Die Troja-Mission
übereinander gepappt, als wollten sie einen Wal knebeln.
Pitt verstaute das Messer wieder in der Tasche und rollte sich ein, bis er beide Füße gegen den Rumpf stemmen konnte, drückte dann mit aller Kraft dagegen und hoffte, dass die Bombe nur per Funksignal ausgelöst wurde. Der Behälter löste sich so unverhofft, dass Pitt fast zwei Meter nach unten gerissen wurde, ehe er sich wieder fing. Erst in diesem Moment, als er mit beiden Händen die Bombe hielt, fiel ihm auf, dass er viel zu hektisch atmete, dass sein Herz schlug, als wollte es die Rippen zertrümmern.
Ohne abzuwarten, bis sich Puls und Atmung wieder halbwegs beruhigt hatten, schwamm er zum Heck und tauchte neben dem Ruder auf. Niemand war zu sehen. Anscheinend suchten die anderen immer noch das Schiff ab. Er spie das Mundstück aus und rief dann nach oben.
»Kann mir mal jemand helfen!« Er wunderte sich nicht weiter, als Giordino zuerst reagierte.
Der kleine Italiener kam aus der Luke des Maschinenraums gestürmt und beugte sich über die Heckreling. »Was hast du gefunden?«
»So viel Sprengstoff, dass man damit ein Schlachtschiff in die Luft jagen kann.«
»Soll ich das Zeug an Bord hieven?«
»Nein.« Pitt keuchte kurz auf, als eine Welle über seinen Kopf hinweg spülte. »Hol ein Rettungsfloß, mach eine Leine daran fest und wirf es über Bord.«
Giordino stellte keine Fragen. Rasch kletterte er die Leiter hoch, die aufs Dach des Deckhauses führte, riss eines der beiden Rettungsflöße aus dem offenen Korb, in dem sie verstaut waren, damit sie jederzeit flottgemacht werden konnten, falls das Boot sinken sollte. Renee und Dodge, die gerade an Deck kamen, fingen das Floß auf, als Giordino es über die Dachkante aufs Deck schob.
»Was ist los?«, fragte Renee.
Giordino nickte Richtung Pitt, der sich hinter dem Heck des Bootes in der Dünung treiben ließ. »Dirk hat einen Sprengkörper gefunden, der am Rumpf angebracht war.«
Renee beugte sich über die Bordwand und warf einen Blick auf den Behälter, der im Schein von Pitts Unterwasserlampe deutlich zu sehen war. »Wieso lässt er ihn nicht einfach auf den Grund sinken?«, murmelte sie mit bangem Unterton.
»Weil er etwas damit vorhat«, antwortete Giordino. »Fassen Sie mit an. Wir werfen das Floß über Bord.«
Dodge packte wortlos mit an, als sie das schwere Floß über die Reling hievten und ins Wasser warfen, wo es mit einem lauten Klatschen aufschlug. Pitt stieß sich mit den Flossen aus dem Wasser, hob den schweren Behälter über den Kopf und legte ihn vorsichtig auf den Boden des Floßes. Er war sich darüber im Klaren, dass er sein Glück womöglich über Gebühr auf die Probe stellte, tröstete sich aber damit, dass er ohnehin nichts davon mitbekommen würde, falls er in die ewigen Jagdgründe eingehen sollte.
Erst als der Behälter sicher im Floß lag, atmete er erleichtert auf.
Giordino legte das Fallreep aus und half Pitt an Bord. »Kipp ein paar Liter Treibstoff ins Floß und gib die Leine aus, so weit es geht«, sagte Pitt, als ihm Giordino die Pressluftflaschen abnahm.
»Haben Sie etwa vor, ein mit Benzin und Sprengstoff gefülltes Floß hinter dem Boot herzuziehen?«, fragte Dodge ungläubig.
»Genauso ist es.«
»Was passiert, wenn es die Boje mit dem Sender passiert?«
Pitt schaute Dodge an und grinste verschmitzt. »Dann macht’s bumm.«
20.
Von See aus gesehen, lag die rot gestrichene und mit einer ungeraden Zahl gekennzeichnete Boje, auf der ein rotes Licht blinkte, wie allgemein üblich an der Backbordseite der Fahrrinne. Die Boje auf der anderen Seite war grün gestrichen, trug eine gerade Zahl und blinkte grün. Da die
Poco Bonito
aber aus dem Hafen von Bluefields auslief, war die Boje an Steuerbord rot und die auf der Backbordseite grün.
Alle bis auf Giordino, der das Ruder übernahm, drängten sich auf dem Achterdeck und starrten gespannt über die Bordwand, als der Bug der
Poco Bonito
die beiden Bojen passierte.
Obwohl sie mit eigenen Augen gesehen hatten, wie Pitt den Sprengstoffbehälter, den er entdeckt hatte, im Floß deponiert hatte, befürchteten Ford und Dodge nach wie vor, dass das Boot jeden Moment in einem Feuerball aufgehen könnte. Beklommen blickten sie auf das kleine orangefarbene Gebilde, das rund hundertfünfzig Meter achteraus im Wasser trieb, und wagten kaum zu atmen, bis die
Poco Bonito
die Bojen mit voller Rumpflänge passiert hatte, ohne in Stücke gerissen zu werden.
Dann aber stieg die Anspannung umso mehr, als sich
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