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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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momentane Verlierer Bohemund ja doch der bessere Herrscher, wie manche behaupteten? Sie riss sich zusammen, um ihre Gedanken nicht durch Blicke zu verraten.
    Die Herzogin machte einen heftigen Schritt auf ihren Sohn zu und riss ihm das Brot aus der Hand. »Du wirst jetzt mit mir kommen und deinen Männern ein Führer sein. Du wirst dich darauf besinnen, wo du herkommst und wo du hinwillst.« Sie trat noch näher und hob die Faust, wie Ima das bei einer Dame noch niemals zuvor gesehen hatte. »Du wirst sie nicht enttäuschen. Du bist der Herzog von Apulien! Du wirst sie nicht enttäuschen!«
    Damit rauschte sie an ihm vorbei, packte im Vorbeilaufen seinen Arm und zog ihn mit sich. Ein wenig grotesk sah es schon aus, denn Roger überragte seine Mutter an Größe und Breite, er trug geschärfte Waffen, sie nur ein wallendes Gewand - er war der Ritter, und sie die Dame. Doch sie
würde ihm das Herzogtum zurückholen, weil er ohne sie versagte.
    »Er ist zu schwach«, flüsterte Thierry hinter ihr. »Niemand wird ihm folgen.« Mehr konnte er nicht sagen, denn die beiden Bewaffneten schubsten ihn und Ima aus dem Zelt in die brennende Mittagshitze Kephalonias.
     
    Die aufgeregten Stimmen von vorhin waren verstummt, die Gemüter hatten sich beruhigt. Die sirrende Hitze machte alle Menschen gleich - müde und schweigsam. Doch der Unmut schwelte, und es würde nur eines Funkens bedürfen, um ihn erneut zum Ausbruch zu bringen. Des Herzogs plötzlicher und völlig unerwarteter Tod hatte eine zu große Lücke gerissen.
    Einige der Herren hatten grob gezimmerte Hocker und Baumstümpfe unter die Pinien gerückt und scharten sich um ein kleines Feuer, das die Mückenschwärme vertreiben sollte. Einer hielt sein Brot in die Flammen, ein anderer warf Pinienzapfen hinein. Jedes Mal, wenn ein Zapfen Feuer fing, knackte es so laut, dass man zusammenfahren wollte, es aber sein ließ, weil auch das zu anstrengend war. Die Hitze drückte jeden erbarmungslos nieder. Bewegungen fielen den Männern schwer, weil sie ihre Kettenhemden trugen - ein Krieger schlief niemals sicher. Man streifte es mit dem Morgengebet über, manche nächtigten gar darin und trugen an den Schultern Druckgeschwüre vom Liegen davon.
    Kephalonia war kein sicherer Besitz. Roger hatte es unter hohem Blutzoll erst im Frühjahr dieses Jahres geschafft, den Norden der Insel zu unterwerfen, und der Plan war gewesen, von dort aus mit des Guiscards Flottenunterstützung die Truppen auf dem Festland zu sichern und einen neuen Vorstoß nach dem Norden Makedoniens zu wagen, wo Bohemund alle Besitzungen verloren hatte. Dieser
Ort mit seiner geschützten Bucht eignete sich perfekt als Ausgangspunkt für so einen Angriff von der Seeseite aus. Hinter dem Lager jedoch begann undurchdringlicher Wald, und irgendwo in diesem Wald saßen wohl Einheimische im Verbund mit byzantinischen Kämpfern und sannen auf Rache, denn Roberts Heer hatte die Insel an den Rand einer Hungersnot gebracht. Kein Apulier fühlte sich so recht wohl in diesem Lager …
    Ima sah von einem zum anderen. Sie murmelten miteinander, gerunzelte Stirnen sprachen von Sorgen und Zweifeln, graue, müde Gesichter deuteten auf eine Prüfung der anderen Art - die Entscheidung, wem sie in Zukunft folgen würden. Roger Borsa war nicht der Anführer, den sie sich erträumt hatten. Als er hinter dem Zelt auftauchte, sprangen zwei Männer auf.
    »Habt Ihr Euch Eure Mutter zu Hilfe geholt«, rief der eine verächtlich, »statt zu kämpfen wie ein Mann? Der Herzog muss verwirrt gewesen sein …«
    »Beweist Euch als Herzog - kämpft wie ein Mann …«
    Sicaildis beendete die Schimpftirade mit einer Handbewegung und zog sich langsam den Schleier vom Kopf. Deutlich sah man die ungekämmten Haare und die Schrammen im Gesicht, die Ima nicht mit Schminke verdeckt hatte. Der Plan ging auf - denn gerade den jüngeren unter den aufbegehrenden Männern liefen die Augen über, und sie sanken ehrfürchtig in die Knie.
    »Ehrwürdige Herren von Apulien! Hört mich an, bevor Ihr aufbegehrt!«
    Sicailidis’ Hand sank, und sie stand nun rank und aufrecht wie eine Madonna in der Sonne, und nicht einmal die Mücken wagten es, sich ihr zu nähern. »Hört mich an! Keinen Tag ist es her, dass unser geliebter Herr von uns ging - im festen Glauben auf Erlösung und darauf, sein Reich in guten Händen gelassen zu haben. Sein Reich, für das er ein
Leben lang gekämpft und alles riskiert hat, mit dem Segen des Allmächtigen, der ihm in so mancher

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