Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)
die plastische chirurgie!«
ich hatte wirklich den eindruck, vor einem zu groß geratenen embryo, einer riesenhaften amöbe zu stehen, besser gesagt, zu schweben. der rotton der flüssigkeit änderte sich im gleichtakt zur pulsfrequenz, die auf etwa zehn schläge in der minute gesenkt worden war, wellenartige kontraktionen durchliefen isus körper im selben rhythmus.
die kurven am datenschirm sagten mir, dass sie sich, oder zumindest ihr gehirn, in einem tiefen schlafzustand befand. ich ertappte mich immer wieder dabei, wie mein blick sich von ihr abwendete, völlig unkontrolliert in der gegend umherschweifte, nur um dem schauderhaften anblick zu entgehen, den ihr körper jetzt bot.
auch redete ich mir ein, ich hätte genug gesehen und sollte mich auf den rückweg machen, sie schliefe ja ohnehin und könnte mich ja soundso nicht hören. ich zwang mich aber, hierzubleiben und zu warten, ich war ja gekommen, um mit ihr zu sprechen, sie zu trösten. vielleicht konnte ich ihr ja in irgendeiner weise behilflich sein und zeit spielte in meinem fall keine rolle, hatte ich ja alle zeit der welt, zumindest aber bis zum tode meiner sterblichen hülle und was danach geschah, wer wusste das schon genau, es bestand ja immerhin die möglichkeit, dass ich danach noch um etliches länger zeit hatte, mich um sie zu kümmern.
»kein schöner anblick, was?«
diese feststellung traf mich wie ein blitz aus heiterem himmel. ich war so in meinen gedanken versunken gewesen, dass ich im ersten moment dachte, jemand vom krankenpersonal hätte eine frage an mich gerichtet, gleich fiel mir aber ein, ich befand mich nicht leiblich auf dilmu acht, wer hatte also mit mir gesprochen?
»na wer wohl? ich, deine isu.«
»meine isu? ich hör’ wohl nicht richtig, das hätte sie in
64
ENEM
nicht gesagt, wer ist es also, der solche späße mit mir treibt?«
»ich bin’s wirklich, gleich hinter dir. ich beobachte dich schon eine ganze weile. freut mich, dass du mich besuchen kommst, zwar etwas spät, ist ja immerhin schon ein jahr her, seit mir dieses ..., dieses missgeschick passiert ist, du hättest ruhig früher kommen können, doch ich freue mich wirklich. krieg’ ich keinen begrüßungskuss?«
ich drehte mich um und da war sie, lehnte lässig an einer der vielen lebenserhaltungsboxen und lächelte. natürlich stand sie nicht wirklich da, ihr geist war ja genauso unsichtbar, wie der meine, doch ich registrierte feinstoffliche zusammenballungen reinster energie, die ich als die ihren erkannte und mein gedächtnis formte aus der erfühlten energieverteilung ein dreidimensionales, wirklichkeitsgetreues abbild ihres körpers. zu meinem leidwesen war sie bekleidet, vermutlich war es ihr geist, der mich zwang, sie im freizeitanzug zu sehen.
»na, was ist? du tust so, als siehst du ein gespenst, nimm’ mich doch endlich in deine arme.«
»du ..., du bist hier, ich dachte du schläfst, liegst bewusstlos in dieser biomasse.«
ich ging auf sie zu, immer noch nicht hundertprozentig davon überzeugt, tatsächlich isu vor mir zu haben. ich zögerte.
»und wie stellst du dir das vor, dich umarmen? womit denn?«, fragte ich etwas unsicher. ich hatte keine vorstellung davon, wie sich zwei energieklümpchen umarmen sollten.
sie streckte ihre arme aus, schwebte heran und schaffte es irgendwie, mich zu fassen und an sich zu drücken.
«ist doch ganz einfach, oder? du musst es nur wollen.«
ich war verblüfft, es war tatsächlich das gleiche oder zumindest ein sehr ähnliches gefühl einer »herkömmlichen« umarmung.
»du denkst immer nur an das eine, sogar jetzt, wo wir beide nur als energiewolken existieren.«
»bitte, was meinst du, ich verstehe nicht?«, fragte ich etwas ratlos.
»na, du hast dich doch gefragt, wie’s wohl wäre, jetzt, als ›geist‹, mit mir zu schlafen, stimmt doch, oder? ich kann’s dir auch nicht sagen, ich hab’s noch mit niemandem ausprobiert und im moment hab’ ich wirklich keine lust dazu und schon gar nicht hier an diesem grauenhaften ort. vielleicht später mal. ich bin auch neugierig ...«
»tut mir leid, ich wollte ...«
»schon gut, ich weiß selbst, dass du mich nicht danach gefragt hättest, bin ja selbst schuld, dass ich in deinen gedanken schnüffle, wird nie wieder vorkommen. weshalb bist du nicht früher gekommen?«
»nun, ich ..., ich hab’ erst heute von deinem unfall erfahren, man hat es mir verschwiegen, um meine ausbildung zum navigator nicht zu gefährden. bis heute ..., na es gab’ da einen
Weitere Kostenlose Bücher