort unten zu tun. Und er trug kein Schild um den Hals, das verkündete: «Hier geht ein Mann, der gegen das Gesetz verstoßen wird.»
    Man sah ihm den Vorsatz nicht an, auch wenn es ihm so vorkam. Vorsätze blieben unsichtbar, bis sie in die Tat umgesetzt wurden. Und was er plante, konnte eigentlich ohnehin unmöglich entdeckt werden. Er würde nichts von dort mitnehmen. Nichts ausdrucken. Er würde lediglich recherchieren, ob eine Datei und ein Verweis, die versehentlich gelöscht worden waren, noch existierten. Einen Namen herausfinden. Das war nicht illegal. Ein Grenzfall. Vielleicht.
    Er ärgerte sich über sich selbst. Natürlich war es falsch, was er tat, wen versuchte er hier eigentlich hinters Licht zu führen? Es war eine Datei, die der Geheimhaltung unterlag.
    Am liebsten wollte er auf der Stelle wieder zurück in sein chaotisches Büro gehen mit all den Kabeln, Harddisks, Druckerpatronen und anderem, mit dem er sich wohl fühlte. Sollte Anitha doch enttäuscht sein. Sollte sie ruhig wütend werden. Seine Nerven hielten so etwas einfach nicht stand. Oder, noch besser, er konnte lügen und ihr gegenüber behaupten, dass es die Information nicht mehr gab, weil das Band versehentlich gelöscht worden war. Das war ein schöner Gedanke. Befreiend und schlicht. Es bedürfte nur einer kleinen Lüge, die sie nie würde überprüfen können. Aber das ging nicht. Er hatte es ihr versprochen. Sie brauchte Hilfe. Man half seinen Freunden, besonders, wenn man sich wünschte, dass aus der Freundschaft mehr werden könnte.
    Also setzte er seinen Weg fort. Erreichte die letzte Sicherheitstür und holte seine Schlüsselkarte hervor. Hielt sie gegen das Lesegerät und wartete auf das Klicken, das einige Sekunden später folgte. Er öffnete die Tür und ging hinein. Der Gang dort drinnen war schmaler und merklich wärmer. Im Serverraum hinter der ersten Tür war es kühl, und ein Teil der Wärme, den das Kühlaggregat ausstrahlte, drang in den Korridor. Sicher würde er bald auch zu schwitzen beginnen. Morgan ging weiter zu dem Raum, in dem die Backups lagerten. Er lag direkt hinter dem Serverraum.
    Seiner Meinung nach war dieses Backup-System ein Relikt aus der Steinzeit. Welche Behörde

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