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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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dame , sicher gibt es einen Arzt hier«, stotterte Ima und schlich näher, schon wieder leisen Ärger im Bauch, denn davon hatte Sicaildis mit keinem Ton etwas gesagt. »Sicher hat man alles getan …«
    »Was könnt Ihr noch tun? Was, Ima?« Ihre Stimme bekam einen Hauch von Flehen.
    »Gaita.« Robert drückte ihre Hand. »Gott hat mich gerufen, und Er war so gnädig, mich am Leben zu lassen, damit ich dich noch einmal sehen kann, liebstes Weib.« Jetzt lächelte er, und eine Spur alten Glanzes schimmerte durch seine müden Züge - jenes Glanzes, der ihn einst vor den Mauern Roms golden, stark und unsterblich hatte wirken lassen. Doch der Mensch ist eben nicht unsterblich, und die, die sich dafür halten, werden von Gott ins Glied zurückgeschoben.
Das hatte Robert erfahren müssen, nachdem er in seinem Leben bereits zweimal an der Schwelle des Todes gestanden hatte. Einen dritten Aufschub würde es auch für ihn nicht geben. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er das begriff.
    »Ein wenig Luft, mon seignur «, flüsterte Ima. »Ein wenig Luft wäre gut für Euch.« Sie näherte sich dem Lager. Er betrachtete sie genauer.
    »Ihr habt den verhungerten Papst wieder auf die Beine gebracht.« Seine Lider sanken herab, man spürte, dass jeder Satz ihn Kraft kostete. »Ihr wart das. Ich erkenne Euch. Ihr wart die zerlumpte Heilerin auf der Engelsburg. Nicht wahr? Das wart doch Ihr.«
    Ima nickte. Der Herzog vergaß nichts und niemanden, nicht einmal in der Stunde seines Todes. »Ja, Herr, das war ich. Aber Ihr sterbt nicht am Hunger, Herr.«
    Er schaffte es, seinen Blick auf sie zu konzentrieren. »Nein. Und ich bin auch nicht der Papst«, flüsterte er resigniert. »Mit mir hat Gott andere Pläne … Meine Pläne gefielen ihm wohl nicht.«
    Sie zögerte, dann nickte sie. Sterben war schwer, wenn man nicht gehen wollte. Rotewehe, hatte es draußen geheißen. Der Herzog leide an der Rotewehe. Nichts hatte er mehr bei sich behalten können, und das Fieber trocknete ihn langsam, aber sicher von innen aus. Die Durchfälle hatten seinen Körper so geschwächt, dass er sich kaum noch bewegen konnte, und unter der Decke lag nur noch ein Schatten des kraftvollen Mannes aus Apulien. Sein Geist indes war wach. Wie lange noch? Jedes Pater noster war ein Geschenk des Allmächtigen. Die Morgensonne würde Robert Guiscard nicht mehr erleben, da war sie sich sicher.
    Ima sah sich um. Der Diener saß gelangweilt in der Ecke, der Priester war eingeschlafen. Der Tod würde auch ohne
ihre Hilfe kommen und sich nehmen, was er bestellt hatte. Robert di Loritello, des Guiscards enger Vertrauter, kniete neben Godefroid di Conversano auf der anderen Seite des Bettes. Tapfer hielten die beiden seit Stunden Krankenwache, flankiert von Knappen und einfacheren Männern, die gekommen waren, um am Bett ihres Heerführers zu beten. Roger Borsa hatte sich auf einem Schemel niedergelassen. Er betrachtete seinen Vater mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. Geistesabwesend kramte er in seiner Gürteltasche, Münzen klimperten leise.
    »Zählst du dein Erbe, Roger Borsa?« Der Herzog lachte leise und, wie Ima fand, eine Spur verächtlich. Der Spitzname »Borsa« - die Börse - stammte von ihm, und halb Apulien lachte darüber, weil er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Roger liebte das Geld, vor allem in seiner Börse. Er ließ den Beutel sinken. »Sie ist beinah leer, Vater. Wirst du sie mir füllen?« Seine Braue zuckte herausfordernd.
    »Es ist nicht meine Aufgabe, die Börse meiner Söhne zu füllen. Es ist die Aufgabe meiner Söhne, die Börse Apuliens zu füllen.« Die Stimme des Sterbenden hatte an Schärfe gewonnen, sein Geist war immer noch wach genug, um dem dreisten Sohn Paroli bieten zu können. Der Priester erwachte darüber und sank auf die Knie, um für die Bosheiten Abbitte zu leisten. Seine Worte der Andacht konnten jedoch die Missstimmung nicht vertreiben, denn nun verfinsterte sich auch Sicaildis’ Miene - Kritik an ihrem Sohn nahm sie stets persönlich, auch wenn sie von Robert kam. Und es sah dem alten Haudegen ähnlich, selbst auf dem Sterbebett keine Rücksicht zu nehmen und mit dem Finger in offenen Wunden zu bohren. Das stieß ihr sichtlich bitter auf. Auch in Godefroids Gesicht zuckte der Unmut, doch er schwieg.
    Ima wollte sich leise zurückziehen, um dieser peinlichen,
vielleicht letzten Familienfehde zu entkommen, der Herzog indes war schneller. Er griff nach ihrem Rock.
    »Bleibt. Bleibt, Angelsächsin, und erweist

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