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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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angekreuzt. Jack klappte die Akte wieder zu und bemerkte einen zweiten Namen auf dem Deckel, im gleichen Füllfederblau niedergeschrieben: Mengoru. Der Name sagte ihm nichts, aber er fand es faszinierend, dass Onditi etwas mit Frachtladungen auf dem See zu tun hatte.
     
    Emma saß inmitten brauner Papiertüten im Schatten ihres riesigen gelben Schirms und fächelte sich Luft zu, als Jack zum Auto kam. Als er sie zum Hotel zurückfuhr, fragte er: »Kennen Sie einen Ort am See namens Muhoro?«
    »Muhoro? Muhoro? Oh, ich glaube, es ist ein kleiner Ort in der Nähe der Grenze zu Tansania. Etwa zwei Stunden in diesem Auto.« Sie tätschelte das schwere Armaturenbrett in Anerkennung der Rover-Fahrzeuge.
    Jack warf ihr einen Seitenblick zu. »Was für eine Art von Fracht wird im Hafen von Muhoro verladen?«
    »Ich glaube nicht, dass er noch in Betrieb ist. Vielleicht gibt es einen Kai. Die Laster haben das gesamte Frachtgeschäft übernommen. Alle kleineren Häfen sind geschlossen.«
    »Ich verstehe.«
    »Wollen Sie dort runterfahren?«
    Jack warf einen Blick auf die Uhr. »Ja, ich denke schon.«
     
    Er lenkte den Wagen an die Seite der staubigen Piste. Massive Granitblöcke lagen verstreut im trockenen Gras, als planten ein paar Riesen, hier Murmeln zu spielen. Unter ihm lag Muhoro mit seinem langen Kai, der ins goldene Wasser des Viktoriasees ragte.
    Während der dreißig Kilometer Fahrt von der Hauptstraße von Kisumu nach Tansania, auf der der Staub an jeder noch so verborgenen Stelle in den Landrover eingedrungen war, hatte Jack bereits befürchtet, dass seine Suche vergeblich sein würde. Er fragte sich, welches Interesse Onditi an einer so abgelegenen Stelle von Kenia haben konnte. Je mehr er über Onditi – Nachtclubraubtier und Manipulator von Schmiergeldern – nachdachte, desto eher ging er davon aus, dass Muhoro nicht gerade Onditis übliches Pflaster war.
    Als er den Ort erreichte, bestätigte das seinen Verdacht. Muhoro war verschlafenes Hinterland. Das einzig Bemerkenswerte war der ungewöhnlich große Kai. Emma hatte es auf den Punkt gebracht: dieser Ort hatte einmal bessere Tage gesehen.
    Nur ein paar Schiffe lagen am Kai, die größten von ihnen Fischerboote, einige davon länger als vierzig Fuß. Ein großer rostender Metallrumpf, der im seichten Wasser auf der Seite lag, erzählte von glücklicheren Zeiten, vielleicht, als die Schiffe der Viktoriaseelinie stolz zwischen den großen Häfen der drei neuen Nationen hin und her gefahren waren.
    Was immer es einmal gewesen sein mochte, Muhoro war kein Sündenpfuhl. Jack musste darüber lächeln, wie melodramatisch er geworden war, seit er sich auf diese Bestechung eingelassen hatte. Er legte den ersten Gang ein und fuhr zurück zum Hotel Florence. Er freute sich auf den Aperitif, den er Emma versprochen hatte.

Kapitel 11
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    In dem Drängen nach Landrechten und Unabhängigkeit entstand eine Geheimgesellschaft in Kenia. Ihre Gründer waren überwiegend Kikuyukrieger, und ihre Mitglieder mussten einen Todesschwur leisten, um ihre Loyalität und ihren unerschütterlichen Fanatismus zu gewährleisten.
    Diesen Schwur zu brechen war ein Verbrechen, das die MauMau mit dem Tod bestraften.
     
     
    E s war Mittwoch, der Tag vor dem Zahltag. Das Thorn Tree Café war ruhig, wenn man einmal von den üblichen Touristen mit schmalem Geldbeutel absah, die offenbar gerne hier draußen aßen.
    Mengoru trank einen großen Schluck Bier, rülpste und wischte sich den Schaum mit dem Handrücken ab. Der junge Onditi war wieder einmal zu spät dran. Als er schließlich um ein Uhr zwanzig auftauchte, fauchte Mengoru: »Wo sind Sie gewesen?«
    Onditi setzte sich hin und ließ sich mit der Antwort Zeit. »Ich habe gearbeitet. In Ihrem Interesse.«
    »Um was ging es da genau?«
    »Ich werde es Ihnen sofort sagen. Aber was ist mit der Ladung von letzter Woche? Ist alles gut gegangen?«
    »Sehr gut. Unserer Freunde sind erfreut. Sie wollen mehr.«
    »Gut. Und wann wird das passieren?«
    »In ein paar Wochen. Aber was haben Sie über das Mädchen herausgefunden?«
    »Ah, das sind meine Neuigkeiten. Ich bin zum Rathaus gegangen. Ich habe dort einen Freund. Er war sicher, dass er sie finden konnte. Aber es stellte sich heraus, dass er keinen Erfolg hatte.«
    Mengoru benutzte den Fingernagel, um eine Fleischfaser herauszuziehen, die zwischen seinen Schneidezähnen hängen geblieben war.
    »Dann habe ich in unserem Archiv nachgesehen. So viele

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