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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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sie beide zu den sonnengebräunten Völkern des Südens zählen. Sie sind die Räuber des Meeres, und sowohl tuurische als auch krettische Händler waren dafür bekannt, dass aus ihnen jederzeit, wenn es ihnen etwas einbrachte, Piraten werden konnten. Und ein guter Pirat weiß, dass sich Menschen am besten verkaufen, wenn sie gesund und satt sind. So erhielten Karain und die Waldgeister genug zu essen und trinken. Die Tuurer spannten sogar ein Tuch über ihnen auf und gaben ihnen einen feuchten Lappen, damit sie das Blut von Buls Stirn waschen konnten. Bul war aufgewacht, als sie das Lager verlassen hatten, doch Karain konnte ihn nicht sehen, denn er war auf der anderen Seite des Masts festgekettet worden. Er hörte bloß die Flüche der anderen Schüler, Worte, die er nicht kannte, deren Sinn aber vollkommen klar war. Manchmal konnten alle Waldgeister so dasitzen und die Sklavenhändler verfluchen, doch nichts geschah. In der ersten Nacht flüsterte Loke, der Karain am nächsten saß, dass die geheimnisvollen Beschwörungen außerhalb des Westwalds nicht wirkten, dass er das aber den Schülern nicht sagen wollte, denn er meinte, die Trollworte erhielten ihren Mut aufrecht.
    Und Mut konnten sie jetzt wirklich gebrauchen. Denn auf halbem Wege nach Krett flaute der Wind plötzlich ab, und die kurze Fahrt, die nur einen knappen Tag hätte dauern sollen, wurde zu einer langen Seereise von mehr als zehn Tagen. Das Schiff blieb liegen und trieb zurück nach Süden, und die Tuurer liefen tatenlos über das Deck. Sie verbrachten die Tage mit Trinken und Würfelspielen, und wenn sie voll genug waren, begannen sie nur zu gerne damit, zu untersuchen, was für Wesen sie da gefangen hatten. Sie hielten Karain fest, betasteten sein Gesicht und lachten über seine Krallenfinger. Die Waldgeister mussten ertragen, dass die Tuurer ihnen ihre Hüte abnahmen und Locken aus ihren Bärten herausschnitten. Das ist das Schlimmste, was man einem Waldgeist antun kann, und als einer der Tuurer versuchte, Lokes Bartzopf abzuschneiden, biss der Trolljäger so hart zu, dass Blut auf das Deck spritzte. Ja, Karain hatte niemals zuvor jemanden so laut schreien gehört. Die Sklavenhändler kamen angerannt, und als Loke den Daumen ausspuckte, zückten sie ihre Messer und wollten sie alle töten. Doch derselbe Tuurer, der sie bereits daran gehindert hatte, Karains Finger abzuschneiden, schob sich an ihnen vorbei, und nur dank ihm blieben sie am Leben. Karain hatte mit der Zeit verstanden, dass er Muuner hieß, denn so riefen ihn die anderen immer. Muuner bellte die Mannschaft zurück auf ihre Plätze und schlug den Daumenlosen, der über seine Hand gebeugt dastand, mit der Faust nieder. Karain erinnerte sich gut daran, wie Muuner den Daumen vom Boden aufhob und lachte. Und am gleichen Abend verwendete er ihn als Angelköder und fing damit einen Aal, der so lang wie ein ausgewachsener Mann war. Und Freunde, die Tuurer sind ein merkwürdiges Volk, denn als der Aal gebraten war, fand Muuner mit einem Mal, dass das fette Aalfleisch nicht das richtige Essen für einen Händler wie ihn war, und begann stattdessen, es in die Waldgeister und Karain hineinzustopfen. Die Waldgeister essen ja weder Fisch noch Fleisch, und so kam alles, was er ihnen in den Mund steckte, sofort wieder heraus. Doch Karain konnte nicht anders, als die Bissen, die Muuner ihm unter Drohungen in den Mund schob, zur großen Belustigung der Tuurer hinunterzuwürgen. Ja, mein Bauch schmerzt allein schon beim Gedanken daran!
     
    Dort auf dem Meer war es nicht warm. Der Winter ist in Tuur genauso kalt wie in Krugant, auch wenn der Schnee nur selten liegen bleibt. Nach der ersten Frostnacht gaben sie Karain seinen Umhang wieder, und den Waldgeistern wurden ihre Hüte zugeworfen. Die Sklavenhändler hatten sich längst aus ihren Rucksäcken bedient und alles an sich genommen, was sie haben wollten. Sie gossen Wein in die Wasserschläuche und tranken Lokes Löwenzahngebräu. Aus den Wollgrasdecken der Waldgeister versuchten sie Schals zu knoten, doch der Stoff war zu dick. Als sie die Decken schließlich zurückbekamen, forderte Loke seine Schüler auf, sie um die Schultern zu verknoten, und Karain riet er, die seine unter seinem Umhang zu verstecken, da die Tuurer sie ihnen dann vielleicht lassen würden, wenn sie an Land kamen.
    Nachts saß Karain wach, während die Waldgeister schnarchten. Er zog die Beine unter die Decke und schob seine zitternden Hände unter die Achselhöhlen. Der

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