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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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imposanter. »Warum sollte ich das tun? Dein Diener ist stark, er scheint nicht dumm, er wird wohl eine Waffe führen können. Entweder er führt sie für mich, oder …«, Örn kratzte
sich den sorgfältig gestutzten blonden Bart und rümpfte unablässig die Nase, »… tja, oder für sich selbst. Ich mag nämlich Zweikämpfe. In meiner Heimat nennt man das Holmgang. Man bringt zwei Männer auf eine kleine Insel im Fluss und lässt sie kämpfen, bis einer tot ist. Na ja …«, seine Braue hob sich vielsagend, was grotesk aussah, weil gleichzeitig seine Nase hin- und herwackelte, »… vielerorts ist es inzwischen verboten, und man darf sich nur noch ein wenig zanken, ohne dass Blut fließt, weil die Priester sonst das Heulen und Zähneklappern bekommen. Bei mir ist es nicht verboten. Das hier ist mein Reich, und ich lasse mir von Priestern nichts sagen. Bei mir darf jeder Krieger zeigen, was er kann. Was meinst du - wie weit mag wohl dein Diener kommen beim Holmgang? Kann er überhaupt ein Schwert führen?«
    Ima trat einen Schritt auf ihn zu. Fieberhaft überlegte sie, wie Bohemund aus dieser Falle zu erlösen war, ohne durch ihre Ausrede einen bösen Zauber auf ihn zu werfen. »Er …« Durfte sie ihn krank reden? Durfte sie ihn feige reden? So ein Zauber war mächtig … ein einziges Wort konnte Unheil heraufbeschwören! Sie fürchtete die Rache des toten Guiscard, wenn dem Sohn auf diese Weise etwas zustieß.
    »Er … er legte ein Gelübde ab.«
    »Scheißbock!«, brüllte er. Erregt tanzte die große Nase auf und nieder, und er knallte die Fäuste auf seine Knie. Sie überlegte kurz, ob er wohl besessen war. Diese Nase - und die furchtbaren Flüche … Wie geht man mit Besessenen um? »Was willst du damit sagen?«
    Es gab keine Zeit, darüber nachzudenken, jeden Moment konnte er aufstehen und …
    »Er legte ein Gelübde ab, nicht mehr zu kämpfen.« Ihre Stimme wurde fester, als die Geschichte vor ihrem inneren Auge erstand, und der Besessene verblasste. »Er legte vorm Altar ein Gelübde ab. Gott nahm das Gelübde als wohlgestaltete
Buße an, doch Gott war streng mit ihm: Verstößt er gegen sein Gelübde, fallen ihm die Hände ab!«
    Für einen Moment war es ganz ruhig in der Halle. Dann lachte der Nábitr unsicher.
    »Was erzählst du da für einen Scheißbock-Mist!« Das Naserümpfen wurde stärker, man konnte beinah in die behaarten Nasenlöcher hineinschauen. »Was … das glaube ich dir nicht. Warum sollte ein kerngesunder Mann solch ein Gelübde ablegen?«
    »Seid Ihr getauft?«, fragte Ima zurück und versuchte, den Blick von der furchtbaren Nase zu lenken.
    »Was hat das damit zu tun?«, brüllte er, so laut, dass Ima ihr Ende kommen sah, denn die eine Faust war bereits erhoben, um sie zu schlagen. Er musste besessen sein!
    »Wenn Ihr getauft seid, ist Euch ein Gelübde etwas wert«, sagte sie schnell und zwang sich trotz der drohenden Gefahr, stehen zu bleiben. »Mein Diener legte vor dem Herrn ein Gelübde ab, weil - weil - weil er im Kampf einen Nebenbuhler tötete. Die Dame …« Ima krampfte die Finger zusammen. Welchen Einfluss würden diese Lügen auf Bohemunds Leben haben? »Die Dame wollte ihn danach nicht mehr heiraten, und nur dieses Gelübde würde sie gnädig stimmen können. Also legte er es ab.« Sie hielt inne. Nun war es ausgesprochen, und Gott mochte entscheiden, ob Er Bohemund mit etwas Ähnlichem strafen würde.
    Der Waräger war still geworden und betrachtete gespannt ihr schmales Gesicht. Diese wilden Männer liebten Geschichten, daran erinnerte sie sich dunkel. Und so redete sie weiter und redete um Bohemunds Leben. »Die Dame weinte über dem Toten. Sie raufte sich die Haare und zerriss ihre Kleider, denn natürlich war sie beim Kampf zugegen gewesen. Und es war ein furchtbarer Kampf gewesen. Wie die Berserker hatten sie aufeinander eingedroschen - um die Liebe dieser Dame.« Seine Augen wurden klein, und
selbst die Nase beruhigte sich. Fast hörte man die Schreie der Kämpfer … Ima senkte die Stimme noch ein wenig. »Er hatte ihren Namen im Kampf geschrien, und noch einmal, als er sein Leben aushauchte, weil das Schwert seines Gegners - meines Dieners - in seiner Brust steckte, denn Ihr müsst wissen … auf schreckliche - furchtbare Weise hatte der Mann meinen Diener verhöhnt. Mein Diener hatte ihn herausfordern müssen, um seine Ehre wiederzuerlangen.« Die Fackel an der Wand flackerte, als hätte diese Ehrverletzung einen fauligen Atemzug ausgestoßen. Nábitr rührte

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