Die Tränen der Massai
diese Reparatur. Außerdem muss er regelmäßig gewartet werden.«
»Ja, das dachte ich mir schon.« Er würde die Wartungskosten aus den anderen Kassen nehmen, aber die ursprünglichen Kosten nicht verschleiern können. Er würde sie selbst zahlen müssen, wenn das Projekt überhaupt in Gang kommen sollte. »Wie hoch wäre also der erste Betrag?«
»Vierzigtausend Shilling.«
»Wie? Das sind über tausend Dollar!«
Emma zuckte die Achseln. »Und dabei fällt nicht mal Teegeld für mich ab.«
Er sah ihr offenes Lächeln und wusste, dass sie die Wahrheit sagte. »Danke, Emma«, sagte er. »Ich stehe in Ihrer Schuld. Wie wäre es mit Abendessen?«
»Mungu angu!
Und jetzt will er mich in meinem eigenen Hotel zum Abendessen einladen!«
»Dann gehen wir etwas trinken?«
»Mehr nicht?« Sie drückte spielerisch seinen Arm. »Also gut. Sie laden mich vor dem Abendessen zu einem Drink ein. Aber mein Mann möchte, dass Sie und Ms. Kidongi heute Abend mit uns essen. Zum Dank dafür, dass die UN die Konferenz in unserem Hotel veranstalten.«
»In Ordnung.«
»Und jetzt muss ich auf den Markt gehen. Sie werden mich begleiten«, sagte sie und zog ihn hoch. »Unterwegs zeige ich Ihnen, wo das Büro des Provinzkommissars ist.«
Das Büro des Provinzkommissars befand sich ganz oben im sechs Stockwerke hohen Viktoriasee-Haus, einem der höchsten Gebäude in der Stadt. Es lag einen Block von den Kais entfernt, und man hatte einen schönen Ausblick auf etwas, das Jack ursprünglich für den See gehalten hatte. Nach einem raschen Blick auf die Landkarte im Empfangsbereich des Büros erkannte er, dass es nur die Kavirondo-Bucht war. Der riesige See selbst befand sich hinter dem Horizont.
Der Schreibtisch des Provinzkommissars erinnerte Jack an den von Bhatra. Die Hochglanzoberfläche wurde nicht von so banalen Utensilien wie Stiften und Papier befleckt, es gab nur einen Kalender mit Goldprägung und einen dicken goldenen Füllhalter, der ordentlich darauf lag.
Provinzkommissar Joseph Onunga zählte schamlos den größten Teil von Jacks mageren Ersparnissen nach. »Genau zwanzigtausend, Mr. Morgan«, stellte er eindeutig erfreut fest. »Und Sie sagen, Sie können den Rest überweisen?«
»Ja, sobald ich wieder in Nairobi bin. Wenn das in Ordnung ist.«
»Selbstverständlich.« Onungas Kinn und Wangen wackelten, so nachdrücklich nickte er. »Bitte zahlen Sie die restlichen zwanzigtausend direkt auf ein Konto ein. Das Konto der Werkstatt selbstverständlich.«
»Selbstverständlich.« Jack erinnerte sich daran, dass es seine scharfe Zunge gewesen war, die ihn überhaupt in diese unangenehme Situation gebracht hatte, und zwang sich zu einem freundlichen Tonfall. »Überhaupt kein Problem, Mr. Onunga.«
»Wunderbar. Ich habe die Nummer hier irgendwo.« Onunga suchte in der obersten Schreibtischschublade herum und nahm eine Akte heraus, um darunter nachzusehen. »Nein, anscheinend habe ich sie verlegt. Würden Sie mich einen Augenblick entschuldigen?«
Jack nickte und sah bedauernd zu, wie der Stapel Banknoten in der Tasche von Onungas schlecht sitzender Hose verschwand. Der Provinzkommissar stemmte seine gewaltige Masse vom Schreibtischstuhl und watschelte aus dem Büro.
Jack saß da und trommelte mit den Fingern auf die Armlehne, wütend auf sich selbst, weil er sich hatte dazu treiben lassen, bei dieser Heuchelei mitzumachen. Nach ein paar Minuten wurde er unruhig und stand auf, um auf den See hinauszuschauen. Die steife Brise produzierte Wellen mit weißen Kämmen, die die kleinen Boote am Kai tanzen ließ. Ein größeres Schiff mit zwei rostfleckigen Schornsteinen lag am Hauptkai. Ein Gabelstapler ratterte mit einer Palette mit prall gefüllten Säcken darauf zu.
Jack kehrte vom Fenster zu seinem Platz zurück. Der Name auf der Akte, die in Onungas offener Schreibtischschublade lag, sprang ihn beinahe an:
Onditi.
Das war zu viel, um noch Zufall zu sein. Jack warf einen kurzen Blick zur Bürotür, dann holte er die Akte heraus. Neben Onditis Namen stand eine Telefonnummer in Nairobi. Er suchte nach seinem Taschenkalender und blätterte darin, bis er den Tag gefunden hatte, an dem er James Onditi im Amt für regionale Entwicklung angerufen hatte; der Tag, an dem man ihm nicht allzu höflich erzählt hatte, dass seine Transportpläne gestorben waren. Es war die gleiche Nummer.
Er schlug die Akte auf. Sie enthielt ein paar Notizen, einen Frachtzeitplan und eine Landkarte des Sees. Die Hafenstadt Muhoro war
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