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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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schuldig gewesen.
    Hamid und Said waren es nicht.
    Sie hatte er verkauft, weil er etwas liefern musste und weil sie ihn erniedrigt hatten. Er war gestresst gewesen. Damals war es schwierig, neue Namen zu finden. Alle, die er Charles nannte, kannte dieser angeblich schon. Der Geldfluss versiegte. Er musste neue Leute nennen. Am besten jemanden, der richtig gefährlich war.
    Es war ihm als die perfekte Lösung erschienen.
    Und so behauptete er, Hamid und Said wären an der Planung eines Attentats auf amerikanischem Boden beteiligt. Davon hatte Charles noch nie etwas gehört. Er bekam neue Namen, auf die er reagieren konnte, und Joseph bekam seine Rache.
    Hamid und Said waren zu ihm nach Hause gekommen und hatten ihn erniedrigt. Ihn beklaut. Sie schienen nicht zu verstehen, wer er war. Was für Kontakte er hatte. Aber er zeigte es ihnen.
    Anschließend verstand er, dass es dumm gewesen war. Denn seine Auftraggeber begannen, an ihm zu zweifeln. Hamid und Said hatten zu nichts geführt. Verständlicherweise. Er lernte aus seinem Fehler und machte ihn kein zweites Mal. Und glaubte irgendwann, dass alles vergessen wäre. Bis der Junge auftauchte.
    Ein weiterer Fehler, den es zu korrigieren galt, dachte er. Er stieg aus dem Auto und ging zum Kofferraum. Vielleicht konnte er den Jungen genauso gut darin liegen lassen, bis Charles kam. Ihn einfach nur übergeben und dann wegfahren. So funktionierte es. Er machte sich nie die Hände schmutzig. Er lieferte nur.
    Eigentlich müsste der Junge jetzt wieder zu sich gekommen sein, dachte er. Er legte ein Ohr an den Kofferraumdeckel und lauschte. Doch dort drinnen war es immer noch still. Er wollte den Jungen nicht tot übergeben. Besorgt öffnete er die Klappe, um zu sehen, wie es ihm ging.
    Die Kugel traf seine rechte Schulter direkt unter dem Schlüsselbein, und er fiel verwundert hintüber. Die Schussverletzung war nicht so schmerzhaft, aber er spürte, wie sich sein Hemd schnell mit Blut vollsog. Mit einem Sprung war der Junge aus dem Kofferraum und stellte sich über ihn. Er fuchtelte mit etwas herum, das wie eine Spielzeugpistole aussah, und gab einen weiteren Schuss ab. Joseph warf sich zur Seite, und die Kugel verfehlte ihn. Blitzartig richtete er sich auf, bekam mit der linken Hand die Hand des Jungen zu fassen, seine rechte war durch den Schuss außer Gefecht gesetzt, und entwand Mehran die Pistole. Sie fiel zu Boden. Dem Jungen gelang es jedoch, ihm mit dem Fuß gegen die Wunde zu treten, und er fiel erneut schreiend zu Boden. Mit letzter Kraft zog er die Pistole zu sich heran und hielt sie sich vor die Brust, damit der Junge sie nicht erneut zu fassen bekam. Er hörte, wie Mehran losrannte, und als Joseph auf die Knie kam, sah er ihn über das Feld in Richtung des Schießplatzes davonsprinten.
    «Ich werde dich kriegen, du Mistkerl!», brüllte Joseph hinter ihm her. «Genau wie ich deinen Vater gekriegt habe!»
    Er kam auf die Füße, doch der Schmerz in seiner Schulter hatte zugenommen, und er konnte die rechte Hand kaum noch bewegen. Mit der linken Hand hielt er die kleine Pistole umklammert. Sie sah etwas merkwürdig aus, aber sie schien zu funktionieren. Plötzlich knirschte der Kies hinter ihm. Blitzschnell drehte er sich mit erhobener Waffe um. Es war Charles. Joseph senkte die Pistole und zeigte auf das Feld.
    «Er ist in diese Richtung gerannt!»
    «Hab ich gesehen», erwiderte Charles.
    Er rührte sich nicht vom Fleck.
    Joseph wurde nervös. «Er wird uns entkommen.» Er deutete auf seine blutige Schulter. «Du musst mir helfen!»
    Charles nickte und zog eine große, schwere Automatikpistole aus seinem Hosenbund. Sie wirkte bedeutend funktionaler als das, was er selbst in der Hand hielt.
    «Natürlich helfe ich dir», sagte er und entsicherte die Waffe. Dann ging er in Richtung Schießplatz, wohin der Junge verschwunden war. Joseph seufzte dankbar. In dem Moment, als Charles an ihm vorbeiging, drehte er sich noch einmal um.
    «Aber nur, damit du es weißt: Das ist das letzte Mal.»
    Mit diesen Worten drückte er seine Pistole an Mohammed Al Baasims Kopf und drückte ab. Zweimal hintereinander.
    Dessen Körper war kaum zu Boden gesackt, als Charles sich umdrehte und Mehran zu folgen begann.
    Er konnte noch nicht weit gekommen sein.

[zur Inhaltsübersicht]
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