Die Tramps von Luna
der Dinger in die Hand. »Willkommen auf dem Mars«, sagte er mit einem kühlen Lächeln. »Es wird Ihnen bei uns gefallen.«
»Ich begann schon daran zu zweifeln«, erwiderte Hazel und nahm ihr Heft entgegen.
»Wie?«
»Schon gut. Vielen Dank.«
Sie wandten sich ab. Castor blätterte das Heft durch. Es hatte den Titel: WILLKOMMEN AUF MARS!
Das Innere enthielt mehr Werbung als seriöse Texte. Keines der Bilder war dreidimensional. Immerhin, es war umsonst.
Sie waren keine zehn Schritte gegangen, als der Angestellte plötzlich rief: »He, Madam! Einen Augenblick bitte – kommen Sie zurück.«
Hazel sah ihn grimmig an und kehrte um. »Was gibt’s noch, junger Mann?«
Er deutete auf das Holfter. »Ihre Waffe. Sie dürfen das Ding innerhalb der Stadt nicht tragen.«
»Nein?« Sie zog die Pistole, öffnete die Kammer und hielt sie dem Mann unter die Nase. »Möchten Sie ein Hustenbonbon?«
*
Nachdem sich die freundliche Dame des Reisedienstes davon überzeugt hatte, daß sie wirklich keinen der alten Mars-Türme mieten wollten – eine Million Jahre alt, aber mit Klimaanlagen ausgestattet – reichte sie ihnen eine Liste mit freien Wohnungen. Hazel hatte beschlossen, kein Hotel aufzusuchen, nachdem sie die Preise erfahren hatte. Gemeinsam klapperten sie die Stadt ab. Es gab keine öffentlichen Verkehrsmittel. Viele der Bewohner benutzten Motorroller, die meisten gingen zu Fuß. Die Stadt war wie ein langgezogenes Schachbrett angeordnet, und die Hauptstraßen verliefen parallel zum Großen Kanal. Bis auf ein paar übriggebliebene druckdichte Kuppeln in der »Altstadt« waren die Gebäude einstöckige schachtelähnliche Gebilde ohne Giebel und Fenster. Die Eintönigkeit wirkte erdrückend.
Die erste Adresse erwies sich als winziges Quartier im Küchenanbau eines Hauses – Waschgelegenheit mit den Vermietern zu benützen. Die zweite Wohnung war groß genug, aber in Riechweite einer großen Plastikfabrik. Eines der Endprodukte schien Butylmerkaptan zu sein, wenn Hazel auch darauf beharrte, daß es mehr nach totem Ziegenbock roch. Die dritte – aber es hatte wenig Sinn, alle Versuche aufzuzählen. Keines der Quartiere bot auch nur soviel Komfort wie die beengten Wohnräume der Moostöter.
Hazel holte tief Atem und sah ihre Enkel der Reihe nach an. »Was nun, Kinder? Sollen wir ein Zelt aufbauen oder zur Moostöter zurückgehen?«
»Unmöglich«, protestierte Pollux. »Wir müssen unsere Fahrräder verkaufen.«
»Mund halten, Kleiner«, sagte sein Bruder. »Hazel, war da nicht noch eine Casa Sowieso?«
»Casa-Manana-Apartments, südlich des Kanals – und wahrscheinlich auch nicht besser als die anderen. Schön, Infanterie. Weiter geht der Marsch.«
Die Gebäude wurden spärlicher, und sie sahen ein paar Marspflanzen, die ihre Zweige gierig der Sonne entgegenstreckten. Lowell begann zu quengeln. »Trag mich, Hazel!«
»Kommt nicht in Frage, Liebling«, sagte sie energisch. »Du hast jüngere Beine als ich.«
Meade blieb stehen. »Mir tun die Füße auch weh.«
»Unsinn! Wir haben knapp ein Drittel g.«
»Vielleicht. Aber es ist doppelt soviel wie auf Luna, und wir waren jetzt mehr als ein halbes Jahr im freien Fall. Ist es noch weit?«
Auch den Zwillingen taten die Füße weh, aber sie gaben es nicht zu. Sie trugen Buster abwechselnd auf den Schultern. Casa Mariana war verhältnismäßig neu und im Hinblick auf ihre heruntergeschraubten Anspräche akzeptabel. Es handelte sich um ein langgestrecktes, niedriges Gebäude, das Hazel an einen Hühnerstall erinnerte; aber sie behielt diesen Vergleich für sich. Fenster besaß das Ding nicht, doch die Lüftung und Beleuchtung waren ausreichend.
Die Wohnung, die ihnen der Besitzer zeigte, bestand aus zwei winzigen Räumen, einer Dusche und einem Wohnzimmer. Hazel sah sich um. »Haben Sie nichts Größeres, Mister d’Avril?«
»Gewiß, Madam – aber ich vermiede zu Beginn der Touristensaison nicht gern große Wohnungen an eine so kleine Familie. Für den Jüngsten stelle ich Ihnen gern eine zusätzliche Liege auf.«
Sie erklärte ihm, daß zwei Erwachsene nachkommen würden. Er überlegte. »Sie wissen nicht, wie lange die Kriegsgott noch unter Quarantäne steht?«
»Nein.«
»Weshalb reden wir dann nicht über die Sache, sobald das Datum feststeht? Irgendwie werden wir Sie schon unterbringen. Das ist ein Versprechen.«
Hazel beschloß, den Vertrag abzuschließen. Ihre Füße schmerzten abscheulich. »Wieviel?«
»Vierhundertfünfzig pro Monat
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