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Die toten Mädchen von Villette

Die toten Mädchen von Villette

Titel: Die toten Mädchen von Villette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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der Himmel einstürzt«.
    – Das ist wohl das Motto aller, sagte Martine.
    – Wenn es so schön wäre, sagte Vercammen.

    Das Telefon klingelte, als Martine in ihr Dienstzimmer kam.
    – Wir haben wirklich einige Bilder reinbekommen, sagte Christian, ich glaube, es ist gut, wenn du runterkommst und sie dir ansiehst.
    Christian stand an einem Tisch, an dem zwei junge Polizisten gerade die Fotos, die abgegeben worden waren, durchgingen und registrierten. Das meiste waren Amateuraufnahmen in farbenfrohen Schutzumschlägen der Fotoläden, wo sie entwickelt worden waren, aber es gab auch ein paar braune Umschläge mit Kontaktabzügen und Bildern, die professioneller aussahen.
    – Wir suchen alle Fotos heraus, auf denen eines der Mordopfer zu sehen ist, sagte Christian, aber es ist möglich, daß wir auch auf anderes achten sollten. Ja, auf Jean-Pierre Wastia natürlich, aber bis jetzt ist er nur auf einem Bild aufgetaucht.
    – Aber die Mädchen sind dabei? sagte Martine.
    – Ja, auf erstaunlich vielen Bildern, sagte Christian, wir kennzeichnen sie und legen sie in umgekehrter chronologischer Reihenfolge, setz dich und schau sie an.
    Er schob einen Pappkarton zu Martine hinüber. Sie sank auf einen freien Stuhl und fing an, die Bilder durchzugehen. Ganz vorn in dem Stoß lag ein Amateurfoto, mit Blitz vor einer Bar aufgenommen, die Martine wiedererkannte. Sie lag an einer der Straßen, die von der Grande Place zum Quai des Marchands und zur Bushaltestelle führten. Im Zentrum des Bildes war ein Jongleur in Mittelalterkleidung zu sehen, und unter den Zuschauern, die dastanden undseine Künste bewunderten, waren Sabrina Deleuze und Peggy Bertrand, lächelnd und jede mit einem Pappbecher in der Hand. Hinter Sabrina stand ein Junge um die zwanzig, die Hände auf ihren Schultern.
    Das nächste Bild war an derselben Stelle aufgenommen, aber mit der Kamera auf die Zuschauer gerichtet. Der Jongleur verbeugte sich am Rand des Bildes. Sabrina und Peggy klatschten in die Hände, ohne ihre Becher loszulassen, und hinter ihnen war auf diesem Foto Nadias schmächtige Gestalt im rosa Kleid zu erkennen. Sie sah wütend aus.
    – Schau auf die Uhr über dem Eingang, sagte Christian, hier haben sie noch eine Minute, um den letzten Bus zu erreichen, aber sie sehen nicht direkt so aus, als hätten sie es eilig. Ja, daß sie nicht im Bus waren, wußten wir schon, wir haben mit dem Busfahrer und allen sieben Fahrgästen geredet. Aber sie scheinen jedenfalls auf dem Weg zur Bushaltestelle zu sein, die liegt ja von dieser Stelle aus um die Ecke.
    – Und sie haben die Zeit vergessen, sagte Martine, außer der armen Nadia, sie sieht rasend aus und will weitergehen. Wer ist der Junge, der den Arm um Sabrina gelegt hat?
    – Ein Kumpel von dem Jungen, der die Bilder abgegeben hat, sagte Christian, er schwört, daß alle, die auf dem Foto sind, abgesehen von den Mädchen, zusammen zum Konzert gegangen sind und dann ein Bier getrunken und den Abend bei einem der Jungen beendet haben, der im Zentrum eine Studentenbude hat.
    Da war ein Bild vom La Cave du Cardinal, aufgenommen von jemandem, der den Blitz seiner neuen Kamera testen wollte. Jean-Pierre Wastia hielt die Hand hoch, als wolle er sich gegen den Blitz schützen, und neben ihm lächelte Sabrina Deleuze mit Augen rot vom Blitzlicht in dieKamera. Ein junger Mann, der an Jean-Pierre Wastia erinnerte, mit stoppeligen Haaren und einem T-Shirt hatte den Arm um den Hals von Peggy Bertrand gelegt, die hingerissen und belästigt zugleich aussah. Auch hier war Nadia am Rand des Bildes zu sehen. Mit verdrossen heruntergezogenen Mundwinkeln sah sie aus, als wäre sie lieber irgendwo anders.
    – Arme Nadia, sagte Martine leise, sie hatte nicht mal Lust zum Ausgehen, und sie hatte nicht besonders viel Spaß. Sie hätte statt dessen zu Hause bleiben und zeichnen sollen. Wer ist der Junge, der den Arm um Peggys Hals hat?
    – Weiß ich nicht, sagte Christian, das Mädchen, das diese Bilder abgegeben hat, hat nur auf gut Glück in der Bar herumgeknipst, um zu sehen, wie der Blitz funktionierte. Wir überprüfen das bei unseren Zeugen vom La Cave du Cardinal, aber bestimmt weiß Jean-Pierre Wastia, wer er ist.
    Von der Place de la Cathédrale gab es reichlich Bilder, meistens von Sabrina. Sabrina auf dem Salome-Wagen, Sabrina nach der Prozession unter bewundernden Freunden, Sabrina mit Journalisten, Sabrina mit Touristen.
    Ein Stapel Fotos vom Platz unterschied sich stark von den vielen ungeschickt

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